
Ausgebüxt. Ein Klatschmohn nimmt Reißaus.
Die Thujen der neuen Nachbarn sind tot. So schnell wie sie letztes Jahr gekommen sind, so schnell waren sie hin. Was eigentlich eine gute Nachricht wäre, ist in Wahrheit noch immer ein Problem für mich: Denn die Nachbarn entfernen die Pilz verseuchten Koniferen nur sehr zögerlich. Warum, weiß kein Mensch. Die Bäume sind hin, und den Grund dafür haben sie sich sogar von einem “echten Experten” (sprich Fachverkäufer des Baumarktes) erklären lassen: Thujen vertragen unseren schweren Lehmboden nicht. Genauso wenig wie B1-Universaldünger, den Herr Nachbar im Frühling direkt aus der Pappschachtel heraus überall verstreute, als würde er Kuchen mit einer dicken Schicht Puderzucker bestäuben. Nein, Thujen mögen das ganz sicher nicht.
Zwei Thujen fallen in einem Frühlingssturm um, zwei weitere braune Gerippe werden nach Wochen(!) endlich entsorgt. Doch noch immer stehen fünf kranke tote Thujen an meiner Grundstücksgrenze – direkt hinter meinen Kletterrosen. Der Erfolg: Meine sonst so vitale Getrude Jekyll bekommt im Mai Sternrußtau und Rosenrost. Seither spritze ich sie alle 10 Tage und hoffe auf ihre Regeneration nach dem Sommerschnitt der Rosen und auf das baldige Einsehen der lieben Nachbarn.
Der ehemalige Garten einer Blumengärtnerin verkommt zum Friedhof für sterbende Koniferen.
Die Nachbarin sagt, sie wisse noch nicht, was sie anstelle der Thujen dort pflanzen soll. Der schmale Streifen, der den Nachbarn zwecks Einfriedung ihres Grundstücks zur Verfügung steht, ist denkbar schmal. Doch das ist alleine ihrem eigenen Übermut geschuldet, als sie zum Einstand mit Baggern anrückten und den halben Hang abtrugen. Jetzt haben Sie ein Problem: Der Grenze verläuft nicht nur an einem Hang von Nord nach Süd, sondern ist durch ihre Baggeraktion an der schmalsten Stelle auch nur knapp 60 Zentimeter breit, wovon 40 cm auf Betonpflanzsteine fallen. Und das ist im Grunde zu schmal für eine gesunde Hecke.
Ein guter Zaun macht gute Nachbarn. Vernünftige Pflanzen mit richtigen Grenzabstand auch.
Mein Vorschlag: Eine schmale Hecke aus Euonymus oder Liguster. Noch besser wären allerdings zwei, maximal drei niedrige Blütengehölze an den Stellen, wo auf meiner Seite keine Rose den Grenzverlauf markiert. Als kleine, grüne Grenze reicht das vollkommen, wenn zwei Nachbarn sich einig sind. Kaum gesagt, pflanzt die Nachbarin auch schon einen, wie sie es sagt, “zur Probe gekauften” Liguster. Der dabei erforderliche Grenzabstand von Pflanzen ist ihr leider völlig egal. Mangelnder Platz zwischen Säulenzierapfel und Eberesche leider auch. Da wird sie wohl noch einmal graben müssen.

Gertrude Jekyll und im Hintergrund: Die Hütte fürs Kinderspielzeug.
Aber ich bin ja keine “nörgelnde” Nachbarin und halte deswegen die Klappe. Dabei würde ich dem jungen Paar ja gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen, denn was Garten und die Pflege von Pflanzen angeht, sind beide einfach sehr unerfahren.
Nur gut, das Muttern nie erfährt, was seit knapp einem Jahr mit “ihrem”, einst so schönen Blumengarten passiert. Sie würde sich darüber sicher maßlos ärgern. Ich sag nur Baumpfingstrose gegen eine Fünf-Euro-Thuja tauschen und eine zwei Meter hohe, bildschöne Magnolie zu einem schmalen Steckerl-Baum kastrieren, nur damit fünfzig Zentimeter daneben eine weitere hässliche Thuja passt.