Eine Kletterrose muss zum Garten passen – und zu seiner Gärtnerin

Tante Auguste war eine herzensgute Frau. „Alles, was wir als Kinder zu Hause nicht durften, ging bei ihr durch. So schwärmte Mutter von Omas Schwester, die irgendwo südlich von Düsseldorf ein Häuschen mit Garten hatte. Ich war als Kind nur ein einziges Mal dort, doch dieser Ausflug in den frühen 1960er Jahren ist bis heute fest verankert in meiner Erinnerung. Schuld daran war ein Rosenbogen, der das Gartentor umspannte und der damals über und über mit rosa Rosenblüten bedeckt war. Ein Traum!

Tante Augustes Kletterrosen haben schon früh meine Leidenschaft für Rosen geweckt. Im nachhinein ist es kaum verwunderlich, dass viele Jahre später meine erste Rose eine Kletterrose namens Rosarium Uetersen war.

Rosengarten mit Aussicht: Kletterrose New Dawn am Rosenbogen. Im Hintergrund ein Kirschgarten und anschließend ein Wald auf dem Lindelberg.

Garten mit Aussicht: Kletterrose New Dawn am Rosenbogen. Im Hintergrund ein Kirschgarten und anschließend ein Wald auf dem Lindelberg.

 

Warum die Wahl einer Kletterrose nicht dem Zufall überlassen?

Sich für eine bestimmte Kletterrose zu entscheiden, ist nicht einfach. Immerhin gehen bis fünf Jahre ins Land, bis aus einer jungen Kletterrose eine prächtige und gesunde große Kletterrose heranwächst. Fällt die Wahl auf ein Sensibelchen wie Graciosa, ärgert man sich darüber wohlmöglich jahrelang. Entscheidet man sich für ein Stachelmonster wie die beliebte Jasmina, ist die Freude ebenfalls getrübt.

Bei Kletterrosen an Durchgängen  sollte Sie darauf achten, dass die Zweige leicht biegsam und wenig bestachelt sind. Leider halten sich nicht alle Rosen an die versprochenen Aussagen der Rosenhändler. Auch die wunderbare Weltrose New Dawn hat im Alter deutlich mehr Stacheln als in ihrer Jugend. Das steht so allerdings in keiner Beschreibung.

Harmonische Farbkombinationen prägen den romantischen Garten

Persönliche Vorlieben für bestimmte Farben spielen bei Wahl der richtigen Kletterrose eine wichtige Rolle. Jeder mag die roten Kletterrosen des Nachbarn, nur ich persönlich mag sie nicht. Rote Rosen sind mir zu profan, behaupte ich, wohlwissend, dass kaum jemand das versteht. Ich mag lieber Rosen in Rosa, Pink, Aprikot, Gelb und Weiß. Oder eben geflammte Rosen. Diese kann ich wunderbar miteinander und zusammen mit Stauden kombinieren, ohne dass eine einzelne Rose das Zepter im Beet komplett übernimmt. Sie fügen sich ein im Rosen- und Staudenbeet und genauso soll es sein – auch am Rosenbogen.

Die richtige Kletterrose, ihr Standort, Schnitt und Pflege | Seien Sie achtsam bei der Wahl einer Kletterrose, denn bis diese ihren wahren Charakter zeigt, dauert es gerne mal 5 Jahre. Folgen Sie lieber vorab diesen Auswahlkriterien und den Empfehlungen ausgewiesener Rosenexperten, um ihre Traumrose zu finden.

Blick in den westlichen Rosengarten mit Kletterrose Pink Parade, Strauchrose Alnwick Castle, Beetrose Winchester Cathedral und vielen Rosen mehr im Hintergrund. Links führen ins Schwesterblog „Mein Blumenbild des Tages“.

Auch die Farbe der Hauswand kann eine wichtige Rolle bei der Auswahl sein, sofern die Kletterrose direkt an der Hauswand wachsen soll. Ist die Wand weiß oder hell getüncht, darf die Rose ruhig einige Nuancen dunkler sein. Vor einer dunklen Holzwand kommen dagegen helle Rosen wie die historische Rose Ghislaine de Felingonde besser zur Geltung.

Welchen Standort brauchen Kletterrosen?

Auch wenn Kletterrosen angeblich Sonnenkinder sind, ohne pralle Mittagssonne geht es ihnen deutlich besser. Insbesondere wenn sie vor einer Wand steht. Dort entsteht rasch mehr Stauwärme, als es der Rose gut tut. Die Folge: Pilzkrankheiten wie Mehltau, Sternrußtau oder Rosenrost haben leichtes Spiel. Deswegen:

  • Kletterrosen brauchen einen luftiger Stand,
  • tiefgründigen, nährstoffreichen, humosen und lehmhaltigen Boden,
  • in sonniger bis halbschattiger Lage. 4-5 Stunden Sonne sollten es im Sommer täglich schon sein.
  • Bevorzugen Sie Süd-Ost, Ost, Süd-West bis West-Lagen

Gute Rosenschulen listen Rosen auch anhand der bevorzugten Lage auf. Diese Listen sind freilich nicht auf Ewigkeiten festgezurrt, doch die Erfahrung der Spezialisten ist mir persönlich schon sehr wichtig, zumal Rosen ja über einen langen Zeitraum hinweg im Garten wachsen und gedeihen sollen. Bis eine schlechte Erfahrung im Rosengarten wettgemacht ist, dauert es mitunter Jahre. Ja, ich weiß aus leidvoller Erfahrung, wovor ich warne.

Historische Kletterrose Ghislaine de Felingonde | Video

Kletterrosen schneiden: wann und wie?

Das kommt darauf an, ob es sich um eine Kletterrose mit eher starren Zweigen handelt, oder um einen sogenannten Rambler.

  • Bei Kletterrosen entfernen Sie im April, sobald die Forsythien blühen, Totholz und schwache Rosentriebe an ihrer Basis.
  • Schneiden Sie die Seitentriebe auf ein bis zwei Augen zurück, lassen Sie die langen Rosentriebe jedoch ungekürzt.
  • Wickeln Sie die langen Triebe schräg nach oben an die Kletterhilfe, den Obelisken oder Rosenbogen.
  • Ältere Kletterrosen sollten Sie immer wieder mal von innen auslichten und so verjüngen. Entnehmen Sie dazu maximal ein Drittel der ältesten Zweige an ihrer Basis oder direkt nach der ersten Verzweigung. Wenn Sie diese Verjüngung alle zwei bis drei Jahre vornehmen, bleibt Ihre Kletterrose Jahrzehnte vital. Tun Sie es nicht, verkahlt sie von unten und sieht nicht mehr schön aus.
  • Beim Sommerschnitt nach dem 1. Flor geht es dagegen um das Ausputzen. Bei einer gesunden öfterblühenden Rose schneiden Sie Verblühtes direkt oberhalb eines echten Blattes oder einer Verzweigung ab. Zeigt die Rose dagegen zu diesem Zeitpunkt bereits Anzeichen einer Pilzerkrankung, dann schneiden Sie sie tiefer zurück und entfernen so viel krankes Laub, wie es Ihnen möglich ist. Nach dem radikalen Sommerschnitt treibt die Rose aus eigener Kraft gesund wieder aus.
  • Im Herbst kürzen Sie lediglich weit überhängende Triebe ab, damit sie nicht planlos beim nächsten Sturm abbrechen.

Ramblerrosen werden in der Regel nur geschnitten, wenn ihre Zweige im Weg sind oder zu dicht für ihren Standort gewachsen sind. Die meisten Rambler blühen nur einmal, dafür sehr lange. Im Herbst schmücken sich Ramblerrosen mit Hagebutten. Ein Schnitt würde den schönen Fruchtbesatz verhindern und das wollen Sie doch sicher nicht.

Die richtige Kletterrose, ihr Standort, Schnitt und Pflege | Seien Sie achtsam bei der Wahl einer Kletterrose, denn bis diese ihren wahren Charakter zeigt, dauert es gerne mal 5 Jahre. Folgen Sie lieber vorab diesen Auswahlkriterien und den Empfehlungen ausgewiesener Rosenexperten, um ihre Traumrose zu finden.

Kletterrose Charles Austin blüht überreich an einer Nord-Ost-Wand

Kletterrosen düngen: wie und wann?

Kletterrosen sind Hochleistungsrosen, die viel Nahrung, sprich Dünger brauchen. Düngen Sie daher nach dem 1. Schnitt im Frühling mit gutem organischem Rosendünger nach Packungsvorschrift. Zwei, drei Schaufeln Kompost sind aber genauso gut. Düngen Sie ein zweites Mal während oder nach dem Sommerschnitt. Arbeiten Sie den Dünger oberflächlich in den Boden rund um den Wurzelbereich ein.

Rosenkrankheiten: wie vorbeugen oder heilen?

Rosenkrankheiten sind zumeist Pilzkrankheiten. Sie sind lästig und treten, wenn Sie Pech haben, jedes Jahr aufs Neue auf. Warum ist das so? Weil sich Pilzsporen lange im Boden halten und von dort aus Pflanzen immer wieder aufs Neue infizieren. Auch auf dem Kompost halten sich die Sporen von Sternrußtau und Rosenrost. Was also tun?

Rosenkrankheiten vorbeugen:

  • Kaufen Sie sich eine geprüfte ADR-Rose, die nicht nur gut aussieht, sondern deren Blattgesundheit geprüft und belegt ist.
  • Pflanzen Sie die Rose immer nur an einen für sie wirklich geeigneten Standort mit dem entsprechenden Boden: Luftiger Standort, guter, tiefgründiger Gartenboden, der auch gerne lehmig sein darf. Wählen Sie für Englische Rosen besser ein Ost- oder Westbeet, volle Mittagssonne vertragen längst nicht alle Rosen. Dunkle Rosenblüten verbrennen in extremer Südlage schnell.
  • Halten Sie Abstand von Rose zu Rose und von Kletterpflanze zu Kletterrose. Jede Kletterrose fängt einmal als Baby an und wohin es führt, haben Sie bestimmt auch schon gesehen: Monsterrosen ohne Ziel und Ende. Eine Bobby James kann in kürzester Zeit 10 Meter und mehr erklimmen. Auch James Galway, New Dawn, Camelot oder Jasmina entwickeln sich schnell zu erstaunlicher Größe und Statur. Planen Sie genügend Platz für sie ein und pflanzen Sie keine andere Kletterpflanze dicht daneben. Das geht nie lange gut und dann muss eine der beiden weichen.
  • Düngen Sie, aber mit Augenmaß und vernünftig. Rosen sind Starkzehrer und brauchen ausreichend Nahrung, sonst kränkeln sie und werden rasch von Schädlingen und Krankheiten heimgesucht. Verwenden Sie guten, organischen Rosendünger zweimal im Jahr. Einmal Anfang / Mitte April beim Austrieb und nach dem ersten Schnitt. Eine weitere Düngergabe erfolgt nach dem 1. Flor ab Ende Juni / Anfang Juli. Herbstdünger (Patentkali) bis Ende August lässt Rosentriebe besser ausreifen, damit sie besser durch den Winter kommen.
  • Bekämpfen Sie Blattläuse an Rosen NICHT mit Gift. Überlassen Sie saugende Insekten an Rosen besser Nützlingen wie Vögeln und den Larven von Marienkäfer und Florfliegen. Wenn Sie Gift sprühen vergiften Sie Jungvögel und alle Nützlinge. Danach haben Läuse leichtes Spiel und werden tatsächlich zur Plage. Das muss wirklich nicht sein!
  • Entfernen Sie alle kranken Rosenblätter, auch die, die auf dem Boden liegen.
  • Schneiden und lichten Sie Ihre Kletterrose regelmäßig.
  • Probieren Sie Stärkungsmittel für Rosen aus.

Rosenkrankheiten heilen:

  • Gegen Mehltau hilft mehrmaliges Spritzen mit einem Milch-Wasser-Gemisch im Verhältnis 1 : 9. Schneiden Sie stark betroffene Triebspitzen zurück, die Rose treibt danach gesund wieder aus.
  • Gegen Rosenrost und Sternrußtau hilft der radikale Sommerschnitt nach dem 1. Flor. Die Rose treibt anschließend wieder gesund aus. Entfernen Sie gleichzeitig alle kranken Blätter und entsorgen Sie sie im Hausmüll.
  • Verwenden Sie systemisch wirkende Spritzmittel gegen Rosenrost und Sternrußtau und wechseln Sie das Mittel jährlich, damit sich keine Resistenzen entwickeln. Zweimaliges Spritzen mit 14 Tagen Abstand reicht meiner Erfahrung nach.

Winterschutz: ja oder nein?

Das kommt auf den Standort an. Viel wichtiger als Winterschutz ist es, eine robuste Rose passend zur Lage zu pflanzen. Ansonsten genügt das Anhäufeln der Rose mit Erde rund um die Veredlungsstelle unten. An besonders exponierten Standorten, dort wo Wintersonne die Rose möglichweise zu früh zum Austreiben verführt, können Sie mit Vlies, Jutesäcken oder Tannenzweigen versuchen, die Rose zu schattieren. Aber je höher die Rose ist, desto schwieriger ist das in der Praxis.

Welche Kletterrose ist nun die Beste?

Es gibt unzählige, wunderschöne Kletterrosen. Die Qual der Wahl kann ich Ihnen leider nicht abnehmen. Nur so viel:

  • Achten Sie auf das ADR-Zeichen. Es steht für geprüfte Gesundheit der Rose und das ist schon enorm viel wert.
  • Gute Rosenzüchter empfehlen gute Rosen und unterscheiden hierbei nicht nur nach ihrer Blütenfarbe, sondern auch nach Wuchshöhe, Gesundheit, Verwendung im Garten und anderen Kriterien. Sehr gut machen dies beispielsweise Rosenhof-Schultheis.de, Rosen Kordes, oder auch David Austin in England. Links und weitere Namen finden Sie unter „Rosenadressen“ gleich hier im Blog. Ich empfehle Ihnen allerdings, Rosen direkt bei einem Rosenzüchter oder in einer Rosenbaumschule zu kaufen, auf alle Fälle nicht im Baumarkt oder im Gartencenter.

Weltrose New Dawn am Rosenbogen | Video

Die richtige Kletterrose, ihr Standort, Schnitt und Pflege | Seien Sie achtsam bei der Wahl einer Kletterrose, denn bis diese ihren wahren Charakter zeigt, dauert es gerne mal 5 Jahre. Folgen Sie lieber vorab diesen Auswahlkriterien und den Empfehlungen ausgewiesener Rosenexperten, um ihre Traumrose zu finden.

Fiona Amann

Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. In ihrem Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus vier Jahrzehnten, stellt Lieblingspflanzen und ihre Pflege vor, verrät die Lieblingsrezepte ihrer Familie und Rezepte aus ihrer Landküche und dazu lohnenswerte Gartengeräte, Koch - oder Gartenbücher vor.