Andere haben an Sankt Martin nur Gänse im Sinn oder Sonne, Mond und Sterne. In meiner Familie war das immer schon ein wenig anders. Das mag daran liegen, dass mein Vater am 11.11. Geburtstag hatte und bei ihm zu Hause gab es an Sankt Martin immer Mutzen. Verständlicherweise. Denn die Familie lebte mit vier Kindern vor und während des Krieges in bescheidenen Verhältnissen: Mitten in Düsseldorf Bilk, zu sechst unterm Dach in zwei Zimmern. Das Klo war auf halber Treppe. Kein Wunder also, wenn meine resolute Großmutter Sophie ihrer Familie eher Mutzen auftischte als eine unbezahlbare Gans. Das Rezept ist einfach, macht „viele Mäuler preiswert satt“ und ist eine Leckerei.
Sankt-Martins-Mutzen, mein Familienrezept
Zutaten:
- 500 Gramm Mehl
- 1 Päckchen Hefe
- 30 Gramm flüssige Margarine oder Butter
- 1/4 Liter Milch
- 2 EL Zucker
- 1 Prise Salz
- (eingeweichte) Rosinen nach Geschmack
Rühren Sie zunächst den Vorteig bzw. das Dampferl an: Dazu Hefe in etwas warmer Milch und etwas Mehl zu einem Brei anrühren, mit Mehl bestäuben und ca. 15 Minuten stehen lassen. Sobald das Dampferl angegangen ist, geht der Brei nach oben und die Mehldecke reißt auf.
Geben Sie den Vorteig in eine Küchenmaschine.
Geben Sie alle anderen Zutaten dazu und kneten den Teig 3 Minuten in der Maschine. Das Ganze geht natürlich auch mit Küchenmixer und Knethaken. Der Teig ist bleibt dabei recht weich und soll schwer reißend vom Löffel fallen.
Lassen Sie den Hefeteig 1 Stunde zugedeckt bei Zimmertemperatur gehen.
Sie können die Gehzeit auch ganz einfach mit der Temperatur regeln. Wenn Sie die Schüssel mit dem Hefeteig in den Kühlschrank oder in den kühlen Keller stellen, verlängert die Garzeit erheblich. Das ist sehr praktisch, wenn Sie morgens den Teig vorbereiten möchten, um daraus abends Mutzen zu backen.
Steht die Teigschüssel dagegen an einen warmen Ort (dabei jedoch stets unter 40°C bleiben), geht der Teig recht fix in die Höhe. Bei 22°C Zimmertemperatur braucht der Teig etwa eine Stunde um ordentlich an Höhe zu gewinnen. Das hängt allerdings auch von der Frische der Hefe und vom Wetter ab (Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Karma, Hokuspokus etc.).
Ist der Teig fertig, kneten Sie noch einmal kurz und kräftig mit der Maschine durch.
Erhitzen Sie in einer guten Gusseisenpfanne Butterschmalz, Öl oder Margarine sanft. Stechen Sie mit einem großen Esslöffel etwas Teig ab und drücken ihn flach in die Pfanne (ähnlich wie Kartoffelpuffer).
Tipp: Mit einem leicht eingeölten Löffel gelingt das Portionieren des Teiges recht einfach.
Mutzen sind ca. 1 cm dick und dürfen nur ganz langsam von beiden Seiten braten. LANGSAM, weil Mutzen sonst schwarz werden, aber nicht gar. Meine Herdflamme ist 10-stufig, Stufe 4-5 ist für dieses Gebäck recht brauchbar.
Stellen Sie die Mutzen nach dem Ausbacken warm, bis alle fertig sind. Anschließend mit Zucker bestreuen und warm servieren. Bei uns gibt es Apfelmus dazu.
Guten Appetit!
Was ist anders an Düsseldorfer Karnevals-Mutzen?
Wikipedia sagt, Mutzen sind ein Siedegebäck. Und auch bei Chefkoch werden Mutzen in heißem Öl gemacht. Jetzt bin ich ja nicht die Expertin für Rheinische Küche, obwohl in meinem Elternhaus vorwiegend rheinisch (später allerdings bayerisch) gekocht wurde. Ich kann nicht sagen, ob das Ausbacken der Mutzen in der Pfanne eine aus der Not geborene Erfindung meiner Großmutter war, oder ob es in Düsseldorf verschiedene Varianten (mit und ohne Ei im Teig) dieser Mutzen gibt. Die einen zum Karneval, die anderen am 11.11. – der Tag, an dem bekanntlich der Karneval wieder beginnt. Falls Sie mehr darüber wissen, klären Sie mich bitte auf. Danke.
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.