Was ist eine Echte Hauswurz?
Die Echte Hauswurz, bot. Sempervivum tectorum, ist eine immergrüne, variantenreiche Staude mit markanten Blattrosetten. Sie ist auch unter den Namen Steinrose, Dachwurz oder Donnerwurz bekannt, und gehört zur Familie der Dickfleischgewächse (Crassulaceae). Schon der lateinische Name Sempervivum verrät die Besonderheit dieser außergewöhnlichen Pflanze: Semper bedeutet nämlich immer und vivus lebend. Es handelt sich also um eine Pflanze, die immer lebt. Wie das?
Die Hauswurz, einst Zauberpflanze, heute Klimastaude | Video
Lebt die Echte Hauswurz tatsächlich für immer?
Hauswurze bilden nach etwa drei Jahren Ableger, besser gesagt Kindel. Sie sehen so aus, wie die Mutterpflanze, nur eben klein. Doch schon die Kleinsten können auf eigenen Wurzeln „stehen“. Das ist auch gut so, denn sobald ihre Mutter geblüht und rundherum Kindel „geboren“ hat, stirbt sie ab. Kein großes Drama, denn die Echte Hauswurz hat sich bis dahin gut vermehrt und genau das war der Plan von Mutter Natur. Hauswurze praktizieren also augenscheinlich den immerwährenden Kreislauf von leben und sterben auf kleinstem Raum.
Mythos Hauswurz. Was ist dran?
Die Echte Hauswurz fasziniert Menschen seit Generationen. Schon im Mittelalter sprach man der Pflanze Zauberkräfte zu, setzte sie aufs Dach oder rund ums Haus auf Pfosten, um Blitz und Donner abzuwehren. Daher auch der Name Dachwurz.
Hildegard von Bingen entdeckte Heilkräfte in Blüten und Blättern und setzte getrocknete Blätter und Hauswurz-Saft gegen diverse Leiden ein: Durchfall, Hautflechte, Entzündungen, Ohrenschmerzen, Schrunden, Verbrennungen, Insektenstiche, Hühneraugen, Hämorrhoiden und Wunden behandelte sie damit.
Inzwischen belegen Untersuchungen, die Pflanzen enthalten Gerbstoff, Schleimstoff, Fruchtsäuren sowie Harz. Diese Stoffe wirken tatsächlich adstringieren, erweichend, krampflösend und wundheilend.
Die Echte Hauswurz ist damit völlig zurecht auch als Heilpflanze bekannt.
Welcher Standort ist optimal?
Man kann Hauswurze überall pflanzen, wo es heiß, sonnig und trocken ist. Je extremer, desto lieber ist es allen Hauswurzen. Staunässe vertragen sie dagegen nicht, sehr nasse Winter am falschen Standort auch nicht. Achten Sie daher stets auf einen gut drainierten Boden, in dem Wasser sofort abfließen kann.
Wie wird die Pflanze verwendet?
Hauswurze passen sehr gut in den Steingarten oder in ein Alpinium, außerdem begrünen sie Dachgärten, Pflasterfugen und Trockenmauern.
Besonders dekorativ wirken Hauswurze wenn man sie erhöht präsentiert. So sieht man ihre hübschen Details und Blüten besser: Auf einem Dachziegel, in einer flachen Schale, auf der Mauerkrone, aber auch in Spalten einer Trockenmauer.
Ist das Echte Hauswurz winterhart?
Ja. Der Herkunft entsprechend halten die robusten Stauden starke Fröste, Schnee und Eis problemlos aus.
Wie wird sie vermehrt?
Die Echte Hauswurz vermehrt sich von ganz alleine durch Kindel. Trennen Sie diese von der Mutter und pflanzen Sie sie in ein extra Pflanzgefäß. Auflegen und leichtes Andrücken der Kindel genügt.
Der Handel hält auch Saatgut bereit, wobei man jedoch wissen muss, dass jeder Sämling anders als seine Mutter und seine Geschwister aussehen wird. Wem das egal ist, darf gerne experimentieren und Spaß an der neuen Vielfalt haben.
Wichtig: Wenn Sie selbst Saatgut von eigenen Hauswurzen gesammelt haben: Damit der Samen keimt, benötigt er einen Kältereiz. Stellen Sie daher die Saatschale, abgedeckt mit einer Frischhaltefolie oder in einem Gefrierbeutel, für einige Zeit in den Kühlschrank. Beste Zeit für die Aussaat ist Januar / Februar. Die Saatschale können Sie im Winter auch draußen aufstellen.
Für gekauftes Saatgut aus dem Handel gilt: Lesen Sie die Rückseite der Samentüte. Dort finden Sie alle Angaben zur Aussaat. Richten Sie sich nach diesen Angaben.
Welches Substrat?
Verwenden Sie für Pflanzgefäße fertige Kakteen-Erde oder mischen Sie Sand, feinen Split und Blumenerde zu gleichen Teilen. Das Substrat muss nährstoffarm sein.
Wann blüht die Echte Hauswurz?
Hauswurze blühen, je nach Sorte und Standort, zwischen Ende Mai und Ende August.
Wie wird die Hauswurz gepflegt?
Die Stauden sind absolut pflegeleicht. Sie brauchen weder Dünger, noch muss man sie gießen. Bei lang anhaltender Trockenheit und Hitze in Dürrejahren dürfen Sie getopfte Exemplare ganz vorsichtig auch mal gießen. Achten Sie darauf, dass dabei kein Wasser in der Blattrosette stehenbleibt. Die Hauswurz ist schon jetzt fit für den Klimawandel!
Welche Schädlinge und/oder Krankheiten können auftreten?
Echte Hauswurz ist von Natur aus sehr robust. Schnecken fressen keine Hauswurze, allenfalls Dickmaulrüssler knabbern gelegentlich an den Blattrosetten. Dagegen helfen zuverlässig Nematoden.
Wirklich gefährlich ist nur ein Pilz, der ausschließlich Hauswurze befällt. Er heißt Endophyllum sempervivi und wo er zuschlägt, werden die Blätter plötzlich dreimal so lang wie normal und zeigen bald Pusteln. Wenn Sie eine befallene Pflanze entdecken, fackeln Sie nicht lange, sondern entfernen Sie sie sofort! In den Pusteln stecken Pilzsporen, die sich über die Luft überall verteilen und dann andere Hauswurze befallen. Entsorgen Sie erkrankte Pflanzen unbedingt im Hausmüll.
Ist die Echte Hauswurz giftig?
Nein. Im Gegenteil, schon Hildegard von Bingen erkannte ihre Heilkräfte und setzte sie gegen viele Beschwerden ein. Das sollte für Sie allerdings kein Grund sein, die Pflanze zu essen. Innerlich angewandt kann Sempervivum tectorum auch zu Übelkeit führen. Gift ist immer eine Frage der Dosis!
Sind Hauswurze heimische Pflanzen?
Ja. Sempervivum wachsen in Europa in freier Natur an extremen Standorten im Gebirgen, von den Alpen bis zum Kaukasus. Dort stehen sie an trockenen, sonnigen Standorten, in Felsspalten oder auf felsigen Gelände.
Weltweit gibt es etwa 60 Arten und mehr als 7000 Sorten.
Ist sie insektenfreundlich?
Ja. Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen und andere Insekten finden in den Blüten reichlich Pollen und Nektar.
Wo gibt es die schönsten Hauswurze für den Garten?
In einer regionalen Gärtnerei oder gut sortierten Staudengärtnerei. Vor Ort können Sie die unterschiedlichen Sorten am besten erkennen. Die Pflanzen unterscheiden sich in Blattform, Blattfarbe und Habitus sehr deutlich voneinander. Drei, vier Sorten gemeinsam in eine flache Schale gepflanzt, wirken sie spannend und ein bisschen mystisch zugleich.
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.