Wer einen Hausbaum für seinen Garten sucht, ist einerseits schnell mit der Auswahl überfordert, schließlich gibt es unendlich viele schöne Bäume. Andererseits muss der neue Baum auch zum Standort passen, sonst gedeiht er nicht. Eine Checkliste hilft Ihnen, die richtige Auswahl zu treffen.
Es ist nicht einfach, unter den zahlreichen Bäumen, die in Baumschulen angeboten werden, den richtigen Baum für den Garten zu finden. Je tiefer Sie in die Materie vordringen und je mehr Baumschulen und Infoseiten im Internet Sie durchforsten, desto länger wird Ihre Liste mit Wunschbäumen. Und immer bleibt das ungute Gefühl, woanders würden noch viel schönere Bäume in den Himmel wachsen. Was also tun? Mein Tipp: Fangen Sie bei dem an, was wirklich zählt: Der Standort im Garten und Ihre persönlichen Vorlieben. Mine Checkliste am Ende der Seite hilft Ihnen, die richtige Auswahl zu treffen.
Welche Kriterien muss ein neuer Baum für den Garten erfüllen?
- Wie bei allen Pflanzen, so kommt es auch bei der Auswahl eines Baumes auf den Standort an. Denn nur am richtigen Standort entwickelt sich ein Baum gut und bleibt gesund. Ist der Standort sonnig, halbschattig oder schattig, ist der Boden dort eher trocken oder nass, tiefgründig oder droht Staunässe, kalkhaltig oder sauer, ist die Lage geschützt oder ungeschützt oder vielleicht sogar ausgesprochen windig?
- Soll der Baum immergrün sein, ein Nadelbaum oder darf es auch ein Laubbaum sein?
Manche beklagen bei Laubbäumen das herabfallende Laub im Herbst. Doch sind Sie mit einem immergrünen Baum besser dran? Vermutlich nicht. Denn Immergrüne tragen ihre kranken Blätter von einer Saison zur nächsten. Mögliche Krankheiten tauchen demnach Jahr für Jahr aufs Neue auf.
- Ist der neue Baum für den Garten für den Klimawandel gerüstet? Dies ist heutzutage ein sehr wichtiger Aspekt. Denn ein Baum für den Garten, der bei jeder Hitze- und Trockenperiode alle Blätter fallen lässt oder gar Zweige abwirft, wird nicht alt und wird auch nicht sein volles Potenzial entwickeln.
- Am Ende, um bei meinem Beispiel zu bleiben, steht fest, mein neuer Baum muss Trockenheit, Hitze, Sonne, eher mageren, dafür aber tiefgründigen Boden am Hang mögen und dazu richtig viel Wind aushalten.
- Ein weiteres, wichtiges Kriterium ist für mich der Nutzen für heimische Tiere, daher bevorzuge ich auch bei der Auswahl eines Hausbaumes Bienenweiden und Vogelnährgehölze. Mein heiß geliebter Apfeldorn, botanisch Crataegus lavallei ‚Carrierei‘, punktet dabei in beiden Disziplinen. Die schmale Chinesische Wildbirne und die Plantanenblättrige Maulbeere können das auch.
- Das letzte Kriterium bezieht sich auf den Platz, den der Baum zur Verfügung haben wird. In meinem Fall sind es nur etwa 4 Meter in der Breite. Unverrückbare Grenzen setzen das Haus im Rücken auf der Nordseite des Baumes, die Grundstücksgrenze an der einen und eine Gartentreppe auf der anderen Seite.
Das Nachbarschaftsgesetz legt fest, wie nah an der Grundstücksgrenze ein Baum stehen darf. Dies ist allerdings abhängig von der Höhe des Baumes. Jedes Bundesland hat eigene Regeln. In Bayern sind es, bei einer Baumhöhe von über 2 Metern mindestens 50 cm Grenzabstand. Fragen Sie Ihren Nachbarn, ob er einverstanden mit einem Baumes so nah an der Grundstücksgrenze. Könnte gut sein, er freut sich mit Ihnen darauf. Bäume, die bereits über 5 Jahre stehen, haben Bestandsrecht, auch wenn sie ggf. zu nah an der Grundstücksgrenze stehen. Notieren Sie sich also den Pflanztermin (Quittung aufbewahren!). Sie wissen ja nie, ob es irgendwann mal zu einem Nachbarschaftsstreit kommt. Grundstücke werden verkauft und bekommen neue Eigentümer.
- Die Wuchshöhe einen Baumes ist für mich persönlich zweitrangig. Gut, eine Deutsche Eiche passt wohl kaum auf ein 480 Quadratmeter großes, bebautes Grundstück, aber wenn ein kleiner Baum in 20 Jahren 10 anstelle der gewünschten 7 Meter gewachsen sein sollte, spielt das keine große Rolle. Der Himmel ist weit und der Giebel meines Hauses dürfte immerhin auch 11 Meter hoch sein, nur so zum Vergleich.
- Kein Baum wird höher als die Schere der Gärtnerin.
Welche Kriterien sind für Sie und Ihren Baum wichtig? Schreiben Sie sie auf, um am Ende nichts zu vergessen, was Ihnen wichtig ist!
Der Apfeldorn, pures Glück für Bienen und Vögel | Video
Welche Entscheidungshilfen sind beim Kauf eines Baumes nützlich?
Im Internet gibt es viele echte und selbsternannte Experten. Es gibt unzählige Gartenforen, aber auch eine spezielle Gehölzgruppe auf Facebook. Lesen Sie da wie dort einige Beiträge und Sie bekommen ein Gespür dafür, ob da echte Experten (Gärtner mit Baumschulhintergrund) oder zumindest doch erfahrene Baumbesitzer Ratschläge erteilen, oder doch nur Schwätzer.
Die Experten der Gehölzgruppe auf Facebook haben mir bereits mehrmals sehr dabei geholfen, meine Wunschliste gründlich aufzuräumen. Sie wussten, welcher Baum gut zum Standort passt und welcher eben nicht. Sie nannten mir Vor- und Nachteile der jeweiligen Bäume und zeigten Fotos erwachsener Bäume. Danach war die Frage, welcher Baum neu in meinen Garten zieht für dieses Mal beantwortet: Mein geliebter Apfeldorn.
Am besten von allen greifbaren Experten beraten allerdings Gärtner einer regionalen Baumschule. Warum? Sie kennen ihre Bäume und deren Vorlieben am besten. Und Sie kennen regionale Besonderheiten, vorherrschende, übliche Temperaturen, typische Regenmengen und oft auch den Boden. Gärtner kommen in ihrer Region viel herum und wissen sehr genau, in welcher Ecke des Landkreises was besonders gut oder auch gar nicht wächst.
Wo sollten Sie Ihren neuen Baum kaufen, wo besser nicht?
Natürlich können Sie Ihren Baum irgendwo im Internet bestellen. Viele seriöse Baumschulen haben inzwischen mehr oder weniger gute Websites. Sehr gute, empfehlenswerte Baumschulen beschreiben ihr Baum-Sortiment mit allem, was dazu gehört (Standort, Wuchshöhe, Blatt, Blüte etc. pp.). Sie zeigen realistische, d. h. ungeschönte Fotos und nennen auch den korrekten botanischen Namen, so dass der Kunde nicht Äpfel mit Birnen vergleichen muss – ohne es zu merken.
Doch was mit Stauden recht gut funktioniert, nämlich der Kauf übers Internet, kann beim Kauf eines neuen Baumes problematisch sein. Zumindest dann, wenn der Baum schon eine gewisse Größe haben soll. Dazu zähle ich Stammhöhen über 1,80 m Höhe, insbesondere dann, wenn der Baum mit Wurzelballen oder im Container geliefert wird. Sie ahnen ja nicht, wie schwer ein Baum mit Wurzelwerk ist! Sind Sie wirklich stark genug, ihn von der Straßenkante bis zum Pflanzloch zu wuchten? Ich zumindest schaffe das inzwischen nicht mehr. Erst recht kann ich keine Baumpfähle mehr gerade in den Boden rammen.
Selbst ein wurzelnackt gelieferter Baum hat so seine Tücken: Er braucht ebenfalls mindestens einen stabilen Baumpfahl und muss daran fachgerecht gesichert werden. Für Gärtner ist das ihr tägliches Brot. Ich lasse mir da lieber helfen.
Warum ist eine regionale Baumschule der bessere Anbieter?
Die regionale Baumschule hat gleich mehrere Vorteile. Einerseits weil die Bäume dort bereits akklimatisiert sind, andererseits weil Sie Ihren eigenen Baum persönlich aussuchen können. Außerdem macht es Spaß, eine Baumschule zu besuchen und dort all die Bäume zu sehen, die auch noch Platz in Ihrem Garten finden könnten.
Das Beste an einer Baumschule ist jedoch, dass dort Gärtner arbeiten, die ihr Handwerk lieben. Sie behandeln einen Baum respektvoll und nicht wie eine leblose Ware, die irgendwohin verschickt werden muss. Die regionale Baumschule liefert mir meinen Baum, den ich vor Ort ausgesucht habe, pflanzt ihn fachgerecht und schlägt auch die Baumpfähle so ein, dass sie den nächsten Stürmen auch sicher standhalten. Für eine Baumschule im Internet ist das Geschäft dagegen abgeschlossen, sobald die Ware Baum unterwegs und die Rechnung vorab bezahlt worden ist. Entscheiden Sie selbst, was Ihnen lieber ist.
Checkliste für den Baumkauf
Jeder Garten und jeder Standort ist anders. Hinzu kommen Ihre persönlichen Vorlieben. Bevor Sie also einen Baum für den Garten kaufen, prüfen Sie welche Kriterien erfüllen muss. Erstellen Sie eine Liste mit Bäumen, die Ihnen gefallen, und prüfen Sie, welcher Baum auf Ihrer Checkliste diese Kriterien ganz oder zum großen Teil erfüllt.
Diese Vorgaben bestimmt Ihr Garten:
- Standort: sonnig, halbschattig oder schattig?
- Lage: geschützt oder exponiert?
- Boden: sandig, kiesig, durchlässig oder lehmig oder humos? Trocken, nass oder gar gefährdet durch Staunässe? Normaler Gartenboden? Kalkhaltig oder sauer?
- Klimazone?
Welche Kriterien sollte Ihr neuer Baum erfüllen?
- Laubbaum oder Nadelbaum?
- Robust oder doch empfindlich in Bezug auf Bodenbeschaffenheit und Klimazone?
- Absolut winterhart oder frostgefährdet?
- Vogelnährgehölz ja oder nein?
- Bienenweide ja oder nein?
- Maximal gewünschte Wuchshöhe und –breite.
- Immergrün oder sommergrün?
- Besonderer Blütenschmuck (Tulpenbaum)
- Farbe der Blüten und Blütezeit?
- Buntes Herbstkleid?
- Mit Fruchtschmuck (Zierapfel) oder nicht?
- Anfällig für Windbruch oder diverse Krankheiten?
- Schnell wachsend (Robinie) oder langsam wachsend?
- Verträgt Schnitt, braucht keinen oder nur selten einen Schnitt, wie die Säulen-Hainbuche ‚Monument‘?
Download Checkliste Baum für den Garten: So finden Sie Ihren neuen Baum.
Zierkirsche Prunus ‚Kanzan‘ steht direkt an der hinteren Grundstücksgrenze und darf das auch. Denn grenzt ein Grundstück an eine landwirtschaftlich genutzte Fläche (Feld zur linken Seite) oder liegt es direkt an einer Straße, entfallen die Bestimmungen zum Grenzabstand. Zumindest in Bayern ist das so. Was für ein Glück.
Jeder Baum für den Garten ist nützlich und schön.
Egal für welchen Baum Sie sich auch entscheiden, ich beglückwünsche Sie sehr herzlich zu Ihrem Entschluss! Jeder Baum für den Garten ist großartig. Er ist schön, produziert Sauerstoff, bietet Insekten und Vögeln Heim, Nahrung und spendet Schatten. Im Herbst schützt herab fallendes Laub erst Pflanzen und kleine Tiere vor Wind und Wetter, und danach bereichert verrottendes Laub den Boden und darin lebende Organismen. Suchen Sie sich den schönsten Baum für den Garten aus, den Sie finden können und freuen Sie sich über diese grüne Investition. Sie bereichert Ihr Leben – mit Glück gleich für viele Jahrzehnte.
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.