Rasenpflege im Frühling mit Augenmaß und zur richtigen Zeit.
Kaum taut der letzte Schnee, ist der Frust über den Rasen vielerorts oft groß. Wo im letzten Sommer noch eine gesunde Wiese grünte, ist jetzt alles braun. Wer Pech hat, beklagt im März sogar Lücken im Rasen, Schneeschimmel oder Moos. Was ist da los und was sollten Gartenbesitzer nun tun, um ihre Wiese oder den Rasen jetzt möglichst schnell wieder schön, moosfrei und grün zu bekommen? Die wichtigste Nachricht dabei ist: Rasenpflege im Frühling hat sehr viel mit dem richtigen Zeitpunkt zu tun.
Panik unterdrücken! Im März ist keine Wiese schön – geschweige denn grün.
Im März herrscht vielerorts noch immer Winter. Gerade hatten wir hier in Oberfranken noch minus 14 Grad! Die Natur schläft oder ist gerade einmal dabei, zaghaft aufzuwachen. Auf den Sonnenseiten blühen zwar schon erste Schneeglöckchen, Winterlinge und Krokusse, aber überall, wo die Sonne noch nicht hinkommt, liegt noch immer Schnee und/oder die Erde ist noch nass. Betreten verboten! Das gilt für Beete, wie für halbgefrorene Wiesen, denn der Boden würde sich jetzt unter Belastung nur noch mehr verdichten.
Merke: Rasenpflege im Frühling beginnt im Frühling, und niemals davor.
In zwei Wochen, ab Ende März / Anfang April sieht der Garten schon ganz anders aus. Auch die Wiese, bzw. Ihr zukünftiger, wunderschöner Rasen, wird langsam wieder grün. Das Wachstum ist dabei stets abhängig von den vorherrschenden Temperaturen. Gras wächst erst ab etwa 10°-12° C. Das sollten Sie bedenken, wenn Sie jetzt Ihre Wiese auf Vordermann bringen möchten.
Vertikutieren Sie den Rasen, aber bitte nicht zu früh.
Viele Gartenbesitzer vertikutieren Wiese oder Rasen viel zu früh schon im März. Solange das Gras noch Winterschlaf hält, haben die Wurzeln jedoch keine Kraft, sich im Boden festzuhalten. Die scharfen Messer des Vertikutierers reißen nicht nur Moos, Filz und breitblättriges Unkraut aus der Grasnarbe, sondern auch gesundes Gras mitsamt ihrer Wurzeln. Das muss nicht sein!
Wie erholt sich der Rasen auch ohne Chemie?
Warten Sie noch zwei, drei Wochen und die Wiese erwacht wieder von ganz alleine zu neuem Leben. Gönnen Sie ihr zum Saisonstart lieber etwas Dünger. Ein guter Rasendünger ist dabei nicht zwangsläufig teuer als sogenannte Markendünger. Achten Sie unbedingt auf die Inhaltstoffe, Mengenangaben und die Gebrauchsanweisung und halten Sie sich daran. Ein kleiner Streuwagen hilft bei größeren Flächen, den Dünger gleichmäßig zu verteilen. Verzichten Sie auf Rasendünger mit Eisen, Unkraut- oder Moosvernichter. Wer seinen Rasen gut und richtig pflegt, braucht dafür keine umweltschädliche Chemie.
Rasendünger mit Eisen, Unkraut- oder Moosvernichter schaden der Umwelt und dürfen nur mit Schutzkleidung und Schutzbrille verteilt werden. Das wussten Sie nicht? Ein Blick auf die Packung verrät Ihnen auf den ersten Blick, was Verkäufer im Baumarkt gerne verschweigen.
Rasen pflegen, aber bitte nur zur richtigen Zeit!
Erst im April beginnt die Zeit, den Rasen zu pflegen. Halten Sie vorher die Füße still und schauen Sie lieber nach, ob es Ihr alter Rasenmäher noch tut!
Suchen Sie sich zum ersten Mähen Ihrer Wiese einen trockenen Tag im April aus und dann geht’s auch schon los. Auch die Wiese sollte beim Mähen stets trocken sein und dies nicht nur, wenn Sie einen elektrischen Rasenmäher verwenden. Ist die Wiese nass, bleiben die Gräser aneinander kleben. Sie fliegen nicht von alleine in den Grasauffangsack und auch das abschließende Rechen, für den Fall, dass Sie keinen Grasfangsack verwenden, ist bei einer nassen Wiese schwieriger bis unmöglich.
Was tun, wenn der Rasen wie gerupft aussieht?
Sehen die Gräser nach dem Rasenmähen wie gerupft aus, sollten Sie dringend die Messer zum Schleifen geben oder gleich durch neue Messer austauschen. Ein gerupfter Rasen ist anfällig für Pilzerkrankungen und sieht nie gut aus.
Falls Sie bei der Gelegenheit jedoch feststellen, dass Ihr alter Rasenmäher zu viele Mucken hat, um damit gerne zu mähen, suchen Sie sich doch einfach einen neuen aus. Auch in der Welt der Rasenmäher hat sich in den letzten Jahren so vieles getan:
- Elektrische Rasenmäher brauchen längst keine lästigen Kabel mehr, seitdem es wirklich gute Akku-Rasenmäher gibt.
- Ich persönlich setze schon seit vielen Jahren auf meine eigene Muskelkraft und schiebe einen kleinen wendigen Spindelmäher über meine kleine, kurvige Wiese. Für kleine Rasenflächen bis etwa 120-150 qm ist der Spindelmäher eine echte Option. Der Schnitt ist sauber und was für mich am besten ist: Spindelmäher arbeiten so leise, dass die Nachbarn ihn überhaupt nicht hören. So kann ich im Sommer auch abends mähen, ohne dabei jemanden zu stören. Auch Spindelmäher brauchen Wartung. Was für ein Glück, dass es in meiner Gemeinde noch eine Werkstatt für Landmaschinen gibt.
- Rasenmäher mit starken Benzinmotoren sowie Aufsitz-Rasenmäher sollten dagegen nur auf richtig großen Grundstücken zum Einsatz kommen, auch wenn viele Herren der Schöpfung dies nicht gerne hören. Der benachbarte Obstbauer, der in Sichtweite eine kleine Kirschplantage betreibt, mäht mit seinem Mini-Traktor stundenlang die Wiese zwischen den Bäumen. Das Ergebnis lässt sich sehen. Das Mähen selbst ist in meinen Augen reinste Meditation. Ist Ihr Rasen wirklich so groß, dass sich die Anschaffung eines Aufsitz-Rasenmähers wirklich lohnt?
- Wer es noch komfortabler mag, setzt dagegen vielleicht schon auf einen modernen Mäh-Roboter. Sie sollten dabei aber bedenken, dass auch sein Einsatz mit Vor- und Nach-Arbeiten verbunden ist. Der Mäh-Roboter spart auf jeden Fall sehr viel Zeit. Gute, leistungsfähige Modelle sind aber auch eine echte Investition. Lassen Sie sich daher vor dem Kauf gut beraten. Es lohnt sich, professionelle Hilfe für das Eingraben der Führungsdrähte zu holen. Kostet nicht die Welt und das Ergebnis überzeugt jeden Freund eines gepflegten Rasen.
Gepflegte Rasenkanten machen Eindruck – und Freude
Egal für welchen Rasenmäher Sie sich entscheiden: Schöne, saubere Rasenkanten, so wie ich sie liebe, schafft kein Rasenmäher von ganz alleine – es sei denn, Sie haben beizeiten Rasensteine in der richtigen Höhe gesetzt. Aber das ist wieder ein völlig anderes Thema.
Sehr hilfreich für kleine, verwinkelte, kurvige Rasenkanten ist Multi-Star Rasenkantenschneider von Wolf. Das Gerät hat scharfe Zinken, die an der Rasenkante entlang Gras und Wurzeln kappen. Einfache Mechanik, lautlos, kostet nur bei den ersten Einsätzen etwas Kraft. Regelmäßig nach jedem Mähen verwendet, bleibt die Kante akkurat geschnitten und macht (mir) Freude.
Freischneider oder Akku-Rasentrimmer können ebenfalls hilfreich sein, um eine Rasenkante sauber zu schneiden. Ich verwende einen Freischneider allerdings nur direkt hinter Rasenkantensteinen und da, wo es nicht stört, wenn das Grüne anschließend liegenbleiben kann. Entlang von Blumenbeeten sind Rasentrimmer meiner Meinung nach keine gute Idee, denn sie schleudern Gras weit ins Gelände bzw. in die Beete.
Wie schließen Sie Lücken und schadhafte Stellen im Rasen?
Nach dem ersten Düngen und Mähen sehen Sie schon viel deutlicher, wo die Wiese wirklich beschädigt ist oder Lücken sind. Jetzt ist auch der richtige Zeitpunkt fürs Vertikutieren und Lüften der Wiese gekommen. Die Gräser stehen voll im Saft und die natürlich vorhandene Bodenfeuchtigkeit ist im April auch noch ausreichend hoch, damit sich der Rasen vom Vertikutieren schnell erholt.
- So geht’s: Beim zweiten oder dritten Schnitt mähen Sie die Wiese so tief runter, wie es Ihr Rasenmäher erlaubt. Anschließend gehen Sie mit dem Vertikutierer über die Fläche. Vertikutieren Sie einmal in Längsrichtung, einmal quer und befreien Sie die Fläche anschließend von allen Pflanzenresten.
- Ist Ihr Boden lehmig und nass, profitiert er zusätzlich durch Belüften und Sanden. Bei kleineren Flächen belüften Sie den Boden schnell und einfach mit einer Grabegabel, die Sie in regelmäßigen Abständen in den Boden einstechen. Für größere Flächen leihen Sie sich am besten ein entsprechendes Gerät in einem Baumarkt aus. Verteilen Sie anschließend reichlich Sand auf der Wiese und harken Sie ihn gut ein. Sand ist eine gute Drainage und leitet überflüssiges Wasser schnell in tiefere Erdschichten ab.
- Lücken in der Wiese, also Stellen, an denen überhaupt kein Gras mehr wächst, schließen Sie einfach und effektiv durch Neueinsaat. Füllen Sie dazu die schadhafte Stelle mit etwas frischer Pflanzerde auf. Gleichen Sie die Höhe zur vorhandenen Wiesefläche sanft aus, säen Sie frischen Rasensamen darauf und drücken den Samen anschließend gut fest.
- Gießen Sie den neu gesäten Rasen. Die Samen dürfen auf keinen Fall austrocknen, sonst keimen sie nicht mehr. Ein darüber gelegtes Gartenvlies hilft den Boden feucht zu halten und hält gleichzeitig Vögel fern.
- Es gibt im Handel fix und fertige Mischungen aus Rasensamen und Erde.
- Vlies mit eingewebten Rasensamen sind ideal für abschüssige Wiesen, bei denen lose aufliegende Saat bei jedem Regenguss abgeschwemmt werden würde. Der Schutz gegen Vogelfraß ist integriert.
Tipp: Bei warmen Frühlingstemperaturen über 12°C schließen die Lücken binnen 8-14 Tagen, sofern Sie die frisch ausgesäten Stellen stets feucht halten. Der Samen darf während dieser Zeit nie austrocknen, sonst keimt er nicht mehr.
Was hilft gegen Moos in Wiese oder Rasen?
Moos in Wiese oder Rasen ist ein Indiz für Schatten, Feuchtigkeit und sauren Boden. Unter bzw. neben Koniferen, in Waldrandlagen oder im feuchten Schlagschatten von Gebäuden macht sich Moos sehr gerne breit. Moos mit der chemischen Keule zu vertreiben, kann zwar kurzfristig gelingen, aber es kommt immer wieder, solange sich an der Gesamtsituation nichts ändert. Das bedeutet für Sie:
Machen Sie eine Bodenprobe. Ist der Boden nicht neutral (ph 7), sondern sauer (ph 3,8 bis 6) können Sie Moos nur auf Dauer vertreiben, wenn Sie den Boden aufkalken. Arbeiten Sie dazu Gartenkalk oder Basaltmehl tiefgründig ein. Kalken Sie sauren Boden alle zwei Jahre mit etwa 250 g/qm bei schwerem Boden, 200 g/qm bei mittelschwerem Boden und mit 150 g / qm bei leichtem Boden. So aufbereitet verschwindet Moos von ganz alleine.
Im Fachhandel (Baumarkt, Gartencenter) gibt es Teststreifen, mit denen Sie den ph-Wert Ihres Bodens ganz einfach selbst bestimmen können. Die Teststreifen kosten nicht die Welt, ersparen Ihnen jedoch jede Menge Zeit und Geld, das Sie nicht für irgendwelche „Mittelchen“ ausgeben müssen. Rasenpflege im Frühling kann wirklich so einfach sein. Probieren Sie es gerne aus und kommentieren Sie.
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.