Steppenkerzen, botanisch Eremurus, im Volksmund auch Kleopatranadel, Wüstenschweif oder Lilienschweif genannt, sind Liliengewächse und was für große und zugleich großartige. Ihre spitz zulaufenden Blütenschweife ragen, je nach Sorte, bis zu 250 cm in die Höhe und blühen dann von unten nach oben, Runde für Runde, ab. Je länger der Blütenstand, desto länger ihre Blütezeit.
Die Kleopatranadel ist eine augenfällige Solitärpflanze, die von Mai bis Juli eine ganz große Show im Blumengarten präsentiert. Sie erhebt sich dabei elegant über sämtliche Begleiter wie Gräser, Taglilien oder auch zeitgleich blühende Pfingstrosen und etwas später blühende Rosen. Egal ob einzeln oder in einer Gruppe gepflanzt: Steppenkerzen haben eine enorme Fernwirkung und setzen beeindruckende, unübersehbare Akzente im Garten.
Steppenkerzen sind beliebte Bienenweiden
Bienen und viele andere Insekten lieben den großartigen Lilienschweif. Wochenlang dienen ihnen die langen Kerzenblüten als wertevolle, eiweißreiche Pollen- und süße Nektarquelle. Ein Grund mehr, Steppenkerzen an ein oder gleich mehrere markante, am besten leicht windgeschützte Stellen des Gartens zu pflanzen. Ihr Anblick ist spektakulär und begeistert alle.
Welchen Standort braucht die Steppenkerze?
Viele behaupten ja, Eremurus sei heikel, aber das stimmt so nicht. Wenn Standort und Boden stimmen, blüht die elegante Kleopatranadel viele Jahre lang. Sie mag, wie der Name es schon vermuten lässt, einen sehr durchlässigen Boden ohne Staunässe. Wenn der von Natur aus nicht gegeben ist, dann geben Sie beim Pflanzen der Seesternförmigen Rhizome viel Sand mit ins Pflanzloch, damit Wasser immer sofort ablaufen kann.
Darüber hinaus benötigen die Pflanzen einen vollsonnigen Stand. Kleinere Sorten bis 170 cm Höhe kommen sogar mit (m)einer Hanglage zurecht – ohne Stützen!
Welche Pflege brauchen Steppenkerzen?
- Der Austrieb ist etwas frostempfindlich, ansonsten ist die Steppenkerze jedoch recht pflegeleicht. Sie braucht im Frühling eine gute Portion organischen Staudendünger oder Kompost und sollte danach bei Trockenheit immer gut gegossen werden.
- Decken Sie die Pflanze mit Vlies oder einem Eimer ab, wenn sich im Mai Spätfröste ankündigen.
- Gießen Sie bei Trockenheit.
- Düngen Sie ihr vor und während der Blüte (ab April bis zum Ende der Blüte) etwa alle 14 Tage mit etwas flüssigen Blumendünger im Gießwasser. Die Steppenkerze ist ein Starkzehrer. Hornspäne und Langzeitdünger sind gute Alternativen zu flüssigen Blumendünger.
- Geben Sie im Herbst und im zeitigen Frühling zusätzlich eine Schaufel Kompost auf die Pflanzstelle.
- Schneiden Sie den verblühten Blütenstand ab, es sei denn, Sie wollen daraus Samen gewinnen. Die Mutterpflanze wird dadurch allerdings unnötig geschwächt, daher schneide ich die Samenstände immer frühzeitig ab.
Mit welchen Pflanzen werden Steppenkerzen schön kombiniert?
Zu den Eigenarten der Steppenkerze gehört, dass ihr Laub eher unschön ist. Die graugrünen Horste welken schon vor der Blüte, bzw. ziehen wie Staudenmohn ein, deswegen sollten Sie Eremurus auch am besten in die zweite, dritte oder hinterste Reihe im Staudenbeet setzen. Drum herum helfen dann beispielsweise hohe, späte Taglilien die Blätter der Steppenkerze und die später entstehende Lücke zu kaschieren. Geeignete Begleitpflanzen sind beispielsweise hohe Astern, größere Storchschnäbel, Pfingstrosen oder auch Thunbergs Buschklee, der ja erst im Spätsommer zu voller Größe und Schönheit heranwächst.
Was tun mit wenn eine Steppenkerze nicht (mehr) blüht?
Für schlecht oder gar nicht blühende Steppenkerzen gibt es mehrere Gründe. Der Standort stimmt nicht, oder die Pflanze ist bereits in die Jahre gekommen und braucht deswegen einen Standortwechsel. Graben Sie dazu mit einer Grabegabel die Rhizome vorsichtig aus und versetzen Sie sie an eine neue, gut vorbereitete Stelle im Garten. Verwenden Sie bitte keinen Spaten, denn er würde die empfindlichen Rhizome schnell zerstechen, anstatt verletzungsfrei aus der Erde zu holen.
Ein weiterer Grund für mangelnde Blütenpracht können auch fehlender Dünger, Hitze und Trockenheit sein. Die Steppenkerze braucht, auch wenn ihr Name es anders vermuten lässt, relativ viel Wasser und auch Dünger. Extreme Hitze, wie zuletzt 2018 und 2019, quittiert sie durch kleine und nur wenige Blüten. Die gute Nachricht ist jedoch: Ändert sich das Wetter, liegen die Temperaturen im Frühling und Frühsommer wieder im Normalbereich und haben Sie die Pflanze ordentlich gedüngt und gegossen, dann blüht sie auch wieder. Zumindest meiner Erfahrung nach. Wenn nicht, bleibt noch immer die Möglichkeit, sie umzupflanzen.
Wie werden Steppenkerzen richtig gepflanzt?
Das Wichtigste ist die Drainage.
- Heben Sie ein 50 cm tiefes Pflanzloch aus. Füllen Sie eine 20 cm dicke Schicht Sand oder Kies hinein und breiten Sie darauf vorsichtig die bruchempfindlichen Rhizome aus. Füllen Sie noch einmal eine 15 cm dicke Schicht feinen Kies oder Sand darauf und decken zum Schluss alles mit einer dünnen Erdschicht ab. Die Rhizome sollten nicht tiefer als 15 cm in der Erde liegen.
- Markieren Sie sich die Stelle, so dass Sie nicht aus Versehen, etwas darüber pflanzen oder zu dicht daneben. Steppenkerzen möchten durch ihre Begleiter nicht bedrängt werden.
- Pflanzzeit ist ab Ende August bis Oktober. Je früher die empfindlichen Rhizome gepflanzt werden, desto besser können Sie noch im Herbst anwachsen und desto besser kommen sie über den Winter.
- Zwischen den einzelnen Wurzelstöcken / Rhizomen sollten 30 bis 50 cm Abstand liegen.
Sind Steppenkerzen winterhart?
Ja, aber in sehr kalten Lagen bietet sich möglicherweise ein leichter Winterschutz aus Reisig an. Bei mir in Franken haben Steppenkerzen die letzten Winter auch ohne speziellen Winterschutz gut überstanden. Manche Gärtner raten ohnehin von allen Winterschutzmaßnahmen ab, da sie die Pflanze zu einem zu frühen Austrieb verleiten. Die Gefahr ist groß, dadurch von Spätfrösten erwischt zu werden.
Wie werden Steppenkerzen vermehrt?
Durch Wurzel-Stecklinge, Teilung des Wurzelstocks oder durch Aussaat. Aber bis Eremurus-Sämlinge tatsächlich blühen, können viele Jahre vergehen. Selbst das Keimen kann zwei, drei Jahre dauern. Dazu wird das Saatgut beispielsweise in einen Pflanzkorb für Wasserpflanzen und in Aussaaterde gesät. Anschließend wird das Saatkistchen im Garten versenkt. Die Sämlinge laufen unregelmäßig auf und das Saatkistchen sollte daher möglichst lange ungestört bleiben.
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.