Lenzrosen, Helleborus orientalis, auch Orientalische Nieswurz genannt, sind bezaubernde, leider aber auch giftige Frühlingsstauden. Ab Februar / März blühen sie in den Gärten und verkünden den Lenz. Ihre kleine, weiß blühende Schwester hat dagegen schon ab Weihnachten ihren großen Auftritt und heißt dementsprechend Christrose, Schneerose, bot. Helleborus niger. Nicht alle Christrosen halten sich jedoch an diesen Terminplan, so blüht meine weiße Christrose immer erst ab Ende Februar bis Anfang April.
Lenzrosen, zauberhafte Frühlingsstauden | Video
Sind Helleborus bienenfreundlich?
Ja! Ihre frühe Blüte ist sehr wichtig und wertvoll für Wildbienen.
Wie vermehren sich Lenzrosen?
Lenzrosen vermehren sich wild und ungestüm. Nach der Blüte entstehen Balgfrüchte, die aufplatzen, sobald sie reif sind. Die Samen fallen heraus und zack hat man wieder 1000 neue Lenzrosensämlinge. Das kann mitunter auch lästig sein, also geben Sie gut acht und entfernen Sie zur Sicherheit alle Balgfrüchte, bevor sie aufplatzen.
Christrosen verhalten sich ganz anders. Sie treiben es weder wild, noch ungezügelt. Aber wo es ihnen gefällt, bilden sie mit der Zeit einen stattlichen Horst. Man muss sie nur machen lassen.
Züchter nutzen die Vermehrungsfreudigkeit der Stauden und kreieren zusätzlich laufend neue Sorten. So gibt es weiße, rosa, weinrote, fast schwarze, getupfte und blanke, einfache, gefüllte, doppelt gefüllte, barock gerüschte, große und kleinblütige Lenzrosen und sie alle sind im Garten einfach wunderbar. Zähe Wesen sind sie obendrein, mitunter wachsen sie sogar in Pflasterritzen. Schon Sämlinge haben sehr lange Pfahlwurzeln und wo sie sind, krallen sie sich fest. Wer im Garten keinen Platz für ungezählte Lenzrosen hat, dämmt sie am besten ein, solange sie noch winzig sind. Danach haben Sie fast keine Chance mehr, sie zu entfernen.
Lenzrosen teilen: wie und wann?
Man kann den Wurzelstock teilen, muss man aber nicht. Die Stauden können, wie Pfingstrosen, jahrelang am gleichen Standort bleiben und werden dadurch nicht blühfaul. Eher im Gegenteil. Sie werden immer schöner. Wenn man sie dennoch teilen will, dann am besten direkt nach der Blüte.
- Graben Sie die Pflanze dazu aus und trennen Sie den Wurzelstock mittels Spaten oder einem scharfen Messer in mehrere Teile. Achten Sie darauf, dass jedes Wurzelstück (Rhizom) wenigstens eine kräftige Blattknospe hat.
- Seien Sie nicht zimperlich beim Teilen. Der Wurzelstock ist sehr robust und „leidet“ nicht, wenn man ihn mit Spaten, Messer oder Schere teilt.
Lenzrosen pflegen: was ist wichtig?
Im Garten sind Lenzrosen unkompliziert. Wo es ihnen gefällt, bleiben sie gerne für immer stehen. Das können dann gerne auch mal 25 Jahre und länger sein. In dieser Zeit sorgt die Lenzrose für unendlich viele Sämlinge, die jedoch, sobald mehrere Lenzrosen im Garten stehen, nicht (oder nur selten) sortenrein sind, sondern später in allen Farben und Variationen blühen.
Düngen Sie die Stauden beim Austrieb im Februar / März mit organisch-mineralischem Staudendünger, Hornspänen oder Kompost. Eine zweite Düngergabe erfolgt Mitte Juni. Streuen Sie im Herbst zusätzlich etwas Gartenkalk.
Bis in den Juni hinein brauchen die Pflanzen genügend Feuchtigkeit. Gießen Sie bei lang anhaltender Trockenheit. Später im Sommer verträgt Trockenheit besser.
Meiner Erfahrung nach können Sie die Staude an einem ungünstigen Standort (zu sonnig, zu trocken) im Hochsommer auch bodentief abschneiden. Der Wurzelstock übersteht so Trockenheit besser. Im Herbst treibt er mit frischen, gesunden Blättern wieder aus.
Welcher Standort ist richtig?
Halbschatten bis Schatten, sehr gerne unter Bäumen. Pflanzen Sie Helleborus orientalis mit etwas Abstand zum Baum auf dessen Baumscheibe. So kommen sich die beiden nicht in die Quere und Sie beschädigen beim Pflanzen auch nicht die Baumwurzeln. Setzen sie gleich noch ein paar Frühblüher wie botanische Tulpen, Frühlingsanemonen, Gartenprimeln oder ein paar Narzissen dazu.
Der Boden sollte kalkreich, frisch und nährstoffreich sein, und – zumindest bis in den Juni hinein – nicht völlig austrocknen. Trockenheit quittieren die Stauden schnell mit hängenden Blättern. Zeit zu gießen!
Helleborus blüht nicht, woran liegt’s?
Wenn Lenzrosen oder Christrosen nicht blühen, kann es mehrere Ursachen geben.
- Falscher Standort: Er sollte halbschattig bis schattig sein.
- Zu viel Feuchtigkeit im Sommer. Stehen Lenzrosen im Sommer eher trocken, wirkt sich das positiv auf die Knospenbildung aus.
- Zu wenig Kalk im Boden. Bei Kalkmangel bilden die Stauden viel Laub aus aber nur wenige Knospen und Blüten. Kalken Sie im Spätherbst oder Winter.
- Staunässe
Schwarzfleckenkrankheit bei Christ- und Lenzrosen bekämpfen: wie?
Schneiden Sie das Laub im Spätherbst oder im Vorfrühling direkt an der Basis ab, so kommen die Blüten später besser zur Geltung. Abgesehen davon dämmen Sie dadurch den Ausbruch der Schwarzfleckenkrankheit ein.
Wichtig: Schneiden Sie Blätter mit dunklen Flecken bodentief ab und entsorgen Sie kranken Blätter im Hausmüll, damit sich die Pilzerkrankung nicht weiter ausbreitet.
Sind Lenzrosen giftig?
Ja, Helleborus ist giftig. Dennoch wurde früher die Wurzel der Nieswurz pulverisierte und als Niespulver, Herzmittel oder zum Harntreiben verwendet. Heilkundigen war Helleborus niger jedoch schon damals suspekt, stand doch in ihren schlauen Büchern: „Drei Tropfen machen rot, zehn Tropfen machen tot.“
Seien Sie vorsichtig im Umgang mit allen Helleborus. Der austretende Milchsaft verursacht bei Empfindlichen Ekzeme oder, wenn es blöd kommt, eine böse Kontaktallergie, die Sie nie wieder loswerden. Giftig ist die Pflanze ohnehin in allen Teilen. Tragen Sie unbedingt Handschuhe bei allen Schnitt- und Pflegemaßnamen.
Fun Fact: Zwerg Nase wurde durch Nieswurz vom bösen Zauber erlöst.
Meine erste „Begegnung“ mit Helleborus hatte ich in meiner Kindheit. Damals kannte ich allerdings weder die Pflanze, noch wusste ich etwas über ihre Giftigkeit. Immerhin „lernte“ ich durch Wilhelm Hauffs Märchen „Zwerg Nase„, dass Nieswurz einen verwunschenen Zwerg zurück in einen Menschen verwandeln kann. Ist doch nicht zauberhaft! Richtig gut kochen hat Zwerg Nase bei seiner weiten Reise nach Bagdad und zurück auch gelernt. Was für ein Glück – für ihn und seine Arbeitgeber!
Was ist eine Stinkende Nieswurz?
Ich weiß nicht, welche Helleborus Wilhelm Hauff im Kopf hatte, als er sein Märchen „Zwerg Nase“ schrieb. Fest steht jedoch: Die Stinkende Nieswurz, bot. Helleborus foetidus gehört zu den eher selten gepflanzten und daher ziemlich geheimnisvollen, unbekannten Lenzrosen. Die Staude blüht von Dezember bis April, allerdings sind ihre zwei Zentimeter kleinen Blüten „nur“ blassgrün und relativ unscheinbar. Die Stinkende Nieswurz hat sich dennoch einen Platz in einem naturnahen Garten verdient. Sie ist eine Bienenpflanze und am richtigen Standort absolut pflegeleicht. Sie kann jahrelang am selben Standort unter Bäumen und vor Hecken. am schönsten in Kombination mit früh blühenden Zwiebelgewächsen wie Schneeglöckchen, Krokus oder Blauglöckchen.
Welche Pflanzpartner passen dazu?
- Wildtulpe Turekstanica oder auch die besonders hübsche Botanische Tulpe „Hilde„.
- Krokusse
- Puschkinien
- Buschwindröschen
- Lungenkraut
- Hornveilchen und andere Veilchen
- Botanische Narzissen
- Bergenien
- Zwerg-Iris
Eignen sich die Orientalische Nieswurz fürs Zimmer oder für die Vase?
Leider nein. So schön langstielige Helleborus auch sind: Fürs Haus sind sie leider nicht geeignet. Man kann sie im Topf einige Tage im kühlen Zimmer aufstellen. Doch auf Dauer gefällt ihnen die unnatürliche Wärme im Haus natürlich nicht. Sie sollten lieber so rasch als möglich wieder in den Garten wandern. Dort bevorzugen sie einen guten humosen, leicht lehmigen Boden, der im Frühling sonnig und im Sommer halbschattig. Unter Büschen, Hecken und Bäumen fühlen sich Helleborus sehr wohl. Mein Eindruck ist: Lenzrosen sind einfacher als Christrosen im Garten zu pflegen.
Lenzrosen eignen sich leider auch nicht für den Vasenschnitt. Experten begründen dies mit ihren langen, anfangs noch recht weichen Stielen. Noch nicht einmal das bei den Christrosen empfohlene kreuzweise Einschneiden der Stiele bewahrt Blütenstielen in der Vase vor ihrem vorzeitigem Aus. Wer Lenzrosen jedoch partout auf dem Tisch haben will, scheidet die Blüten sehr kurz ab und setzt diese wie schwimmende Seerosen in eine mit Wasser gefüllte Schale.
Sind H. orientalis winterhart?
Ja. Die Stauden halten strenge Fröste problemlos aus. Helleborus lassen bei Frost zwar die Blätter hängen (sieht schlimm aus), aber sobald der Frost vorbei ist rappelt sich die Pflanze wieder auf.
Helleborus fotografieren: wie und was ist wichtig?
Wichtig ist der Fokus auf die Blüten. Das ist leider nicht ganz einfach, weil die Lenzrosenblüten zumeist nach unten schauen oder nicken.
- Gehen Sie auf die Knie und fixieren Sie die Pflanze auf Augenhöhe. Seien Sie wie eine Hummel im Anflug auf die Blüte.
- Achten Sie darauf, dass keine geraden Kanten, Zäune oder Stöcke im Hintergrund zu sehen sind. Es sei denn, Ihre Kamera kann ein Motiv „freistellen“. Dazu muss jedoch der Hintergrund weit entfernt liegen.
- Wählen Sie im Modus A eine große Blende (kleine Blendenzahl, z. B. 3,2 oder 5,6). Die Zeit bemisst die Kamera im Modus A von alleine.
- Verwenden Sie ein Stativ damit Sie in Ruhe Ihr Motiv finden und fotografieren können.
- Wenn Sie kein Stativ haben: Füllen Sie ein Stoffsäckchen mit Seramis o. ä. und legen Sie es als Polster unter die Kamera. Klappt prima bei kleinen Frühlingsblumen. Bean Bags kann man im Fotohandel auch kaufen, aber wozu, wenn die Lösung so einfach und mit Hausmitteln zu machen ist.
- Pflanzen Sie kleine Blumen, die Sie fotografieren möchten, bevorzugt an den Rand eines Hochbeets. So funktioniert das Fotografieren auf Augenhöhe gleich viel entspannter und schont den Rücken.
Gibt es auch Helleborus mit waagerecht schauenden, nicht nickenden Blüten?
Ja. Erfahrene Züchter tüfteln schon lange an dem „Problem“ der nickenden Blüten. Mit Erfolg, wie mir scheint. Die Fachpresse berichtete davon.
Woher stammen Helleborus?
H. Orientalis stammen ursprünglich aus Vorderasien, von der Türkei bis zum Kaukasus. Aus der Urform der Orientalischen Nieswurz entstanden sogenannte Hybriden, also Kreuzungen. Sie sind bis heute Basis für alle Neuzüchtungen in Gärtnereien.
Inspiration Frühlingsbilder
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.