Warum Purpur-Leinkraut?
Purpur-Leinkraut, botanisch Linaria purpurea, auch Italienisches Leinkraut ist eine filigrane Wildstaude, die perfekt in jeden sonnigen, naturnahen Garten passt. Leinkraut ist insektenfreundlich, kommt ohne besondere Pflege aus und macht Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Ameisen glücklich – und Gärtnerinnen auch. Sie können die Pflanze wunderbar kombinieren und dorthin setzen, wo noch etwas fehlt, aber der Boden eigentlich zu mager für andere, anspruchsvollere Pflanzen ist. Purpur-Leinkraut ist ein Pioniergewächs, und erobert gerne unwirtliches Terrain, Schotterflächen und ist dabei ähnlich erfolgreich wie Klatschmohn.
Wie sieht Linaria purpurea aus?
Linaria purpurea trägt an ihren aufrechten, nach oben hin verzweigten Stängeln, Trauben mit winzigen, violetten Blüten. Sie blühen der Reihe nach von unten nach oben auf, wodurch insgesamt eine sehr lange Blütezeit von Mitte Mai bis September / Oktober entsteht. Ein bodennaher Rückschnitt verblühter Stängel fördert das Wachsen weiterer Blütenstängel über den ganzen Sommer hinweg.
Italienisches Leinkraut wird bis etwa 90 cm hoch, manche Kulturformen mit weißen oder rosa Blüten bleiben etwas kleiner und erreichen nur 50 cm. Die quirlig rund um den Stängel angesetzten Blätter sind graugrün, schmal und bis zu 6 cm lang. Ohne Blütenstände erinnert die Staude an die Wasserpflanze „Tannenwedel“.
Die Blüten selbst sehen aus wie lila Mini-Löwenmäulchen. Sie sind maximal 1-2 cm groß, mit einem nach hinten gebogenen Sporn und eine gewölbte Unterlippe. Sind sie verblüht wachsen Fruchtstände mit kugeligen Samenkapseln und winzigen schwarzen Samen heran.
Welcher Standort und Boden?
Linaria purpurea liebt Hitze & Trockenheit, mageren, kargen, sandigen, kalkhaltigen Boden, volle Sonne und ist damit bestens für extreme Standorte geeignet, ein schotteriger Südhang, Kies- oder Präriebeet. Sogar in Betonpflanzsteinen wächst Purpur-Leinkraut gut.
Besonders interessant ist die Verwendung auf einem Dachgarten. Setzen Sie dort unbedingt Jungpflanzen mit kleinem Wurzelballen (5 cm). Die Wildstaude passt sich ihrem Untergrund schnell an.
Was macht Purpur-Leinkraut zur Zukunftspflanze?
Die Wildstaude kommt ursprünglich aus dem mediterranem Raum ( und ist bereits jetzt bestens gerüstet für den Klimawandel und ist damit eine Zukunftspflanze.
Welche Begleitpflanzen passen gut dazu?
Leinkraut wächst überall gut, wo Boden mager aber gut drainiert ist. Am gleichen Standort wachsen auch:
- Blauraute, Silberstrauch
- Lavendel
- Polster-Nachtkerze, eine erstaunlich zähe Staude mit großen gelben Blüten. Sie ist sehr begehrt bei Nachtfaltern.
- Präriekerze Gaura Lindheimeri, Prachtkerze.
- Mohn, Klatschmohn,
- Kalifornischer Goldmohn, Eschscholzia californica auch Kappenmohn oder Schlafmütze genannt.
- Steppensalbei mit hübschen, violetten Kerzenblüten und meterlangen Wurzeln, die helfen, Böschungen und Hangbeete gegen Erosion zu sichern.
- Spornblume, Centranthus, enorm robuste Staude, die nur Luft und Liebe zum Wachsen braucht. Die Spornblume gedeiht auch im blanken Schotter und hat meterlange, fleischige Wurzeln.
- Graslilie, zierliche Wildstaude mit weißen Blüten. Sie blüht zusammen mit Lavendel und kommt auch mit lang anhaltender Trockenheit sehr gut zurecht.
- Schafgarbe, kommt ohne zusätzliche Wassergaben im Sommer aus und verwildert sehr schnell. Wenn Sie das verhindern möchten, schneiden Sie Verblühtes unbedingt zeitnah ab.
- Purpur-Königskerze ist die einzige Staude unter den Königskerzen. Purpur-Königskerzen bleiben klein und zierlich (unter 60 cm ) und werden viel zu selten gepflanzt.
Die Staude ist wegen ihrer lavendelblauen Blüten aber auch ein guter Rosenbegleiter, sollte aber, wenn sie neben Rosen stehen, beim Gießen ausgenommen werden.
Purpur-Leinkraut pflanzen und pflegen?
- Pflanzabstand von Pflanze zu Pflanze: 30-40 cm.
- Setzen Sie zur Dachbegrünung 16 Pflanzen pro Quadratmeter
- Pflanzen Sie in einem Staudengarten lieber einzelne Exemplare zwischen andere Stauden. Kleine Tuffs mit drei Pflanzen wirken auch sehr schön. In meinem kleinen Garten setze ich Leinkraut lieber einzeln, denn spätestens im dritten Standjahr geht die sonst so filigrane Staude in die Breite und fordert mehr Platz.
- Düngen Sie beim Austrieb im Frühling mit einer sehr kleinen Gabe organischen Staudendünger, Kompost oder Hornspäne. Eine zweite kleine Düngergabe erfolgt Mitte / Ende Juni, rund um Johannis (24.6.).
- Verwenden Sie einen Langzeitdünger wenn Sie die Staude auf einem Dachgarten verwenden.
- Schneiden Sie verblühte Stängel zeitnah bodentief ab. Sie forcieren dadurch einen zweiten Flor im Spätsommer strecken die Blütezeit bis in den Oktober hinein.
Ist Leinkraut insektenfreundlich?
Ja, Bienen und Hummeln finden bei Linaria purpurea reichlich Pollen und Nektar. Die Insekten drücken durch ihr Gewicht die Unterlippe der Blüten nach unten und erreichen so die Futterquelle. Die Blätter dienen manchen Schmetterlingen als Raupenfutter.
Ameisen verteilen den reifen Samen im Garten. Sie werden durch ein eiweißreiches Anhängsel der Samen für diesen Liebesdienst „belohnt“.
Eignet sich Italienisches Leinkraut für den Vasenschnitt?
Ja. Entfernen Sie die unteren Blätter, bevor Sie die Stängel in die Vase stellen. Die Blütenstängel halten sich erstaunlich lange in der Vase und passen sehr schön zu romantischen Rosen, Löwenmäulchen, Schmuckkörbchen oder wilden Margeriten
Purpur-Leinkraut säen: wie und wann?
- Die Aussaat gelingt sehr einfach. Säen Sie ab Mitte März im Haus in eine Saatschale.
- Pikieren Sie die Sämlinge, sobald sich nach den Keimblättern die ersten echten Blätter zeigen.
- Stellen Sie die Töpfchen so nah wie möglich ans Licht, am besten gleich an ein Südfenster.
- Kultivieren Sie die Jungpflanzen anschließend etwas kühler. Raumtemperatur um die 15-18 Grad reicht völlig. Stehen die Jungpflanzen zu warm, schießen sie zu schnell und fallen dann um.
- Pinzieren Sie die Jungpflanzen etwa zwei Wochen nach dem Pikieren (Vereinzeln), damit sie buschiger wachsen. Pinzieren ist das Abschneiden des Haupttriebes. Nur keine Scheu!
- Lüften Sie täglich und härten Sie die Jungpflanzen ab Ende April draußen ab. Am leichtesten gelingt dies wenn die Pflanzen in einer Aufbewahrungsbox mit Deckel stehen.
- Abhärten: Stellen Sie die Box morgens raus an eine geschützte Stelle im Garten. An schönen, warmen, sonnigen Tagen öffnen Sie die Box, an regnerischen kühlen Tagen öffnen Sie den Deckel nur einen Spalt. Abends holen Sie die Box mit den Jungpflanzen einfach wieder rein. Insbesondere dann wenn sich kalte Nächte ankündigen. Unter 10 Grad vertragen die meisten Jungpflanzen nicht so gut.
- Warten Sie die Eisheiligen unbedingt ab bevor Sie Purpur-Leinkraut raus in den Garten pflanzen.
Im ersten Standjahr bleibt Leinkraut noch etwas unter seinen Erwartungen und Möglichkeiten zurück. Bleiben Sie geduldig. Spätestens im zweiten Standjahr baut sich die Wildstaude breit und buschig auf, ohne dabei das Beet zu dominieren. Es ist eine Begleitpflanze im Staudenbeet, kein Solitärgewächs.
Purpur-Leinkraut vermehren durch teilen oder Stecklinge
Teilen des Wurzelstocks: Graben Sie die Pflanze aus und schütteln Sie die Erde ab. Fassen Sie den Wurzelstock fest in beide Hände und ziehen Sie ihn einfach auseinander. Bei einer älteren Staude stechen Sie einfach Teilstücke mit einem Spaten ab. Setzen Sie die gewonnenen Jungpflanze an eine andere Stelle im Garten.
Je älter eine Staude wird, desto mehr vergreist sie. Im Horst entstehen kahlen Stellen und die Pflanze blüht weniger. Das gilt zwar längst nicht für alle Stauden, aber für viele. Sobald Sie merken, dass eine Staude sich nicht mehr wohlfühlt, weniger blüht und von innen her kahl wird, sollten Sie die Pflanze teilen. Dadurch verjüngt sie sich und die gewonnenen Teilstücke treiben besser und stärker aus.
Stecklinge gewinnen: Schneiden Sie dazu Mitte bis Ende Mai Kopfstecklinge und stecken Sie diese in Blumentöpfchen mit magerer Anzuchterde. Stellen Sie die Töpfe anschließend wieder in eine Aufbewahrungsbox mit Deckel und gießen Sie vorsichtig an. Lüften Sie täglich, damit nichts schimmelt. Stellen Sie die Box in den Schatten und warten Sie ab. Sobald sich unten frisches Grün zeigt können Sie den Deckel entfernen und die Pflanzen nach und nach an die Sonne gewöhnen. Pflanzen Sie aus, sobald die Töpfchen gut durchwurzelt sind.
Dieser Schnitt im Mai wird auch Chelsea-Cut, Chelsea-Schnitt oder Chelsea-Chop genannt und eignet sich für viele Stauden, die erst im Sommer oder Herbst blühen und noch keine Knospen angesetzt haben. Ich schneide und vermehre so Fetthenne, Chrysanthemen und Herbstmargeriten.
Purpur-Leinkraut sät sich gerne und zuverlässig im Garten selber aus. Sie müssen im Frühling nur die Augen aufhalten und nach den markanten Sämlingen Ausschau halten. Das hübsche Wildkraut wird dabei nie lästig. Wo es sich von alleine niederlässt, passt der Standort.
Welche Krankheiten oder Schädlinge können auftreten?
Am richtigen Standort ist Purpur-Leinkraut sehr robust und gesund. Schnecken sind keine Gefahr.
Gelegentlich können Echter und Falscher Mehltau auftreten. Behandeln Sie Mehltau mit Milch-Wasser-Gemisch im Verhältnis 1 zu 9. Noch einfacher: Schneiden Sie kranke Stängel einfach ab. Die Staude treibt anschließend willig und gesund wieder aus.
Ist Leinkraut mehrjährig?
Ja, sowohl Linaria vulgaris als auch Linaria purpurea sind hierzulande winterhart und brauchen keinerlei Winterschutz. Der oberirdische krautige Teil der Pflanze welkt im Winter bzw. kann abgeschnitten werden, doch im Frühling treibt Linaria wieder aus und wird von Jahr zu Jahr schöner.
Sind Echtes Leinkraut und Purpur-Leinkraut identisch?
Nein, Echtes Leinkraut, Linaria vulgaris stammt ebenfalls aus der Gattung der Leinkräuter und ist eine (inzwischen) heimische Wildstaude mit gelb-orangen Blüten.
Echtes Leinkraut wird auch Kleines Löwenmaul oder Frauenflachs genannt.
Ist Leinkraut giftig?
Nein, Echtes Leinkraut ist nicht giftig, aber sicher nicht zum Genuss geeignet. Kraut und Blüten schmecken sehr bitter. Dennoch wurde Linaria vulgaris früher als Heilkraut geschätzt und als Tee verwendet. Er soll die Verdauung fördern, antiallergen, antiviral und antioxidativ wirken und entzündungshemmend sein.
Bitte gehen Sie zum Arzt wenn Sie krank sind und trinken Sie keinen Heilkräutertee auf Verdacht. Auch dann nicht, wenn Sie sich sicher sind, die Pflanze zu kennen. Die Dosis macht das Gift!
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Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.