Wir hatten Glück und sind bislang noch immer ohne Schlüsseldienst ins Haus gekommen auch wenn die Tür zuvor ins Schloss gefallen ist. Das erste Mal passierte meiner Mutter das Malheur ausgerechnet als sie meine Kinder bekochte und ich für zwei Tage auf einem Seminar am Starnberger See gewesen bin. Das war kurz nach dem Einzug ins Drei-Generationenhaus, ist inzwischen also schon über 20 Jahre her. In der Küche drohte das Essen anzubrennen, zwei Jungs und meine Mutter standen draußen vor der verschlossenen Haustür.
In ihrer Not griff Muttern zum Fäustel, das noch vom letzten Pflock einschlagen auf der Terrasse lag und schlug das Klofenster ein. Wobei sich herausstellte, dass doppelt verglaste Fenster sich nicht einfach so einschlagen lassen. Dreimal musste sie bzw. mein damals halbwüchsiger Sohn mit aller Wucht zuschlagen, bevor das kleine Fenster zerbrach. Seit diesem Ereignis gibt es einen gut deponiert Ersatzschlüssel. Und nein, er liegt nicht unter der Fußmatte, ist nicht im Blumentopf neben der Eingangstüre und auch nicht auf der Lampe. Das wäre dann doch zu einfach und leichtfertig noch dazu.
Ein Todesfall lockt unerwünschte Besucher an.
Ich habe ja mit allem gerechnet, nur damit nicht: Einen Tag nachdem zehn Jahre später im Gemeindeblatt von Igensdorf der Tod meiner Mutter angezeigt wurde, versuchten Diebe in ihr Haus einzudringen. Es ist ihnen nicht gelungen, was wohl der massiven Sicherheitstür und den guten Fenstern geschuldet ist. Ich selbst habe den Einbruchsversuch erst bemerkt, als ich vergeblich mit meinem Schlüssel die Haustüre öffnen wollte, um wie üblich nebenan nach dem Rechten zu sehen.
Erst da entdeckte ich winzige Kratzer am Beschlag, sonst aber war alles äußerlich unversehrt. Auch innen war alles in Ordnung, soweit konnte ich die Lage durchs Fenster einschätzen. Nur: Wie komme ich in Mutters Haus, wenn selbst der richtige Schlüssel nicht funktioniert? Was ist geschehen und was ist nun zu tun? Fragen über Fragen und in den Gelben Seiten ein Schlüsseldienst nach dem anderen. Welchen rufe ich an und haben wir hier nicht auch einen Schlüsseldienst vor Ort?
Sind Schlüsseldienste (auf dem Land) besser als ihr Ruf?
Was folgt gerät zum Lehrstück in Sachen Schlüsseldienst. Der örtliche Metallbauer, der angeblich auch verschlossene Haustüren öffnen kann, kommt, guckt, zuckt die Schultern und meint, da käme er nicht rein, ohne die massive Holztür und/oder die Beschläge komplett zu zerstören.
Der zweite Schlüsseldienst winkt schon am Telefon ab. Sicherheitsschlösser seien eben sicher und deswegen ohne Beschädigung nicht zu knacken.
Ist das Haustürschloss zu sicher für den Schlüsseldienst?
Der dritte Schlüsseldienst, der laut gelber Seiten aus der Region sein sollte, entpuppte sich als Franchise-Unternehmen, das in ganz Deutschland Franchise-Nehmer und Kunden hat. Ebenso gut hätte ich also auch beim Schlüsseldienst Berlin anrufen können und zuvor Schlüsseldienst Berlin Vergleich bemühen können, um quasi zum gleichen Ergebnis zu kommen. Auch wenn ich damals froh war, dass überhaupt jemand kam und die Türe öffnen konnte: So belogen zu werden, hinterlässt bei mir einen unangenehmen Nachgeschmack.
Immerhin stellt der Schlüsseldienst bei seiner Aktion fest, das Schloss war mit Sekundenkleber verklebt. Die verhinderten Einbrecher haben offensichtlich so ihren Ärger über das Sicherheitsschloss kompensiert. Und während dieser Schlüsseldienst in kürzester Zeit das Schloss austauscht und die Rechnung schreibt kommt auch schon der nächste Tribut an dessen denkwürdiges Geschäftsmodell: Das Schloss wird nach Zentimeter Einbautiefe kalkuliert und es gibt nur zwei Schlüssel zum Schloss. Wer mehr will, bekommt sie nur über die Zentrale und nur gegen horrende Extragebühren.
Tür offen binnen Minuten. Zahlen auch.
Mir war und ist das (inzwischen) egal. Denn Mutters Hälfte unseres Generationenhauses gehörte schon da ihrem Sohn und inzwischen den neuen Nachbarn. Ob sie mit zwei Schlüsseln auskommen, ist mir egal. Auch dass das teure Ersatzschloss eigentlich 10 mm kürzer als das Originalschloss ist. Der Schlüsseldienst hatte nichts Besseres dabei. Wohl aber einen mobilen Kassenautomaten, um die Rechnung gleich an der Haustüre abzukassieren. 350 € für zehn Minuten Arbeit und ein 55 mm langes Haustürschloss mit zwei Schlüsseln.
Bis dahin kannte ich die Arbeit von Schlüsseldiensten nur von kritischen Fernsehreportagen. Nach diesem Erlebnis bin ich schlauer und weiß: Selbst bei uns auf dem Land ist man ohne echt ortsansässige Schlüsseldienste genauso aufgeschmissen, wie in der anonymen Großstadt. Mein Großvater, seinerseits ein gestandener Kunstschlosser mit eigener Schlosserei und einem Fachbetrieb für Fenster und Türen in Düsseldorf, würde sich im Grab umdrehen.
Vorsorgen ist besser als der beste Schlüsseldienst.
Ohne Schlüsseldienste sind Sie besser dran. Deponieren Sie daher unbedingt einen Ersatzschlüssel bei lieben Nachbar oder noch besser bei jemanden aus der Familie, der im Fall des Falles auch schnell vorbei kommen kann. Deponieren Sie keinen Ersatzschlüssel an leicht auffindbaren Orten wie unter der Hausmatte oder im Blumenkübel. Diese Verstecke sind keine und machen es Dieben zu leicht. Wenn Sie schon draußen Ihren Hausschlüssel deponieren wollen, wählen Sie ein richtig schwieriges, schwer denkbares Versteck.
Tipp: Besuchen Sie vorab und ohne akuten Notfall einen Metallfachbetrieb und/oder Schlüsseldienst vor Ort. Prüfen Sie seine Preise und lassen Sie sich seine Karte geben bzw. notieren /speichern Sie seine Nummer. Sicher ist sicher.
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.