Ein pflegeleichter Vorgarten ist keine Hexerei, sondern wächst und blüht das ganze Jahr über fast von ganz alleine. Vorausgesetzt, die Basis (Struktur & Infrastruktur) stimmt. Danach kommt alles andere dran: Die Auswahl der richtigen Pflanzen. Hauptakteure, ihre Begleiter und Lückenfüller. Ziel ist ein abwechslungsreicher, zu jeder Jahreszeit attraktiver Vorgarten, der Nachbarn auch mal zum Tratsch einlädt. Die gute Nachricht dabei ist: Sie dürfen vieles weglassen, was ohnehin nur teuer, schädlich und unnütz ist. Legen Sie los!
Ob pflegeleicht oder nicht: Ihre Entscheidung!
Mein pflegeleichter Vorgarten liegt an einem Sonnenhang und fußt zu großen Teilen auf fest geklopften Schotter! Nicht weil ich das so entschieden habe, sondern weil dort die Kranzufahrt für den Bau des Hauses war. Trotzdem ist mein Vorgarten inzwischen pflegeleicht. Wer ihn kennt, mag sich fragen, wie zum Kuckuck kann das sein? In diesem Gärtchen am Sonnenhang steckt doch sicher jede Menge Arbeit? Aber nein. Der 1. Fehler liegt schon in der Perspektive des Betrachters. Denn wer Gärtnern mit Arbeit verwechselt, hat schon verloren. Gärtnern ist, gerade zu Corona-Zeiten, mehr denn je Vergnügen, Ausgleichssport und Leidenschaft zugleich.
Also klagen Sie bitte nicht über ihren Vorgarten, sondern gestalten sie ihn. Es liegt nämlich ganz bei Ihnen, ob Ihr Vorgarten pflegeleicht wird oder pflegeintensiv. Schön und abwechslungsreich oder eine Zumutung für Mutter Natur, Sie selbst, Insekten, Vögel und alle Nachbarn.
Wie wird ein Vorgarten pflegeleicht?
Ganz einfach: Durch die standortgerechte Auswahl an Pflanzen. Versuchen Sie erst gar nicht, Hortensien in die Sonne zu pflanzen. Selbst wenn Sie ihr einen separaten Wasseranschluss und eine automatische Bewässerung gönnen: Alle Hortensien lieben und brauchen Halbschatten und quittieren einen sonnigen Standort mit Stress, Sonnenbrand und Kümmerwuchs.
Gleiches gilt umgekehrt: Die meisten Sommerblumen brauchen Sonne, um gesund zu wachsen und reich zu blühen. In einem Schattenbeet kümmern sie freudlos und ohne Blüten dahin. Flexibler ist nur ein halbschattiges Beet, in dem im Sommer mindestens 4 Stunden täglich die Sonne scheint. Dort fühlen sich viele Pflanzen wohl und gut aufgehoben – vorausgesetzt, auch der Boden passt den ausgewählten Pflanzen ins Konzept.
Das heißt: Pflanzen Sie Moorbeetpflanzen wie Rhododendron, Azaleen und Hortensien in saure Rhododendronerde. Kalkliebende Pflanzen wachsen und gedeihen dagegen in normaler Gartenerde.
Warum ist Struktur im Vorgarten wichtig?
Fangen Sie mit der Infrastruktur des Vorgartens an. Er liegt logischerweise vor dem Haus. Ein Weg oder eine Treppe führen von der Straße und/oder der Garage / Vorplatz zum Hauseingang. Das ist Ihr erster Fixpunkt. Legen Sie den Verlauf des Weges fest. Er muss nicht gerade sein, sondern kann auch in einem Bogen folgen. Nur: Zwingen Sie weder sich, noch Besucher, zickzack oder im Kreis zu laufen. Sie würden es auf Dauer doch nicht tun. Statt dessen würden sie den Weg abkürzen und im Zweifel quer durchs Beet marschieren.
Setzen Sie flache Trittsteine in bequemen Schrittabständen zwischen die Pflanzen und/oder einzelne Bereiche. Sie sorgen dafür, dass Sie jederzeit überall hinkommen, ohne im Matsch zu versinken oder mit jedem Tritt den Boden verdichten.
Pflanzen Sie einen Hausbaum
Jeder Baum ist gut für das Klima, für Insekten, für Vögel und natürlich auch für Sie. Doch weil ein Baum, insbesondere einer, der beim Kauf schon etwas älter und damit größer ist, mehr kostet, als ein Strauch, sollten Sie sich vor dem Kauf in einer guten, am besten regionalen Baumschule beraten lassen. Mehr noch: Kaufen Sie Ihren Hausbaum gleich dort. Lassen Sie sich Ihren neuen Freund liefern, fachgerecht einpflanzen und bei Bedarf auch an Baumpfähle binden, damit er von Anfang an sicher und kerzengerade wächst. Ihr Anteil an Pflege: Anfangs gut gießen und zweimal im Jahr düngen. Fertig. Sie kriegen das hin.
Warum kommt ein pflegeleichter Vorgarten ohne Sichtschutz aus?
Ein Vorgarten ist die Visitenkarte des Hauses. Er soll einladend sein und kommunikativ. Das geht nicht, wenn ringsherum hohe, hässliche Thujen oder giftiger Kirschlorbeer wachsen. Beide Gehölze sind mitnichten pflegeleicht. Pflanzen Sie stattdessen einige wenige Blütensträucher, die Sie auch ohne Leiter gut bändigen und bei Bedarf schneiden können.
Bevorzugen Sie Bienenweiden und/oder Vogelnährgehölze, die kompakt und / oder schmal bleiben und zum Standort passen. Wenn diese dann nicht alle gleichzeitig, sondern verteilt im Verlauf des Jahres blühen, umso besser. Beispielsweise Gartenhibiskus (Garteneibisch, Rosenbaum), Bartblume (Caryopteris), Spiere, Flieder / Zwergflieder, Weigelie, Schwarzer Holunder (Black Tower oder Black Lace), Säulen-Zierkirsche, Säulen-Zierapfel, Echter Winterjasmin, Winterschneeball u. s. w.
Verzichten Sie auf Wiese im Vorgarten
Früher, als selbst Vorgärten noch groß waren, hatte die Wiese darin ihre Berechtigung. Doch bei den heutigen Grundstücksgrößen ist jede Wiese im Vorgarten falsch am Platz. Sie braucht mehr Pflege als jedes Staudenbeet, muss wöchentlich gemäht werden, braucht viel Wasser, um bei Hitze und Trockenheit nicht braun zu werden und einen hübschen englischen Rasen kriegen Sie und ich ohnehin nicht hin. Also keine Wiese, sondern pflanzen Sie pflegeleichte Stauden.
Pflanzen Sie langlebige, robuste Stauden
Stauden sind krautige Pflanzen, die jedes Jahr im Frühjahr aufs Neue austreiben und im Herbst oberflächlich absterben. Nur die Wurzeln überdauern den Winter gut geschützt im Boden.
Gut sortierte Staudengärtnereien führen unfassbar viele verschiedene Stauden und Halbsträucher wie Lavendel oder den hübschen Herbstblüher, die Bartblume.
Achten Sie bei der Auswahl darauf, dass zu jeder Jahreszeit etwas blüht und darauf, dass die Pflanzen Trockenheit und Hitze gut verkraften. Zukunftsstauden können das. Darüber hinaus empfehle ich gerne Christrosen für Blütenzauber im Dezember und Januar, Lenzrosen im März, Tränende Herzen und frühe Taglilien im Mai, Pfingstrosen im Mai, Lavendel im Juni, verschiedene Taglilien von Juli bis September und so weiter.
Prachtkerze Gaura Lindheimerii blüht sogar monatelang bis zum Frost – ohne dass Sie einen Finger für sie krumm machen oder gar gießen müssen. Im Spätsommer und Herbst bescheren die robuste Fettehenne, späte Astern, Gartenchrysanthemen und Herbstmargeriten der Gartensaison ein feuriges Ende. Ihr Ziel: Kein Monat ohne Blüten- oder Fruchtschmuck im Vorgarten. Das zu erreichen ist gar nicht so schwer.
Pflanzen Sie Rosen mit ADR-Siegel
Auch Rosen sind pflegeleicht. Es kommt allerdings sehr auf die Sorte an. ADR-Rosen sind ausgewählte, geprüfte, gesunde Rosen. Sie müssen über mehrere Jahre ihre Gesundheit beweisen, bevor sie das ADR-Siegel bekommen – und auf Dauer behalten dürfen. Für den pflegeleichten Vorgarten bedeutet das: Sie müssen Ihre Rose nicht spritzen, nicht päppeln, sondern dürfen sie einfach nur genießen. In meinem Vorgarten übernehmen diese Aufgabe u. a. die romantische Rose Pomponella und Bodendeckerrose Sommerwind.
Setzen Sie Blumenzwiebeln zwischen die Stauden
Blumenzwiebeln verwandeln jeden Vorgarten in einen bunten Frühlingsgarten. Die Devise lautet auch hier: klotzen, nicht kleckern. Setzen Sie Hasenglöckchen/Bluebells, Schneeglöckchen, botanische Tulpen und kleine Narzissen, Winterlinge, Zierlauch (Allium) und frühe Krokusse zum Verwildern. Über sie freuen sich ausgehungerte Bienen im Vorfrühling ganz besonders. Hinzu kommen Tulpen in allen Variationen. Klotzen Sie .. und freuen Sie sich über einen bunten Frühlingsgarten. Ihre Nachbarn werden Augen machen!
Pflanzen Sie jede Menge Bodendecker wie Mauerpfeffer
Bodendecker wie Mauerpfeffer oder Pfingstveilchen halten Wege sauber und Unkraut in Schach. Pflanzen Sie diese genügsamen Stauden entlang des Weges, aber auch überall dort, wo Sie selbst nur schlecht hinkommen. Einmal gepflanzt, vermehrt sich jedes Sedum / Mauerpfeffer von ganz alleine, hält alles sauber und dicht.
Warum ist ein pflegeleichter Vorgarten dicht bepflanzt?
Wo eine Staude wächst, hat Unkraut keinen oder nur noch wenig Platz. Natürlich brauchen alle Pflanzen, genügend Raum, sich zu entfalten. Wie viele Stauden jeweils auf einen Quadratmeter Fläche gehen, steht meist sogar auf dem Pflanzenetikett. Richten Sie sich danach und Ihr Vorgarten ist schon bald dicht bepflanzt.
Säen Sie bunte Sommerblumen
Falls im ersten oder zweiten Standjahr im Vorgarten noch Lücken offen sind: Säen Sie Sommerblumen. Sie sind eine Wunderwaffe für einen schönen, pflegeleichten Vorgarten. Denken Sie bitte nicht, das artet wieder in Arbeit aus. Wenn Sie es richtig anstellen, ist genau das Gegenteil der Fall.
Passen Sie dazu zwischen April und Mai eine Regenperiode ab und säen Sie eine bunte Blumenmischung direkt ins Beet. Halten Sie den Boden leicht feucht, bis Sie erstes Grün entdecken. Danach müssen Sie den bunten Sommerblumen nur noch beim Wachsen zusehen. Egal ob Goldmohn, Klatschmohn, Kapuzinerkresse, Kornblumen, Cosmeen oder Mössinger Sommer: Es sind samt und sonders blühfreudige Sommerblumen, die wochenlang einen bunten Blütenteppich im Vorgarten auslegen. Einmal gekeimt und angewachsen müssen Sie nichts mehr tun. Sie kämen ohnehin nicht mehr hin, ohne dabei Blumen zu zertreten. Wichtig ist nur diese Vorarbeit: Entfernen Sie vor dem Säen noch einmal gründlich jedes Unkraut mitsamt Wurzel.
Wie sieht die laufende Pflege im Vorgarten aus?
- Sobald im Vorfrühling das erste Grün der Tulpen und Narzissen zu sehen ist, düngen Sie. Verwenden Sie einen schnell wirkenden mineralisch-organischen Pflanzendünger (keine Hornspäne!) und überlassen Sie Regen und Schnee das Einarbeiten in den Boden.
- Lassen Sie Blumenzwiebeln zum Verwildern nach ihrer Blüte einfach so wie sie sind. Das Laub zieht mit der Zeit ein. Daneben gepflanzte Stauden verschlucken mit ihrem Austrieb das welkende Grün der Frühblüher und halten die Fläche so sauber und ordentlich.
- Die meisten Tulpen halten oft nur eine Saison und können nach ihrer Blüte raus. Wenn Sie sie trotzdem behalten möchten, setzen Sie die Blumenzwiebeln einfach in Töpfe und parken diese irgendwo im Garten. Sobald das Tulpengrün komplett verwelkt ist, entnehmen Sie die Zwiebeln und verwahren sie bis zum Herbst kühl, dunkel und trocken auf.
- Im März und im Juni düngen Sie alle Stauden und Gehölze. Verwenden Sie dazu einen guten, organischen-mineralischen Staudendünger, kein Blaukorn.
- Entfernen Sie während der gesamten Gartensaison Verblühtes regelmäßig und zeitnah.
Wie halten Sie Unkraut in Schach?
Ganz einfach durch rechtzeitiges, regelmäßiges und richtiges Jäten. Zupfen Sie nicht, dabei bleiben die Wurzeln im Boden und das Unkraut wächst munter weiter. Kaufen Sie sich stattdessen einen stabilen Wurzel- bzw. Unkrautstecher. Es muss aber einer sein, der kräftiges Hebeln aushält, das kann längst nicht jeder. Stechen Sie Unkraut immer mitsamt ihrer Wurzel heraus.
Tipp: Gehen Sie einmal in der Woche mit Unkrautstecher und Eimer durchs Beet und entfernen Sie Unkraut selektiv. Dazu brauchen Sie keinen großen Jäter, obwohl diese hilfreich ist, um den Boden aufzulockern. Ein Lüfter mit einer Zinke ist viel wendiger und praktischer als eine konservative Zieh- oder Doppelhacke.
Bei der Gelegenheit sehen Sie auch gleich, was sonst noch im Vorgarten zu tun ist, wie beispielsweise Pflanzen anbinden, Verblühtes abschneiden oder Lücken mit Ablegern oder neuen Pflanzen füllen. Ihre regionale Gärtnerei hält noch so viele schöne Pflanzenschätze für Sie bereit.
Verzichten Sie auf Schotter, Kies und Unkrautvlies!
Es hat sich inzwischen herumgesprochen, dass Schottergärten Gärten des Grauens sind. Schlecht fürs Klima, für die Umwelt, für Insekten, Vögel und letzten Endes auch für Sie. Pflegeleicht sind Kiesgärten auch nicht – eher im Gegenteil. Also weg mit dem Schotter.
Unkrautvlies ist genauso schlecht für die Umwelt und funktioniert noch nicht einmal. Flugsamen siedeln sich trotzdem an. Der Boden trocknet unter dem Plastikvlies noch schneller aus, Sie können Pflanzen nur schlecht versetzen und Blumenzwiebeln können Sie komplett vergessen. Also weg mit dem Unkrautvlies, es ist ohnehin nur Plastikmüll.
Ein gescheiter Unkrautstecher muss her und ein schmaler Bodenlüfter mit nur einer Zinke. Dazu noch ein Eimer, eine Gartenschere und gute Gartenhandschuhe und los geht’s in Ihrem pflegeleichten Vorgarten. Viel Spaß dabei.
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.