Einmal gärtnern wie in Sissinghurst.
Ein Blick hinter die Kulissen der berühmten englischen Gartenlegende.
Astrid Ludwig
Ulmer Verlag 2016
142 S., 100 Farbfotos, geb.
ISBN 978-3-8001-0365-2.
€ 19,90
Frau Ludwig heuert als Volontärin im berühmten Garten Sissinghurst an und erzählt von ihren Eindrücken dort. That’s it.
Na gut. Das Buch hat schon noch ein bisschen mehr zu bieten: Einblicke in das Leben und Wirken von Vita Sackville-West, Gründerin von Sissinghurst Garden, zudem stellt die Autorin den berühmten Gartennachbarn Great Dixter vor. Dazwischen haben jede Menge schöne Pflanzen Platz und Hinweise, wie Gärtner von Sissinghurst mit Vitas Schätzen und ihren eigenen Pflanzen-Lieblingen umgehen. Dabei entdecke ich durchaus für mich neue Informationen, zum Beispiel die über den Schnitt der Iris nach deren Blüte.
Interessant ist auch die Art, wie die Engländer, insbesondere der National Trust ihre Gärten pflegen und dass es wohl auch Menschen gibt, die sich gerne ehrenamtlich dafür engagieren. Für sie ist es ein Hobby und gesellschaftliches Beisammensein, das ähnlichen Stellenwert hat, wie Golf spielen. Das gefällt mir gut.
Das Buch wirkt ein bisschen wie eine Schreibkladde, hübsch verziert mit allerlei Zeichnungen und Fotos aus dem Garten – völlig ohne Besucher. Das ist natürlich ein Privileg, um das ich die Autorin durchaus beneide.
Was mir dagegen nicht so gut gefällt, ist das Hin und Her zwischen den historischen Fakten um Vita Sackville-West und der Ist-Zeit. Für meinen Geschmack fehlt an dieser Stelle eine ordnende Hand im Manuskript. Da Historie, dort das Sissinghurst von heute. Nachvollziehbare Berührungspunkte sind davon natürlich ausgenommen.
Dennoch ist der Titel „Einmal gärtnern wie in Sissinghurst“ völlig falsch. Denn „wie in“ würde ja bedeuten, eine Anleitung zu bekommen, wie der Gartenfreund das Gesehene in den eigenen Garten adaptiert. Dieser Aspekt kommt jedoch zu kurz und ergießt sich vorwiegend ein Klagen über einen bemühten, allerdings sichtlich überforderten Ehemann, der in Frau Ludwigs Abwesenheit den gemeinsamen Garten (in ihren Augen) nicht genügend in Schuss gehalten hat. Nun ja. So etwas gehört eher in ein privates Gartenblog und nicht in an Buch, von dem sich Hobbygärtner Aufschluss über die wahren Geheimnisse von Sissinghurst erhoffen. Da hilft auch nicht der Hinweis darauf, sich inzwischen eine Gartenbank, wie sie auch Sissinghurst steht, gegönnt und drei Clematis mitten ins Beet gepflanzt zu haben. Für den romantischen Touch, den auch Vita mochte und ebenso hergestellt hat. Das alte Gemäuer drum herum müssen wir uns eben dazu denken.
Fazit: Wer wissen will, wie Sissinghurst Garden und britische Gärtner funktionieren, findet reichlich Stoff und Anregungen. Praktische Hinweise gibt’s für den Heckenschnitt und dazu eine kleine Auswahl an Pflanzen, die Vita Sackvill-West besonders mochte.
Über die Autorin
Astrid Ludwig war drei Jahrzehnte Journalistin bei der Frankfurter Rundschau und ist heute als Autorin u. a. für FAZ, FAS, ZEIT online und für Fachpublikationen tätig. Die leidenschaftliche Gärtnerin ist großer England-Fan und engagiert sich außerdem in der Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur.
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.