Warum Kletterpflanzen für kleine Gärten?

Gute Kletterpflanzen braucht jeder Garten. Insbesondere kleine Gärten profitieren von geschickt gesetzten Kletterpflanzen. Sie verleihen Struktur und bringen eine neue Dimension ins Spiel. Höhe statt Breite. Doch längst nicht jede Kletterpflanze eignet sich für kleine Gärten. Manche werden rasch zu wahren Klettermonstern, die kaum zu bändigen sind. Andere bleiben lange zierlich und kompakt, bieten dann aber kaum Sichtschutz. Manche brauchen starke Kletterhilfen, Gerüste oder frei stehende Obelisken, andere kommen mit gespannten Schnüren oder Drähten aus oder heften sich, wie die Kletterhortensie selbst an die Wand.

Kletterrose Cameltot am Obelisken im Garten von Nature to Print

Kletterrose Camelot lässt sich nur in jungen Jahren leicht lenken und binden. Im Alter leider nicht.

Und dann ist da noch die Frage, ob der gewählte Standort schattig, halbschattig oder sonnig ist. Erst wenn die Standortfrage geklärt ist, können Sie sich für die ein oder andere Kletterpflanze entscheiden. Doch seien Sie vorsorglich gewarnt: Wo eine wächst, haben bestimmt noch andere Schlinger und Streber Platz. Schließlich gibt es gute Argumente für den Einsatz von Kletterpflanzen für kleine Gärten.

Warum Kletterpflanzen? 6 gute Gründe

  1. Kletterpflanzen sind kleine Biotope und bieten Vögeln Schutz, Nistplätze und Nahrung.
  2. Klima- und Wärmeschutz: Kletterpflanzen an Fassaden dämmen, schattieren und schlucken CO2.
  3. Lärmschutz: Großflächig begrünte Fassaden schlucken viel Lärm, insbesondere an Straßen.
  4. Sichtschutz: Kletterpflanzen halten neugierige Blicke ab und sorgen für mehr Privatsphäre.
  5. Schönheit: Kletterpflanzen machen Haus und Garten attraktiv. Blüten gibt es oft nur für kurze Zeit, aber frisches Grün tut der Seele ebenfalls gut und beruhigt, buntes Laub macht im Herbst mindestens ebenso viel Freude.
  6. Eine attraktive Wandbegrünung mildert Bausünden, peppt alte Gemäuer, triste Hinterhöfe oder Lagerhallen auf. Schönheit liegt zwar immer im Auge des Betrachters, aber wo Grünes hässliche Ecken kaschiert, ist fürs Erste viel erreicht.
  7. Eigene Ernten: Spalierobst und Wein brauchen unten herum kaum Platz, sichern aber gute und leckere Ernten – auf Wunsch sogar in Bio-Qualität.

Welche mehrjährigen Kletterpflanzen für kleine Gärten?

Kletterpflanzen für kleine Gärten wuchern nicht, ziehen keine Schädlinge an, sind schnittverträglich, bieten Vögeln Schutz, Nahrung und Platz zum Nisten. Längst nicht jede Schling- oder Kletterpflanze kann da mithalten.

  • Kletterrosen sind wunderschön, brauchen aber auch Pflege, Knowhow und viel Liebe. Kletterrosen sind Spreizklimmer und benötigen stabile Kletterhilfen, Rankgerüste oder einen Obelisken. Worauf Sie bei der Auswahl achten sollten, erfahren Sie gleich nebenan.
  • Clematis sind wunderbare Kletterpflanzen, aber es kommt auf die Sorte an. Einfache Clematis-Hybriden mit großen Blüten blühen zweimal in der Saison (Sommer und im Herbst) und setzen dabei hübsche Akzente. Clematis-Hybriden sind relativ empfindlich und verschwinden manchmal sang- und klanglos. Wenn sie sich jedoch wohl fühlen, dann ist die Freude jedes Jahr aufs Neue groß.
  • Clematis montana blühen überreich, aber nur einmal im Jahr, meist schon im Mai. Sie sind zum Teil sehr wüchsig, und weil man sie kaum zurückschneiden muss, bilden sie ganzjährigen Sichtschutz. Die beliebte Sorte Clematis montana Rubens, kann 8-12 m lang werden, fällt da und dort aber auch mal komplett aus. Was wirklich schade ist, denn es dauert eine Weile, bis Rubens Statur und Fülle hat. Clematis ‚Mayleen‘ ist meiner Erfahrung nach schöner und blüht tatsächlich von Jahr zu Jahr üppiger.
Clematis montana 'Mayleen' am Rankgitter und im Baum

Clematis montana ‚Mayleen‘ erobert erst ein Rankgitter und kapert dann Zierkirsche Kanzan

Clematis montana 'Mayleen' bringt Zierkirsche Kanzan zu einer zweiten Blüte

Clematis montana ‚Mayleen‘ blüht in Zierkirsche Kanzan

  • Clematis orientalis sind extrem robust und frostfest, aber auch sie werden im Spätherbst / Winter zurück geschnitten und sorgen erst ab Mai / Juni für leichten Sichtschutz. Wenn Ihnen dauerhafter Sichtschutz wichtig ist, sind Clematis orientalis keine gute Wahl.
  • Akebie, Schokoladenwein, Klettergurke. Wächst nicht zu stark und ist gut schnittverträglich. Wenn Sie eine männliche und eine weibliche Akebie pflanzen, können Sie im Herbst sogar leckere, violette Früchte ernten. Die Akebie begrünt Pfosten, Rankgerüste, Rosenbögen oder auch Fallrohre. Die robuste, gesunde Kletterpflanze für kleine Gärten (und auch große) behält bis Dezember ihr Laub und trägt ab März / April sehr hübsche, wenn auch winzige Blüten. Sehr empfehlenswert.
Kletterpflanze für kleine Gärten: Akebie, Schokoladenwein, Klettergurke

Pflegeleichte Kletterpflanze für kleine Gärten: Akebie, Schokoladenwein, Klettergurke

  • Wilder Wein gibt es in verschiedene Sorten: Mit und ohne Früchten, mit Ranken oder mit Haftscheiben, starkwüchsig oder mit manierlichen Wuchs wie die Rankende Jungfernrebe. Alle bestechen durch auffallend schönes Herbstlaub und sind absolut pflegearm.
  • Spalierobst und Weinreben sind attraktiv und überaus nützlich. Ein Kurs über den Spalierbaumschnitt ist jedoch wichtig. Sparen Sie nicht daran.
  • Spindelstrauch / Kletterspindel / Euonymus, wächst sehr langsam, ist immergrün, gesund und robust. Sorten mit panaschierten, gelb-bunten oder weiß-bunten Blättern sind besonders attraktiv und bringen Licht in dunkle Gartenecken.
  • Pfeifenwinden / Osterluzei: Die Kleinblättrige Pfeifenwinde, auch Wollige Pfeifenwinde bot. Aristolochia tomentosa bleibt deutlich hinter dem Wachstum der Großen Pfeifenwinde, bot. Aristolochia durior (macrophylla)) zurück. Doch beide Sorten eignen sich durchaus für kleine Gärten, benötigen im Sommer allerdings viel Wasser. Die Schlingpflanzen brauchen stabile Kletterseile. Ersatzweise funktionieren auch Pfosten oder Fallrohre. Schön zum Begrünen einer Pergola oder einer Laube.
Kleine Pfeifenwinde am Holzpfosten an der Terrasse. Aristolochia tomentosa

Kleine Pfeifenwinde am Holzpfosten an der Terrasse. Aristolochia tomentosa

  • Klettertrompeten, Campsis, blühen im Sommer von Gelb über Orange bis hin zu Rot. Manche Sorten sind Selbstklimmer, andere brauchen Pfosten oder ein Rankgerüst, um nach oben zu kommen und sich dort zu halten. Schön zum Begrünen einer Pergola. Es sind wirklich schöne Kletterpflanzen und zur Blütezeit im Hochsommer verbreiten Sie südländischen Flair.
  • Kletterhortensien wachsen und blühen auch im Halbschatten oder Schatten, das macht ihren besonderen Reiz und Wert aus. Zudem halten Sie sich mit Haftwurzeln an Fassaden fest, Rankgitter oder Seile nicht nötig – aber nützlich, wenn man die Kletterhortensie in eine bestimmte Richtung erziehen will. Kletterhortensien brauchen viel Wasser, sind ansonsten jedoch pflegeleicht und sind wegen ihrer rotbraunen Triebe auch im Winter attraktiv.
  • Echter Winterjasmin blüht bereits ab Dezember bis März und bietet späten / frühen Wildbienen Nahrung, in einer Zeit, in der sonst nichts zu holen ist. Echter Jasmin ist immergrün, verträgt sonnige, halbschattige und sogar schattige Standort und wirkt am besten vor einem dunklen Hintergrund. Seine langen biegsamen Triebe wallen sehr schön Mauern hinunter oder spreizen sich entlang ihrer Kletterhilfe bis zu 3 Meter hoch. Anfangs ist Anbinden der Triebe jedoch erforderlich. Echter Winterjasmin ist absolut pflegeleicht. Mehr über Winterjasmin gleich nebenan.

Echter Winterjasmin, Video

8 Kletterpflanzen, die mit Vorsicht zu genießen sind

  • Clematis vitalba sind kräftige, gesunde Wucherpflanzen mit unzähligen weißen Sternblüten und später puscheligen Samenständen. Sie vertragen Frost und Trockenheit und ihre Lianen erklimmen mühelos bis zu 12 hohe Masten, hohe Fassaden an stabilen Kletterseilen und Gerüsten. Allerdings wird auch diese Clematis jedes Jahr auf 60 cm zurück geschnitten und hinterlässt dann viel Grünschnitt und für mindestens 4 Monate eine Lücke.
  • Geißblatt, Jelängerjelieber, kann, je nach Sorten klein und kompakt bleiben, ist dann aber empfindlich. Die Schlingpflanze neigt zu Mehltau und / oder zu Läusen, wenn der Standort nicht zu 100 Prozent stimmt. Einige Geißblattsorten, wie das Japanische Geißblatt werden als Neophyten eingestuft und dürfen in der Schweiz daher nicht verbreitet werden.
Weiße, duftende Blüten des Jelängerjelieber, Kletterpflanze, Lonicera similis var. delavayi

Weiße, duftende Blüten des Jelängerjelieber, Lonicera similis var. delavayi

  • Hopfen wächst wild und ungestüm, hat Stacheln mit Widerhaken und bildet Ausläufer. Andererseits braucht Hopfen nur wenig Pflege und ist sehr zuverlässig. Wenn Hopfen, dann besser mit Wurzelsperre oder in einen großen Pflanzkübel setzen. Empfehlenswert sind moderne Aromahopfensorten oder Goldhopfen.
  • Schlingknöterich wächst ungezügelt, ist jedoch robust. Er sollte nur dort stehen, wo richtig viel Platz für ihn vorhanden ist.
  • Baumwürger, sein Name ist Programm! Eine Schlingpflanze, die mühelos bis 12 Meter Höhe erreicht und dazu eine sehr stabile Kletterhilfe braucht.
  • Blauregen sieht blühend toll aus, aber er braucht regelmäßigen Schnitt und sehr viel Pflege. Er zerdrückt Fallrohre und verursacht schnell Bauschäden. Es gibt kleinbleibende Sorten, die allerdings auch einen regelmäßigen, fachkundigen Schnitt brauchen. Blauregen ist giftig.
  • Contoneaster. Pflegeleicht und widerstandsfähig, aber in Obstanbaugebieten nicht erwünscht / verboten, weil er Wirt für den Feuerbranderreger ist.
  • Efeu ist immergrün, robust, im Alter auch bienenfreundlich, aber tückisch. Efeu wächst ins Dunkle, in Mauerspalten und sprengt sie mit der Zeit regelrecht auf. Efeu verursacht hohe Bauschäden und, was noch viel schlimmer ist: Man bekommt ihn praktisch nie wieder los.

Das Beste: Kletterpflanzen für kleine Gärten wachsen sie auch am Haus ohne Beet, im Hof oder auf einer gepflasterten Terrasse Wie das funktioniert genau erkläre ich gleich nebenan. 

Kleine Pfeifenblume wird am Seil entlang unter dem Dachsparren in Ostenrichtung geführt

Kleine Pfeifenblume fußt im Pflaster einer Nord-Terrasse und wird am Seil entlang unter dem Dachsparren in Ostenrichtung geführt

Bleibt die Frage, welche Kletterpflanze bald in Ihrem kleinen Garten wachsen darf?

Fiona Amann

Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.