Aurikel sind liebenswerte Stauden für Garten, Steingarten und den Topfgarten. Sie lassen seit über vier Jahrhunderten die Herzen leidenschaftlicher Sammler höher schlagen und begeistern durch eine faszinierend große Bandbreite an Blütenfarben. Mutter Natur hatte bei ihrer Erfindung sicher einen Malkasten zur Hand und mit spielerischer Leidenschaft und Leichtigkeit alle Farben ausprobiert. Das Ergebnis ist wunderbar anzusehen.

Faszination Aurikel | Video

Was sind Aurikel?

Die Aurikel, bot. Primula auricula, ist eine besondere Primel. Sie zeichnet sich durch samtartige, bemehlte Blütenblätter und enorme Farbenvielfalt aus. Ursprünglich entstand die so begehrte Aurikel durch eine natürliche Kreuzung zwischen Alpen-Aurikel (Primula auricula) und der Behaarten Primel (P. hirsuta) und faszinierte von Anfang an durch ihre hübschen Farben. Das brachte Gärtner und Züchter auf die Idee, Alpine Aurikel-Hybriden für den Steingarten gezielt zu vermehren. Sehr zur Freude von Sammlern dieser hübschen Pflanzen.

Garten-Aurikel blühen in zahlreichen hübschen Farben

Die weißen Punkte auf dem gelben inneren Blütenkranz sind keine Pollen, sondern eben die typisch bemehlten Blütenblätter.

Warum Aurikel sammeln?

Weil eine schöner als die andere ist. Und weil man sie ganzjährig draußen in kleinen Töpfen kultivieren kann. Eine Stellage vor dem Haus, auf der Terrasse oder auf dem Balkon und schon hat man ein kleines Aurikel-Paradies.
Aurikel entfachten bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts bei Adligen und Bürgern gleichermaßen die große Sammelleidenschaft. Es wurden irrsinnige Preise für besonders hübsche Pflanzen bezahlt und betrachtet man die Preise, die manche Halunken selbst für Saatgut aufrufen, denkt man schnell, im falschen Film zu sein. Fallen Sie bitte nicht darauf herein. Hübsche Aurikel müssen wirklich nicht teuer sein. Pflanzen in sehr guter Qualität gibt es schon für 5-6 €.

In nordenglischen Bergarbeitersiedlungen wurden noch in den 1960-er Jahren Aurikel gezüchtet und in Töpfen kultiviert. Ein Ausgleichssport wie im Ruhrgebiet die Taubenzucht? Inzwischen gibt es im Gartenverrückten England spezielle Societies, die jährlich die schönsten Aurikel und deren bunten Blüten prämieren. Ein Fest für die Fans und Ansporn, die eigene Aurikel-Zucht weiter voranzutreiben, zugleich.

Hierzulande gibt es nur wenige Gärtnereien, die sich auf Aurikel und andere Alpine Pflanzen spezialisiert haben, beispielsweise die Staudengärtnerei Peters in Uetersen. Für mich ist der Weg dorthin leider zu weit, aber online geht ja immer :-).

Garten-Aurikel Standort und Boden?

Aurikel lieben einen sonnigen bis halbschattigen Standort, am besten jedoch ohne pralle Mittagssonne.
Aurikel mögen keine zu nassen Böden, Wasser muss gut abfließen können. Es sind Alpenpflanzen, die mit kargen, kiesigen Böden gut zurechtkommen, aber nicht mit Staunässe.
Der Boden sollte kalkhaltig sein, locker und humos sein. Primeln wachsen im Grunde in jeder normalen Gartenerde, die nicht zu Nässe neigt. Aber der kommt ja seit dem Klimawandel ohnehin kaum noch vor.

Was brauchen Aurikel im Topf

Verwenden Sie für die Topfkultur hohe, kleine Tontöpfe mit etwa 12 Zentimeter Durchmesser. Schalen und Kästen sind ebenfalls möglich. Wirklich wichtig sind Wasserabzugslöcher und eine dicke Dränage im unteren Drittel des Pflanzgefäßes. Ist das gegeben, können die Pflanzen das ganze Jahr über draußen stehen. Frost schadet nicht, Nässe schon. Stellen Sie getopfte Aurikel daher im Winter oder in regenreichen Sommern vor Regen geschützt auf, z. B. unter ein Vordach.

Purpur Garten-Aurikell mit gelben Schlund

Welche Blütenfarbe aus einer Saatgut-Mischung Aurikel-Hybriden entspringt, weiß keiner im Voraus. Umso größer dann die Überraschung.

Aurikel teilen. Wie werden aus einer Pflanze viele?

Teilen Sie Alpenprimeln wie alle andere Gartenprimeln auch: Nehmen Sie die Pflanze direkt nach der Blüte oder besser noch im September bis Oktober hoch bzw. aus dem Topf und teilen den Wurzelstock mit den Händen in ihre natürlichen Sektoren. Wie das genau funktioniert sehen Sie gleich nebenan in Wort und Bild.

Teilen Sie Primeln alle drei Jahre, so bleiben sie vital und schön.

Aurikel säen. Wie und wann?

Die Aussaat der Aurikel gelingt meiner Erfahrung nach erstaunlich gut und einfach. Saatgut gibt’s bei seriösen Saatguthändlern (nicht bei Etsy oder Ebay!) schon für kleines Geld (2 € für eine Samentüte mit über 250 Samenkörnern). Zumeist werden bunte Mischungen angeboten und das ist der besondere Reiz.

Aurikel sind Kühlkeimer, das heißt, sie brauchen zum Keimen einen gewissen Kältereiz bei 5-10 °C. Februar bis Mai ist eine gute Zeit zur Aussaat. Wenn es draußen schon zu warm zur Aussaat ist, stellen Sie die Saatgutschale mit Folie abgedeckt, für 4 Wochen in den Kühlschrank. Danach geht’s draußen weiter. Ein halbschattiger Platz ist ideal dafür.

Wann blühen Alpen-Primeln?

Im Mai

Wie im Garten verwenden?

Sammler präsentieren ihre einzeln getopfte Schätze am liebsten prominent auf Regalen oder Pflanztischen. Im Garten passen alle Primeln sehr schön auf Baumscheiben und in den Vordergrund von Blumenbeeten. Selbst schwierige, zu Trockenheit neigende Stellen, wie entlang eines Gartenwegs, sind ideal für die Gewöhnliche Alpen-Aurikel.

Aurikel düngen. Ja oder nein?

Aurikel sind sehr genügsam und pflegeleicht. Stimmt der Standort brauchen sie keinen zusätzlichen Dünger, sie ziehen ihren Nährstoffbedarf aus der Garten- bzw. Blumentopferde.
Zu viel Stickstoff führt zu schwachen Blütenstielen, düngen Sie, wenn überhaupt, nur sehr sparsam.
Manche Züchter empfehlen allerdings, die Pflanzen nach der Blüte einmal mit flüssigen Orchideendünger zu gießen, um Wachstum anzuregen.

Geliebte Aurikel, Frühlingsstauden mit Suchtpotenzial | Aurikel sind liebenswerte Frühlingsstauden, die bereits vor 4 Jahrhunderten die Herzen adeliger und bürgerlicher Sammlern höher schlagen ließen. Heute erleben die hübschen Alpenprimeln eine beachtenswerte Renaissance - aus guten Gründen.

Fiona Amann

Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. In ihrem Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus vier Jahrzehnten, stellt Lieblingspflanzen und ihre Pflege vor, verrät die Lieblingsrezepte ihrer Familie und Rezepte aus ihrer Landküche und dazu lohnenswerte Gartengeräte, Koch - oder Gartenbücher vor.