An Graupensuppe scheiden sich die Geister – schon seit Generationen. Mein Großvater hasste sie und nannte Graupen verächtlich „Kälberzähne“, was der großen Not während und nach dem Krieg geschuldet war und der Tatsache, dass außer der groben Graupen wohl kaum etwas Gesundes oder wenigstens Nahrhaftes in der breiigen Suppe schwamm.
Inhaltsverzeichnis
Was gehört in eine gute Graupensuppe?
Meine Kinder waren jahrelang sehr geteilter Meinung über Graupensuppe. Der Mittlere liebte sie, der Kleine und die Große mäkelten an ihr herum bis ich keine Lust mehr hatte auf deren Protest. Die gute Graupensuppe verschwand für lange Jahre in der Versenkung und wurde erst wieder gekocht, als das Bumerang-Kind (der Mittlere) mich an einem kühlen Herbsttag an sie erinnerte: „Kochst du bitte mal wieder Graupensuppe! Aber gerne doch.“
Gute Fleischsuppe ist die beste Basis für viele Suppen
Ideale Basis einer guten Graupensuppe ist eine klare Fleischsuppe. Vegetarier mögen sich mit Gemüsebrühe bescheiden und bequeme Menschen nehmen vielleicht sogar mit gekörnter Brühe aus dem Glas vorlieb. Für mich kommt das alles nicht infrage, denn ich habe mir schon vor Jahren angewöhnt, regelmäßig einen großen 7-Liter-Topf Fleischsuppe zu kochen und diese dann in 1/4-Liter-Portionen einzufrieren. So bin ich jederzeit gerüstet für Suppen und Soßen aller Art.
Mein Rezept für Graupensuppe, berechnet für zwei Esser.
- 1/2 Liter klare Fleischsuppe
- 1 EL Butter
- 1 Kartoffel, fein gewürfelt
- 1 kleine Kartoffel, fein gerieben
- 2 Karotten, fein gewürfelt
- 1 Schalotte oder kleine Zwiebel, fein gewürfelt
- 125 Gramm Perlgraupen
- Milch, Schmand oder Sahne nach Belieben.
- 2 Paar Wienerle
So geht’s:
Erst Graupen vorkochen.
- Dazu Graupen in ein Sieb geben und unter fließendem Wasser abspülen bis das Wasser klar wird.
- Graupen in einen Topf geben und mit gut einem halben Liter kochendem Wasser übergießen, Salz dazu geben, wieder zum Kochen kommen lassen und anschließend den Herd auf kleinste Stufe zurück stellen. Graupen quellen dabei auf wie Reis.
- Nach 20 bis 25 Minuten sollten die Graupen, je nach Korngröße, gar sein. Beachten Sie die Kochzeit auf der Packung. Geben Sie die Graupen anschließend in ein Sieb und spülen Sie sie unter fließendem kalten Wasser ab stellen Sie die Graupen danach zur Seite.
Tipp: Sehr einfach gelingt das Kochen und Quellenlassen übrigens in einem Gusseisentopf, zum Beispiel in einer kleinen Cocotte von Staub, da dieser die Hitze hervorragend hält und dank der Wabenstruktur des Deckels aufsteigenden Dampf gleichmäßig zurück auf das Kochgut tropfen lässt. Noch einfacher gelingt dies in einer Reis-Cocotte.
Dann Suppe kochen
- Jetzt 1 EL Butter im Gusseisentopf erhitzen (mittlere Hitze, Stufe 5-6 von 10) und darin Schalotten glasig andünsten. Anschließend Karotten und gewürfelte Kartoffeln kurz mit andünsten, mit Fleischsuppe ablöschen, geriebene Kartoffel zum Binden dazu geben und ca. 15 Minuten sanft köcheln lassen (unterste Hitze, Stufe 1-2 von 10) und dabei ab und zu durchrühren.
Auch dabei leistet der Gusseisentopf wieder hervorragende Dienste. Natürlich können Sie die Suppe auch in jedem anderen Topf kochen, doch so Energie sparend wie der Gusseisentopf funktionieren moderne leichte Edelstahltöpfe sicher nicht.
- Sobald das Gemüse gar ist Graupen zur Suppe geben und abschmecken mit Salz, Pfeffer, Muskat und ggf. einen EL Schmand oder süße Sahne. Sollte die Suppe insgesamt zu dick geraten sein, verdünnen Sie sie einfach mit etwas Milch (oder Brühe, falls vorhanden).
- Jetzt nur noch Wienerle in Streifen schneiden und in der fertigen Suppe kurz erhitzen.
Dazu schmeckt einfaches Butterbrot besonders gut. Guten Appetit.
Kleine Warenkunde: Was sind Graupen?
Graupen (Kochgerste, Rollgerste, Grütze) sind geschälte, polierte Gerstenkörner in runder, halbrunder oder länglicher Form. Je kleiner, desto feiner sind sie. Die beste Qualität werden Perlgraupen genannt.
Graupen wurden vor dem Krieg gerne als Sättigungsbeilage oder Suppen- und Eintopfeinlage verwendet. Sie waren ein preiswertes Grundnahrungsmittel, das nach dem Krieg allerdings immer mehr durch Nudeln und Reis ersetzt worden ist.
Das Weizen-Pendant zu Graupen wird inzwischen unter der Marke „Ebly“ verkauft. Graupen und Ebly werden wie Reis gekocht und genauso verwendet. Also als Beilage oder für bunte Pfannengerichte mit viel Gemüse und/oder geschnetzeltem Fleisch.
Vorgekochte Graupen können auch im Brot gebacken werden. Dinkelbrot mit Perlgraupen schmeckt hervorragend und bleibt lange frisch. Probieren Sie dieses Brotrezept gerne aus.
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.
Interessant die Grauppensuppe. Im Kanton Graubünden kennt man die Bündner Gerstensuppe, welche ganz ähnlich gemacht wird. Alle paar Wochen essen wir sie im Winter mit grossem Genuss. Auf das Wienerli verzichten wir zugunsten von Speck- oder Schinkelwürfelchen. Im Original werden Trockenfleisch (Bündnerfleisch) gearbeitet.
Ja, die Schweizer Edel-Variante der Graupensuppe kenne und schätze ich auch sehr. Bündnerfleisch ist allerdings ziemlich kostspielig … und für eine Arme-Leute-Alltagssuppe ein bisschen „to much“ – wenn auch sehr lecker. Manche sollen auch Dörrpflaumen als Einlage verwenden, habe ich zumindest in einem Rezeptbuch gelesen, aber selbst noch nicht probiert.