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Maiglöckchen im Garten. Romantisch, aber Oh!
Maiglöckchen tragen weiße Blütenglöckchen wie an einer Perlenkette aufgereiht, jeder Spross hat einen traubigen Blütenstand und dazu zwei, selten drei, maigrüne Blätter. Für mich sind die lieblichen Blumen der Inbegriff von Vollfrühling, Romatik und Wohlgeruch.
Oben im Wald auf dem Lindelberg gibt es sie zuhauf. Dort wachsen sie im Mischwald zwischen weitläufigen Blaubeer-Beständen als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Ist es auch. Denn immerhin ist das Maiglöckchen (Convallaria) in ganz Europa heimisch. Es liebt den Halbschatten und gedeiht nicht nur auf saurem Waldboden, sondern auf kalkreichen Boden. Damit ist es eigentlich wie geschaffen für den Garten, ja wenn es diesbezüglich nur nicht so eigen wäre.
Welchen Standort brauchen Maiglöckchen im Garten?
Maiglöckchen brauchen Halbschatten und blühen sogar im Schatten. Im Wald, an Waldrändern, unter / vor Hecken und auf Baumscheiben gedeihen die genügsamen Stauden ganz wunderbar und nehmen dabei mit jedem Boden vorlieb.
Böse Zungen behaupten ja, Maiglöckchen im Garten wuchern ohne Ende und übernehmen ihn rasch komplett. Das mag anderswo vielleicht so sein, in meinem Garten kämpfe ich seit Jahren um jeden einzelnen Spross. Meine Südhanglage macht mir wieder einen Strich durch die Wunschliste meiner Lieblingspflanzen.
Wie werden Maiglöckchen im Garten gepflanzt und gepflegt?
Kaufen Sie die Stauden in kleinen Töpfen in einer Gärtnerei und pflanzen Sie sie wie jede andere Staude auch. Im Herbst und im zeitigen Frühling werden manchmal auch nackte Rhizome angeboten. Pflanzen Sie die Rhizome flach und achten Sie darauf, dass der Spross nach oben schaut und nur mit einer dünnen Schicht Gartenerde und/oder Kompost bedeckt wird. Angießen nicht vergessen. Danach warten Sie ab.
- Geben Sie acht, beim Unkraut Jäten die Rhizome nicht aus Versehen wieder aus der Erde zu reißen. Das passiert leider sehr schnell.
- Ansonsten brauchen die genügsamen Maiglöckchen im Garten keinerlei Pflege.
- Wenn Sie die Gefahr, dass Kinder von den Beeren naschen könnten, ausschließen wollen, schneiden Sie Verblühtes einfach beizeiten ab.
Wie werden Maiglöckchen vermehrt?
Maiglöckchen haben wuchsfreudige Rhizome. Wo es den Stauden gefällt, breiten sie sich von ganz alleine aus. Dieses Verhalten können Sie sich zunutze machen: Graben Sie Rhizome aus und teilen Sie diese in einzelne Stücke, wobei jedes Teilstück ein gut sichtbares „Auge“, bzw. „Spross“ haben sollte. Pflanzen Sie die Teilstücke mit etwas Abstand von einander in gute Gartenerde, wie oben beschrieben, gießen Sie an und warten Sie ab. Seien Sie geduldig, das klappt schon.
Wenn Sie noch mehr Geduld mitbringen, können Sie Maiglöckchen auch durch Aussaat vermehren. Saatgut finden Sie in den reifen Beeren oder im Saatguthandel. Oder aber Sie lassen der Natur ihren Lauf. Reife Beeren entlassen irgendwann ihr Saatgut von alleine in den Garten, Vögel fressen es und verbreiten es ebenso.
Maiglöckchen sind Kaltkeimer und müssen erst stratifiziert werden.
Sind Maiglöckchen giftig?
Ja! Alle Teile des Maiglöckchens sind giftig und enthalten toxische Gykoside vom Carenolipidtyp. Sogar das Blumenwasser von Maiglöckchen enthält diese Gifte. Andererseits ist das Gift der Maiglöckchen auch ein hochwirksames Herzmedikament, das allerdings nur von Experten extrahiert und feinst dosiert verwendet wird. Heilkunde hin oder her: Pflanzliche Gifte sind Gifte und gehören nicht in die Hausapotheke und nicht in die Hände von Laien. Finger weg!
Meine Maiglöckchen kamen vor zwei Jahren aus dem Schrebergarten der Tochter. Sie sorgte sich wegen der Kinder und entfernte die Pflanzen, weil alle Teile des Maiglöckchen ziemlich giftig sind. Die roten Beeren im Herbst könnten die lieben Kleinen zum Naschen verführen. Aber genau darin liegt auch die Chance, Kindern und Erwachsenen den Umgang mit Pflanzen richtig beizubringen. Giftige Pflanzen wachsen schließlich überall und kaum einer weiß heutzutage darüber noch Bescheid.
Selbst harmlos aussehende Primeln, Tulpen und Narzissen sollte man nicht zu sich nehmen, schon das Berühren von Primeln führt beispielsweise bei Empfindlichen zu Hautausschlag. Das weiß aber nur der Aufgeklärte. Die Informationszentrale gegen Vergiftungen zeigt eine beeindruckend lange Liste giftiger Pflanzen. Hätten Sie geahnt, dass die millionenfach in den Vorgärten gepflanzte Thujen und Lebensbäume nicht nur hässlich und überflüssig, sondern giftig sind?
Warum werden Maiglöckchen so teuer gehandelt?
In Gärtnereien sind Maiglöckchen erstaunlich teuer. Mindestens drei Euro sind für einen einzigen blühenden Spross im 6er-Töpfchen fällig. Das ist schon heftig, wenn man bedenkt, dass Sie bestimmt 16 Pflanzen für einen Quadratmeter Fläche benötigen.
Maiglöckchen brauchen nach dem Teilen der Rhizome tatsächlich zwei Jahre, bis die Pflanze blüht. Im ersten Jahr erscheinen nur Blätter. Das Maiglöckchen verhält sich damit wie eine zweijährige Pflanze, mit dem Unterschied, dass sie anschließend jedes Jahr wiederkommt und sich durch Ausläufer unterirdisch verbreitet.
Welche Sorten lohnen sich besonderes – und warum?
Die beste Nachricht für Sammler zum Schluss: Es gibt verschiedene Maiglöckchen-Sorten und eine ist so bezaubernd, wie die andere. Convallaria majalis ‚Rosea‘ trägt rosa Blüten, die Sorte C. ‚Prolificans‘ zeigt dagegen geschnörkelte, wie gefüllt wirkende Glöckchen. Sehr hübsch ist auch die gestreifte C. ‚Striata‘ mit sehr attraktiven, weiß-grün-gestreiften Blättern. Doch für alle diese Schönheiten gilt: Ohne Halbschatten, leider kein Erfolg mit Maiglöckchen im Garten!
Wie halten Sie es mit den Maiglöckchen im Garten? Dürfen sie sich bei Ihnen ausbreiten oder kämpfen auch Sie um jedes zarte Pflänzchen?
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.