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Warum Islandmohn?
Islandmohn, bot. Papaver nudicaule ist eine besondere, nordische Schönheit. Nicht typisch rote Mohnblüten dominieren, sondern Blüten in sonnigen Farben wie Gelb und Orange, dazu gesellen sich auch Aprikot und Weiß. Weiß blühende Pflanzen vererben sich sogar dominant. Das alleine ist schon erstaunlich. Die scheinbar federleichten Blüten auf behaarten Stielen schweben in 30 bis 40 Zentimeter Höhe über dem Beet und ihrem grundständigen Laub.
Islandmohn im Garten | Video
Leider ist Papaver nudicaule nicht ganz so einfach im Garten zu halten. Woran das wohl liegt? An seinen Ansprüchen und daran, dass kaum jemand sie kennt. Wenn auf dem Pflanzetikett geschrieben steht, der Standort Steingarten wäre richtig, ist das nämlich nur die halbe Wahrheit: Steinig ja, aber es ist ein Alpinium gemeint. Kühl, nicht sonnig und heiß. Aber das erfährt die Blumenfreundin nur wenn sie einen erfahrenen, guten Gärtner danach fragt. Im Gartencenter oder im Baumarkt erfährt sie solche wichtigen Details natürlich nicht. Wie auch.
Wie bleibt Islandmohn dauerhaft im Garten?
Viele lieben Islandmohn im Garten, aber ihn zu säen und zu halten ist gar nicht so einfach. Auch wer in einer gut sortierten Staudengärtnerei einige Pflanzen im Container kauft und hofft, sie gut über den Sommer und über den nächsten Winter zu bringen, wird oft enttäuscht. Das klappt nur in den wenigsten Fällen und auch die versprochene Selbstaussaat ist nicht sicher. Denn durch regelmäßiges Ausputzen und Hacken bringt sich die fleißige Gärtnerin oft selbst um den hübschen Lohn.
Zumindest klappt das Versetzen gefundener Sämlinge anfangs noch recht gut – auch dies ist anders als bei allen anderen Mohnblumen. Wenn Sie einen Sämling entdecken, versetzen Sie ihn dennoch bei Bedarf zügig an die gewünschte Stelle.
Islandmohn säen: wann und wie?
Der sicherste Weg, Islandmohnpflanzen für den Garten zu bekommen, ist die Aussaat im sehr zeitigen Frühling. Das Saatgut ist leider sehr, sehr fein. Mischen Sie daher etwas Sand unter das Saatgut und säen Sie dann möglichst dünn in einer geräumigen Saatkiste aus. Die Betonung liegt auf DÜNN, denn die auflaufenden Sämlinge sind wie geschaffen für feinmotorisch geübte Hände. Grobmotoriker haben mit den Sämlingen dagegen ihre liebe Not. Dennoch sollten Sie auf das Pikieren nicht verzichten.
Ein guter Zeitpunkt zu säen ist Anfang März oder, falls man eine Pflanzenlampe hat, gerne auch zwei Wochen früher. Der Haken ist nämlich: Islandmohn mag zum Keimen und auch später lieber gemäßigte Temperaturen. 18 bis 20 Grad wären ideal und die Sämlinge sollten auch nicht austrocknen. Selbst auf der Vorfrühlings-Fensterbank wird es ihm schnell zu warm. Ein Kalthaus wäre der ideale Platz zu seiner Anzucht, ein geschützter, schattiger Platz auf der Terrasse tut es aber auch. Spannen Sie eine Klarsichtfolie über die Saatkiste und stellen Sie eine Styroporplatte darunter, dann klappt die Anzucht auch draußen wenn es nicht gerade frühlingshaft warm ist.
Papaver / Mohne sind Kaltkeimer, die Sie auch von Spätherbst bis Februar säen können. Manchmal bietet sich auch eine Direktsaat an Ort und Stelle an. Dann aber sollte das Beet sehr gut vorbereitet und unkrautfrei sein. Egal, wie früh Sie säen, auch Kaltkeimer keimen erst im Frühling. Das hat die Natur so vorgesehen. Seien Sie also nicht enttäuscht, wenn Sie die Sämlinge im Januar noch nicht sehen. Erst muss der hormonelle Hemmstoff durch einen mehrwöchigen Kältereiz abgebaut werden, danach beginnt die Keimung.
Die Aussaat klappt manchmal auch in einem nass-kalten Sommer. Stellen Sie die Saatschale zum Keimen besser in den Keller oder an einen anderen kühlen Platz. Bei der Aussaat im Sommer blüht Islandmohn bereits im Herbst. Wie schön das wirkt, steht allerdings auf einem anderen Blatt. An einem windgeschützten Platz, wo die filigranen Blumen nicht ständig auf die nasse Erde gedrückt werden, ist er am besten aufgehoben.
Pikieren Sie die Sämlinge nach dem Auflaufen am besten in eine größere Topfplatte. Die einzelnen Töpfchen müssen dabei nicht sonderlich groß sein, denn die Jungpflanzen sollen ja schon bald in den Garten umziehen. Stellen Sie die Topfplatte sonnig auf und lassen Sie die Erde nicht austrocknen. Idealer Platz wäre ein frostfreies Frühbeet, ein geschützter Pflanztisch tut es aber auch. In sehr kalten Nächten legen Sie einfach ein Vlies über den jungen Islandmohn, der robuster ist, als es zunächst den Anschein hat.
Welcher Standort im Garten?
Islandmohn gedeiht regional sehr unterschiedlich, daher Augen auf bei der Wahl des Standorts. Er wächst in freier Natur, wie der Name es verrät, in Island und in subarktischen Gebieten. Dort kommt er auch mit durchlässigem Geröll zurecht, was leider dazu führt, ihn hier fälschlicherweise für Steingärten zu empfehlen. Hierzulande herrscht jedoch ein völlig anderes Klima als in Island: wärmer und trockener. Wenn Steingarten, dann Alpinium: kühl, feucht und schotterig.
Je wärmer (Mainfranken) die Region, desto halbschattiger darf und sollte der Standort für Islandmohn sein. Und je kühler (Allgäu), desto sonniger kann er sein. Der Boden muss in beiden Fällen durchlässig und ohne Staunässe sein – aber völlig austrocknen darf er trotzdem nicht. Falls Ihr Garten, so wie meiner, an einem Südhang liegt, dann können Sie Islandmohn auch in größere mobile Kübel pflanzen, um möglichst lange Freude an den hübschen Blüten zu haben. Unter idealen Bedingungen blüht Islandmohn im zweiten Jahr, so er überhaupt über den Winter kommt, in günstigen Lagen bereits ab März.
Wann blüht selbst gezogener Islandmohn?
Im Vorfrühling gesäter Islandmohn blüht ab Mai und begeistert dann mit täglich frischen Blüten in herrlich sonnigen Farben. Um ihn in Blühlaune zu halten, putzen Sie das Verblühte regelmäßig aus und halten den Boden feucht. Fühlt Papver nudicaule sich wohl, belohnt er sich mit laufend neuen Blüten bis in den späten Herbst (September/Oktober) hinein. Zwei Düngergaben im März und Mitte Juni helfen dabei. Schwächelt der Mohn zwischenzeitlich, helfen Sie einfach mit Flüssigdünger nach (Kopfdüngung). Dieser Mohn ist ein Starkzehrer.
Muss man Mohn regelmäßig Ausputzen?
Ja, unbedingt! Schneiden Sie verblühte Stiele zeitnah bodennah ab. Verwenden Sie dazu unbedingt eine Schere, nur sie verhindert, dass Sie aus Versehen die ganze Pflanze aus dem Boden ziehen. Sobald sich Mohnkapseln bilden, hört Mohn auf zu blühen und das wollen Sie doch nicht!
Ist er mehrjährig?
Isländischer Mohn ist nicht sehr ausdauernd im Garten und wird deswegen zumeist wie zweijährige Sommerblumen gezogen. Aber mit etwas Glück erhält sich die Pflanze durch Selbstaussaat. Ihre feinen, grau gefiederten Blättchen können Sie im zeitigen Frühling recht gut erkennen. Schauen Sie rund um den letztjährigen Standort der Mutterpflanzen sehr genau hin und versetzen Sie Sämlinge bei Bedarf an ihren neuen Standort.
Ist er eine Bienenweide?
Ja! Wie alle Mohnblumen sind auch die Blüten des Islandmohns sehr begehrt bei Bienen, Hummeln und Schwebfliegen.
Was ist mit Schnecken?
Schnecken meiden jeden Mohn, auch Islandmohn wird von ihnen verschont.
Ist Islandmohn giftig?
Ja! Sein Milchsaft enthält diverse Isochinolin-Alkaloide.
Tragen Sie beim Hantieren mit Mohn stets Handschuhe, denn der austretende Milchsaft verursacht bei Empfindlichen auch eine sehr lästige Kontaktallergie, die sie nie wieder loswerden. Seien Sie vorsorglich und ausdrücklich gewarnt.
Wie wächst Islandmohn kräftiger und stabiler?
Falls Sie sich auch wundern, warum Islandmohn aus der Gärtnerei sehr viel stabiler wirkt als selbst gesäter, ein Gärtner hat es mir verraten: Die Pflanzen werden in der professionellen Blumenanzucht sehr viel schneller gezogen und bekommen deswegen auch mehr Dünger. Gönnen Sie Ihren Jungpflanzen zwischendurch eine Kopfdüngung mit flüssigem Blumendünger und schon werden die sie kräftiger, um nicht zu sagen mastiger. Sie kennen vielleicht das Phänomen von Schlafmohn in gut gedüngten Beeten.
Haben Sie den richtigen Standort gefunden, sollten sie die Pflanzen am besten nicht mehr versetzen. Meistens gelingt das nämlich nicht – oder nur mit viel Glück.
Eignet er sich für die Vase?
Die sonnigen Blüten und die langen Stiele des Islandmohns verführen regelrecht zum Schneiden anmutiger Blumensträuße. Schneiden Sie die Blütenstiele ganz früh am Morgen, Knospen, die gerade Farbe zeigen, sind dafür am besten geeignet. Allerdings muss ich Sie warnen: Der Geruch der Blüten ist nicht sehr angenehm. Als Tischdekoration ist er weniger geeignet, eher schon zum Dekorieren eines Sideboards, das nicht in der Nähe Ihrer Nase steht.
Ist er essbar oder eine Heilpflanze?
Im hohen Norden wurden früher die zarten grünen Blätter gekocht und wie Gemüse verwendet. Die Blätter enthalten viel Vitamin C. Aber weil der Rest der Pflanze leicht giftig ist, raten selbst Heilpraktiker zur Vorsicht. Frühere Anwendungsgebiete waren Krämpfe, Schmerzen und Skorbut.
Wenn Sie krank sind, gehen Sie bitte zum Arzt Ihres Vertrauens und fragen Sie nicht Dr. Google. Essen Sie bitte keinen Islandmohn! Nur anschauen, nicht mit bloßen Händen anfassen.
Mohn schön fotografieren: was ist wichtig?
Wie alle Blumen sollten Sie auch Islandmohn auf Augenhöhe fotografieren. Also runter auf die Knie und dann die hübschen Schalenblüten wie eine Biene ins Visier nehmen. Frühmorgens, kurz nach dem Öffnen der Blüten ist die beste Zeit dafür. Dann nämlich sind die Blüten noch weitgehend sauber bzw. ohne Blütenstaub und Sie haben später weniger Mühe mit dem Retuschieren.
Sorgen Sie für einen ruhigen Hintergrund. Das können weiter entfernt stehende Sträucher sein, auf jeden Fall aber natürliche Formen. Gerade Kanten, beispielsweise von Zäunen oder Häusern verderben jedes Blumenbild. Stellen Sie, wenn möglich, bei Ihrer Kamera (Modus A) eine möglichst große Blende (kleine Blendenzahl) ein. Die Zeit ergibt sich bei Kameramodus-Modus A danach automatisch. Weitere Tipps, wie Sie Blumen besser fotografieren, finden Sie in meinem Fotokurs „Fünf einfache Tricks für bessere Blumenfotos„.
Weitere Blumenbilder auf Leinwand oder Blumenkissen
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.