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Rose Harlow Carr, süß aber wehrhaft.

Englische Rose Harlow Carr, eine kleine Rose mit unzähligen spitzen Stacheln

Beim Rennen um die erste Rosenblüte des Jahres drängeln sich ab Ende Mai die üblichen „Verdächtigen“: Gertrude Jekyll, die Mächtige am Südhang ist meist die Nummer eins. Dicht gefolgt von Jacques Cartier, dem neuerdings Rose Harlow Carr zu Füßen liegt und das kam so:

Eigentlich sagt der Rosenzüchter David Austin, Harlow Carr wüchse gut 1,2o hoch und breit und die Rose käme für eine natürliche Rosenhecke in Betracht. Dieser Plan ist gut, doch er geht nicht auf, zumindest nicht in meinem Garten. Dieses Röslein bleibt ein gutes Stück kleiner als erwartet und schafft es gerade einmal auf Kniehöhe – im Spätsommer, wohlgemerkt. Dafür wächst vieles wild durcheinander und ich glaube kaum, dass dies irgendwie zu ändern ist. Harlow Carr setzt schon früh viele kleine Knospen an doch ihre Blüten halten nicht gerade lang. Was bei großer Hitze verständlich wäre aber bei normalen Frühsommertemperaturen doch eher überraschend ist.

Kleine Beetrose Harlow Carr mit rosa, stark gefüllten, kleinen Blüten und Knospen.

Dennoch hat Rose Harlow Carr gewisse Vorteile: Die Rose ist nämlich, obwohl so klein im Wuchs, ausgesprochen wehrhaft. Ihre Zweiglein sind dicht besetzt mit Nähnadel spitzen Stacheln. Wo Harlow Carr wächst, drängeln sich Nachbars Katzen gewiss nicht durch. Statt dessen beschützt Harlow Carr ihr kleines Revier und dicht an die Mauerkrone gepflanzt, legt sie sich locker bis elegant darüber. Für einen terrassierten Hang ist eben jene Mauerkrone ein sehr guter Platz, um gesehen ohne bedrängt zu werden.

Schau, aber rühre mich nicht an.

Meine Harlow Carr musste nach einem Jahr vom hinteren Teil des Gartens an dessen vorderste Grenze wandern und diesen Standortwechsel hat sie klaglos mitgemacht. Sie wüchse bestimmt auch in größeren Kübeln gut und dort kämen ihre Vorzüge auch sicher gut zur Geltung. Ein bogig überhängender und leicht verwildert aussehender Wuchs. Wer jedoch eine Rose sucht, bei der man sich zum Schnuppern nicht auf die Knie begeben muss, sollte eine andere Rose wählen. Harlow Carr ist sicherlich eine süße Rose mit hübschen flachen Schalenblütchen. Imponiergehabe ist ihr völlig fremd, ebenso die Brauchbarkeit als Schnittrose. Nein, auch dafür wurde sie nicht geschaffen.

Ihr Glück liegt im Augenblick. Ihr Anblick am frühen Morgen ist entzückend, sofern man ihn aus der richtigen Perspektive, nämlich in Augenhöhe, erhaschen kann.

Rose Harlow Carr, unkomplizierte Pflege und reicher Flor bis in den Spätherbst.

Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose. Gibt man Harlow Carr was sie braucht, ist sie völlig unkompliziert. Sonne reichlich, guter, gerne auch lehmiger Gartenboden, zwei Düngergaben (März + Mitte Juni) und dazu zwei beherzte Rückschnitte. Jawohl zwei. Im April radikal in Bodennähe zurück geschnitten treibt sie rasch, willig und gesund wieder aus. Nach der Blüte lohnt sich bei ihr ein weiterer radikaler Sommerschnitt, um sechs Wochen später wieder zu blühen – und zwar gesund. Das ist tatsächlich der größte Vorteil des radikalen Rückschnitts. Die Rose erholt sich aus eigener Kraft, falls sie sich bis dahin Sternrußtau oder eine andere Pilzerkrankung eingefangen haben sollte. Man spart sich die ständige Spritzerei, egal ob mit Chemie oder „natürlichen“ Stärkungsmitteln. Teuer und arbeitsintensiv sind ja alle Präparate.

Mein Fazit: Harlow Carr ist ein Röslein für besondere Standorte. Keine übliche Beetrose, sondern eine Kübelrose oder eine zum „Unterfüttern“  höherer Pflanzen am Rand einer Mauer oder für den vordersten Rand eines Hangbeets.

Rose Harlow Carr frühmorgens im Hanggarten

 

Fiona Amann

Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. In ihrem Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus vier Jahrzehnten, stellt Lieblingspflanzen und ihre Pflege vor, verrät die Lieblingsrezepte ihrer Familie und Rezepte aus ihrer Landküche und dazu lohnenswerte Gartengeräte, Koch - oder Gartenbücher vor.
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