Für Zwiebelkuchen gibt es bekanntlich viele Rezepte. Mutter buk früher immer mächtig dicke Zwiebelkuchen mit vielen Eiern, Speck und jede Menge Schmand. Zu mächtig, zu wenig Biss und zu aufwändig für meinen Geschmack, deswegen habe ich Mutters Zwiebelkuchenrezept auch nie in mein Repertoire übernommen.
Mein Interesse an Zwiebelkuchen wurde erst wieder geweckt, als meine Nachbarin von gegenüber uns vor vielen, vielen Jahren, spontan zum Abendessen einlud. Uns, das waren damals immerhin fünf hungrige Mäuler. Ich wollte schon absagen, doch die Nachbarin gab nicht nach: Mein fränkischer, leichter Zwiebelkuchen ist blitzschnell fertig und schmeckt euch bestimmt, argumentierte sie und sollte damit recht behalten.
Wer kochen liebt, interpretiert klassische Rezepte auch gerne neu.
Natürlich ließ ich es mir damals nicht nehmen, der Nachbarin beim Zubereiten ihres fränkischen Zwiebelkuchens über die Schulter zu gucken. Wenn es ums Kochen und Backen geht, bin ich neugierig und freue mich über neu interpretierte, klassische Rezepte genauso wie über komplett neue Gerichte, solange diese Rezepte keine Fertigprodukte enthalten. Ich will schließlich richtig kochen und keine seltsamen Convenience-Produkte zusammenrühren.
Regionale Küche punktet in vielen Variationen.
Das war schon immer so. Wahrscheinlich weil meine liebsten und besten Familienrezepte ursprünglich aus sehr unterschiedlichen Regionen und Quellen kommen. Mutters Küche war rheinisch geprägt, die meiner Oma Antonia kam aus dem Hunsrück, Oma Agnes legte mir später die Allgäuer Küche mit Krautspatzen, Krautstrudel & Co ans Herz und seit mehr als 35 Jahren spielen immer mehr Rezepte meiner fränkischen Wahlheimat eine (ge)wichtige Rolle in meiner Küche.
Manchmal verbinde ich auch das Beste aus zwei verschiedenen Regionen. Gutes Beispiel dafür ist mein rheinisch-fränkischer inspirierter Sauerbraten, aber der ist wieder eine andere Geschichte. Erzähle ich später mal. Heute geht es ja um einen schnellen fränkischen Zwiebelkuchen vom Blech, der Mutters dicken Zwiebelkuchen bei weitem in den Schatten stellt und zudem auch noch ein echtes Leichtgewicht ist, sofern man beim Belag fein gewürfelten mageren Katenschinken wählt und keinen Speck.
Mein leichter Zwiebelkuchen schmeckt der ganzen Familie.
Um es vornweg zu nehmen, fränkischer Zwiebelkuchen erinnert eher an Flammkuchen, ohne einer zu sein. Er ist flach wie Pizza oder Fladenbrot und wer im Hochsommer oder Herbst irgendwo in Mittel- oder Oberfranken ein Stadtfest besucht, hat gute Chancen, dort ein Stück Zwiebelkuchen frisch vom Blech zu ergattern. Meine Familie hat sich dafür allerdings eine ganze andere Methode angewöhnt: In regelmäßigen Abständen heißt es „wann gibt’s denn endlich mal wieder Zwiebelkuchen“, tja und dann bin ich mit Backen dran. Das geht meistens auch ganz spontan. Zwiebeln dazu habe ich immer im Haus, Mehl und Hefe auch.
Echt fränkisch: leichter Zwiebelkuchen vom Blech, das Rezept.
Grundlage für diesen Zwiebelkuchen ist ein klassischer, einfacher Hefeteig:
Zutaten:
- 250 g Mehl, es darf gerne zu einem beliebigen Anteil auch Wiener Griesler sein.
- 10 Gramm Hefe (ein Viertel Hefewürfel)
- 125 g Wasser
- 2 EL Öl
- 1/2 gestrichenen Teelöffel Salz
- 1 Teelöffel Zucker
So geht’s:
Setzen Sie in einer kleinen Schüssel einen Vorteig an aus der Hefe, etwas handwarmen Wasser, dem Zucker und etwas Mehl. Der Vorteig hat eine breiige Konsistenz. Bestäuben Sie den Vorteig mit etwas Mehl und lassen Sie ihn etwa 15 Minuten gehen. Der Vorteig sollte sich bis dahin mindestens verdoppelt haben.
Jetzt die restlichen Zutaten miteinander vermengen, den Vorteig dazu geben und zu einem geschmeidigen Teig kneten. Ich verwende dazu die Küchenmaschine mit einem Knethaken und lasse die Maschine auf zweitkleinster Stufe fünf Minuten laufen.
Lassen Sie den Hefeteig zugedeckt und im Warmen etwa eine Stunde lang gehen, bis er sich verdoppelt hat.
Falls Sie mal keine frische Hefe im Haus haben, verwenden Sie einfach Trockenhefe nach Packungsvorschrift. Sie ersparen sich damit den Vorteig und der Teig ist sogar noch ein bisschen schneller fertig.
Tipp: Hefeteig mag es warm und hasst Zugluft. Wenn Hefeteig nicht aufgehen mag, liegt es meist an zu kühlen Temperaturen in der Küche, an Zugluft oder an abgelaufener Hefe. Längere Gehzeiten schaden dagegen nicht. Ganz im Gegenteil, Sie können den Hefeteig auch fertig kneten und dann für Stunden in den kalten Keller oder in den Kühlschrank stellen, dort geht er ganz langsam. Ihr Vorteil: Sie können den Hefeteig auf diese Weise sehr gut vorbereiten und ihn kurz vor dem geplanten Essen noch einmal kneten, ausrollen, belegen und backen.
Die Mengenangaben reichen für ein normal großes Backblech und für zwei gute Esser!
Leichter Zwiebelkuchen, der Belag:
- 5 mittelgroße Zwiebeln, in dünne Scheiben geschnitten
- 100 g fein gewürfelten mageren Schinkenspeck, geräucherten Schinken oder Katenschinken
- Knapp 1 Becher süße Sahne
- Kümmel nach Belieben
- Frisch geriebenen Pfeffer aus der Mühle
Wenn der Teig gut aufgegangen ist, kneten Sie ihn noch einmal kräftig durch. Rollen Sie ihn anschließend auf die Größe des Backblechs auf und ziehen Sie die Ränder dabei etwas hoch. Belegen Sie den Teig gleichmäßig mit den geschnittenen Zwiebeln, verteilen Sie darüber geräucherten Schinken und würzen mit Kümmel und Pfeffer. Zum Schluss träufeln Sie vorsichtig und gleichmäßig süße Sahne über die gesamte Fläche und backen den fränkischen Zwiebelkuchen im vorgeheizten Ofen bei 200 ° C auf der mittleren Schiene für 25-35 Minuten bis er goldbraun ist.
Wichtig ist, nicht zu viel Sahne zu verwenden damit sie nicht vom Teig runter läuft.
Servieren Sie fränkischen Zwiebelkuchen heiß aus dem Ofen. Guten Appetit!
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.