Taglilien durch Kindel vermehren, ein Experiment.

Diese gelbe großblumige Taglilie ist ein strahlendes Sonnenkind. Mutter hat sie vor zig Jahren in der regionalen Staudengärtnerei entdeckt und mitgenommen. Da hatte es nur eine einzige Blüte und die saß hoch oben auf einem extra langen Stiel. Die Blüte war am nächsten Morgen freilich weg, aber der Garten hatte fortan ein Highlight mehr zu bieten. Das lag wohl auch an dem Platz, den Mutter dieser Taglilie zugewiesen hat: Ganz oben auf der Gartenmauer in einem Betonpflanzstein. Nicht der beste Ort für eine kräftig wachsende Staude aber Taglilien sind bekanntlich zäh und deshalb kommen sie auch mit diesem extrem harten Standort gut zurecht. Sie erreichen im Betonpflanzstein allerdings nicht annähernd das Format, das in ihnen steckt.

Taglilien entwickeln sich überall ein bisschen anders.

Zwei Jahre später ziehen zwei Fächer dieser zitronengelben Taglilie in meinen eigenen Garten. Ihr neuer Standort liegt am Fuß des steilen, gut drainierten Sonnenhangs. Alle Pflanzen haben dort den ganzen Tag Sonne, werden regelmäßig gegossen und zweimal im Jahr organisch gedüngt. Beste Voraussetzungen für gesundes, kräftiges Wachstum und neue Ableger. Inzwischen stehen weitere zitronengelbe Taglilien im halbschattigen Westbeet und hinter dem Haus (Nord-Osten) und auch mit diesen Standorten und ihrem lehmig-humosen Boden kommen meine Lieblingstaglilien sehr gut zurecht. Mehr noch: Ihre Blütenstiele wachsen im fetten Boden noch ein Stückchen höher in den Himmel als auf der heißen Südseite am Sonnenhang. Gutes Wachstum ist vielleicht der Grund, warum sich manchmal Kindel / Prolieferationen an den Blütenstielen einer Taglilie entwickeln.

Taglilien durch Kindel vermehren. So geht's Schritt für Schritt.

Diese gelbe Taglilie entwickelt öfter Kindel, sogenannte Prolieferationen.

Wie werden Taglilien durch Teilen der Fächer vermehrt?

Am einfachsten klappt das Vermehren von Taglilien durch Teilen der Fächer: Dazu graben Sie die ganze Pflanze aus, schneiden die Blätter auf etwa 10-15 Zentimeter zurück und teilen den Wurzelstock anschließend an ihren natürlichen Bruchstellen, also entlang der einzelnen Fächer. Bei wertvollen, seltenen Taglilien können Sie die anhaftende Erde zunächst mit Wasser abwaschen, um anschließend die einzelnen Fächer/Stücke durch mehr oder weniger beherztes Ziehen von einander zu trennen. Die fleischigen Wurzeln überstehen diese Prozedur unbeschadet.

Hemerocallis-Züchter bevorzugen dagegen die Aussaat, um neue Sorten hervorzubringen aber das ist ein Thema für sich.

Was sind Proliferationen an Taglilien?

Sogenannte Proliferationen sind eine weitere, spannende Möglichkeit, Taglilien zu vermehren. Proliferationen sind Kindel der Taglilien, die sich ungefähr in der Mitte der Blütenstiele direkt dort in den Hüllblättern entwickeln. Hobbygärtnern juckt es beim Anblick dieser Kindel sofort in den Fingern: Was tun mit dem Kindel und wie bringt man es über den Winter?

Wie werden Taglilien durch Kindel vermehrt?

Im Spätsommer besitzen Kindel der Taglilien bereits winzige Wurzeln, aber sie geben den Jungpflanzen noch keinen Halt. Weder direkt im Boden, noch im Topf. Trennen Sie ein Kindel, im Fachjargon auch Proliferation genannt, deswegen nicht von seinem Stiel, sondern schneiden Sie den Stiel etwa sechs Zentimeter unterhalb des Kindels ab. Setzen Sie anschließend jedes Kindel inklusive Stiel* in einen 13er-Topf mit normaler Blumen- oder Pflanzerde aus dem Sack. Lassen Sie die Jungpflanzen bis zum Spätherbst draußen und stellen Sie sie anschließend in ein frostfreies, aber kaltes, helles Winterquartier. Ein ungeheiztes Zimmer mit einem Platz direkt unter dem Dachfenster ist ideal dafür. Ein Kellerschacht wäre auch denkbar oder ein Fensterplatz im kalten Treppenhaus.

Den Winter über durchwurzeln die Jungpflanzen ihre Töpfe. Fangen Sie früh an, die Pflanzen draußen an einer geschützten Stelle abzuhärten, aber holen Sie sie bei Frostgefahr wieder ins Haus. Pflanzen Sie die jungen Taglilien erst nach den Eisheiligen Mitte Mai an Ort und Stelle ins Beet. Die Pflanzen sind zwar insgesamt noch klein, aber sie setzen tatsächlich schon Ende Juli einen zarten Blütenstiel an. Ziel erreicht. Eine sofort blühfähige neue Taglilie ist aus einem Kindel entstanden. 

 

Taglilie Gentle Ed entwickelt gelegentlich auch Kindel bzw. Prolieferationen

Taglilie Gentle Ed entwickelt gelegentlich auch Kindel bzw. Prolieferationen

 

Taglilien durch Kindel vermehren macht Spaß und ist ein spannendes Experiment. Allerdings hängt alles davon ab, ob die Mutterpflanze auch Kindel ausbildet. Bislang konnte ich dies nur bei zitronengelben Taglilien und bei Gentle Ed beobachten. Zur Sicherheit beobachte ich derzeit die Blütenstiele meiner spät blühenden Hemerocallis recht intensiv. Ich hätte nichts dagegen, auf diese Weise weitere Moses Fire heranzuziehen – weil diese dann nicht wieder drei Jahre mit der Blüte auf sich warten lässt.

*Der Stiel versorgt das Kindel nicht mit Wasser und Nährstoffen, sondern gibt Halt im Blumentopf.

Schlagen Taglilien-Kindel bzw. Proliferationen auch draußen Wurzeln?

Ja. Mit etwas Glück klappt das Bewurzeln kräftiger Profliferationen auch direkt im Beet. Schneiden Sie dazu den Blütenstiel gut 20 cm unterhalb des Kindels ab und stecken ihn anschließend in die Erde. Das untere Ende des Kindels muss dabei die Erde berühren bzw. knapp in der Erde stecken. Wie bei der Vermehrung von Erdbeeren über Ranken und ihre Kindel.

Damit Sie wissen, von welcher Taglilie das Kindel stammt, stecken Sie es am besten direkt neben seine Mutter oder machen einen Zettel dran. Der Vorteil dieser Methode ist: Sie müssen sich nicht weiter um das Kindel im Topf oder im Haus kümmern, sondern nur abwarten. Die meisten Taglilien sind sehr robust und ihre Proliferationen sind es auch.

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Weitere Blumenbilder mit meinen schönsten Taglilien

Fiona Amann

Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.