Taglilien, bot. Hemerocallis, begeistern Gartenneulinge wie alte Hasen und Sammler durch enorme Sortenvielfalt, leichte Pflege und virtuose Blütenpracht. Wer bislang noch keine Taglilien im Garten hat, sollte das schleunigst nachholen. Eine Pflegeanleitung und hilfreiche Tipps für Neulinge.

Taglilien sind wunderbare Stauden. Sie bereichern meinen Garten schon seit einigen Jahren. Angefangen hat alles mit einer kleinblütigen frühen Sorte, die wir vor Jahren im Schaugarten einer regionalen Staudengärtnerei am Schotterhang des Parkplatzes entdeckten: Stella d’Oro. Keine dreißig Zentimeter hoch aber so entzückend mit ihren leuchtend gelben Trichterblüten. Gesehen und sofort darin verliebt. Meine Hoffnung war, mit Stella d’Oro endlich eine robuste, hübsch blühende Staude für den trockenen, sonnigen Hanggarten gefunden zu haben. Ich wurde nicht enttäuscht. Stella d’Oro fühlte sich wohl bei am Südhang und vermehrte sich zum Dank rasend schnell. Jedes Jahr besiedelte sie mehr „Töpfe“ der Gartenmauer aus Betonpflanzsteinen ohne über deren extreme Hitze und Trockenheit zu murren. Doch das war erst der Anfang.

Warum Hemerocallis pflanzen?

Inzwischen wachsen viele unterschiedliche Hemercallis in meinem Garten und längst müssen sie sich nicht nur mit einem Standort in der Mauer zufrieden geben. Dort gedeihen sie zwar auch, viel üppiger und höher werden sie jedoch im Staudenbeet. Der Unterschied zwischen den überlebenden Stauden unter erschwerten Bedingungen ohne zusätzliche Bewässerung und einer normalen Versorgung im Staudenbeet ist wirklich riesig. Die Mauerblumen bleiben kleiner, blühen später und haben deutlich weniger und kleinere Blüten.

Taglilien im Garten verwenden?

Kleine Hemerocallis sind ideal für Steingarten und den Vordergrund von Beeten. In eine Mixed Border passen auch Taglilien mittlerer Höhe wie die zweifarbige „Frans Hals“ oder die weinrote „Summer Wine“ mit ihren eleganten Blüten. Da Taglilien auch vor und nach ihrer Blüte mit ihren grasartigen Blättern eine gute Figur machen, sind sie ideale Begleiter für Rosen und Stauden aller Art. Und für den Fall, dass eine Taglilie nach der Blüte nicht mehr schön aussieht, schneiden Sie sie einfach bodentief ab. Innerhalb weniger Tag erscheinen bereits grasgrüne neue Blätter.

Hemerocallis Gentle Ed vor Phlox David

Hemerocallis Gentle Ed vor Phlox David

Gentle Ed gehört zu den großblumigen Hemerocallis mit strammen hohen Stielen und ausdrucksstarken Blüten. Allerdings zeigt er seine wahre Größe und Qualität nicht sofort. Mindestens zwei Jahre nimmt er sich Zeit, um seine Blüten auf gut einen Meter zehn Höhe zu präsentieren. Ursprünglich gepflanzt als Rosenbegleiter entlang der Gartentreppe, dominiert er selber jetzt das schmale Beet. Zeit also für seinen Umzug in die zweite Reihe. Dort darf er sich nun vor verschiedenen Clematis, Purpur-Sonnenhüten präsentieren und vor Phlox David. Das hintere Staudenbeet liegt im Halbschatten / Nord-West-Seite des Hauses und das scheint allen Taglilien sehr zu gefallen.

Staudenbeet mit hohen Tagliien und kleinen Hostas im Vordergrund

Staudenbeet mit hohen Taglilien und kleinen Hostas im Vordergrund, dazwischen wächst Geranium / Storchschnabel

Warum sind Hemerocallis ideale Anfängerstauden?

Auch das gefällt mir sehr an den Taglilien. Sie sind völlig unkompliziert und lassen sich zur Not auch blühend versetzen. Das ist zwar nicht der Weisheit bester Schluss, manchmal jedoch unumgänglich. Beispielsweise wenn größere Baumaßnahmen im Garten anstehen und man die ein oder andere Pflanze noch retten muss bevor der Bagger kommt. Raus aus dem Beet, rein ins Beet, angießen und gut. Vitalität bis in die Wurzelspitzen. Noch nicht einmal Schnecken sind ein Problem. Sie lassen die meisten Taglilien völlig in Ruhe. Dabei sind die Blüten und Knospen roh und gedünstet essbar und gelten in China schon seit Jahrtausenden als Delikatesse, Tee und Heilmittel zugleich.

Taglilie Crimson Pirat

Rote Taglilie Crimson Pirate

Vorsicht: Taglilien wecken Sammelleidenschaft

Wer erstmals einen Garten hat und Pflanzen braucht, die (fast) jeden Anfängerfehler verzeihen, sollte ich bei den Taglilien umsehen. Die Auswahl ist riesig. Alleine in den USA gibt es 38.000 registrierte Züchter, die laufend neue Sorten produzieren. Gängige, allesamt wunderschöne Allerweltssorten bekommen Sie hierzulande in jeder gut sortierten Staudengärtnerei schon für kleines Geld. Doch es lohnt sich auch das Angebot auf Tauschbörsen zu studieren. Denn wer einmal Taglilien hat, kann und wird sie immer wieder teilen. Eine gute Gelegenheit, sich mit anderen Taglilienfreunden über seine Lieblinge auszutauschen.

Ich muss auch ein bisschen warnen, denn sobald die Sammelwut ausgebrochen ist, gibt es für viele Hemerocallis-Sammler kein Halten mehr. Die Preise für besonders hübsche oder seltene Taglilien-Sorten können ziemlich schockierend sein, um es milde auszudrücken. Es wird da leider auch viel Schindluder betrieben und ob Sie die Sorte bekommen, für die Sie bezahlt haben, ist längst nicht gewiss. Manchmal dauert es auch zwei, drei Jahre bis Sie den Fehler entdecken weil mancher „unreifer“ Taglilie-Sämling sich erst akklimatisieren will, bevor er Farbe bekennt. Mit einzelnen Fächern einer erwachsenen Taglilie aus hiesiger Produktion sind sie dagegen auf der sicheren Seite.

Rosa Blüte der Hemerocallis French Lingerie mit gelb gewelltem Rand.

French Lingerie. Rosa Blüte mit gelb gewelltem Rand. Daneben blüht Steinquendel, eine dankbare Bienenpflanze.

Taglilien pflegen, schneiden und düngen. Wann und wie?

Wenn im zeitigen Frühling sich frisches Grün bei den Hemerocallis zeigt, ist es Zeit, das alte Laub zu entfernen. Das geht ganz einfach und bedarf weder Schere noch Messer. Anschließend wird gedüngt, am besten gleich zusammen mit allen anderen Stauden im Garten. Reifer Kompost wäre dafür ideal, guter organischer Staudendünger aus dem Discounter oder Gartenmarkt tut es ebenso. Etwa Mitte bis Ende Juni gibt es dann die zweite Düngergabe.

Wie bei allen Stauden, Rosen und Sommerblumen ist das regelmäßige Ausputzen der verblühten Blüten wichtig für einen schönen Gesamteindruck. Da jede Blüte nur einen einzigen Tag blüht, ist es am wirklich am einfachsten, abends eine Runde durch den Garten zu flanieren und dabei alle, dann noch offenen Taglilienblüten vorsichtig herauszubrechen. Obacht! Neben den Blüten sitzen noch viele weitere Knospen, die schnell abbrechen und herunterfallen können. Der Vorteil dieser Methode zahlt sich besonders an regnerischen Tagen aus: Dann nämlich verkleben verblühte Blüten nachwachsende Knospen schnell und die gesamte Pflanze sieht einfach nicht mehr so hübsch aus.

Schauen Sie sich nach dem 1. Flor die Pflanze noch einmal ein bisschen genauer an. Sind schon viele Blätter welk, gelb, löchrig und verbraucht, loht es sich, diese herauszuziehen oder bodentief abzuscheiden. Innerhalb kürzester Zeit entwickelt sich  neues Grün und ziert den Garten bis zum ersten Frost. Im Herbst färben sich die Blätter gelb bis rot und gehen glatt als Gras durch.

Bunt bepflanztes Taglilien-Beet im Juli

Bunt bepflanztes Hermerocallis-Beet am Südhang im Juli

Hermerocallis teilen: ja oder nein?

Manche Taglilien entwickeln mit den Jahren durch unterirdische Tochterknollen erstaunlich große Horste. Das führt einerseits in manchen Beeten zu einem Platzproblem, andererseits blühen manche, längst nicht alle, ältere Stauden weniger. Wenn Sie das feststellen, sollten Sie Ihre Staude teilen und die einzelnen Fächer an einen neuen Standort in gute Gartenerde setzen. Ein guter Zeitpunkt dafür ist entweder direkt nach der Blüte, im zeitigen Frühjahr oder im Herbst – wenn Sie vermutlich im Garten ohnehin das ein oder andere umgestalten möchten. Gärtnerinnen können ja oft nicht anders.

Wenn Sie Taglilien direkt nach ihrer Blüte teilen, kürzen Sie die einzelnen Segmente, Fächer genannt, auf etwa 15-20 cm ein und gießen Sie die Pflanze nach dem Pflanzen gut an.

Viele Taglilien können Sie jedoch getrost für viele Jahre an Ort und Stelle belassen und sie blühen manchmal sogar schöner, je älter sie werden. Wenn jedoch eine Gartenfreundin anklopft und sich einen Ableger wünscht: Seien Sie großherzig. Geteilte Pflanzenfreude ist doppeltes Glück.

Wachsen Taglilien auch im Blumenkasten oder Pflanzkübel?

Wie eingangs schon erwähnt, zeichnen sich alle Taglilien durch Robustheit aus. Das liegt vor allem an ihren Wurzeln, die fleischige Wasserspeicherorgane sind. Sie helfen dabei, lange Trockenzeiten unbeschadet zu überdauern. Was jedoch alle Taglilien brauchen, ist ein zumindest halbschattiges, besser noch vollsonniges Plätzchen und einen guten, nährstoffreichen Boden ohne Staunässe. Ob im Garten oder im Kübel hängt einzig von der Größe der Sorte ab. Kleine und mittelgroße Taglilien kommen mit den beengten Verhältnissen im Topfgarten spielend zurecht.

Taglilie Frans Hals mit zweifarbigen Blüten

Taglilie Frans Hals mit zweifarbigen Blüten

 

 

Wann blühen sie?

Frühe Sorten wie die Maikönigin, Hemerocallis lilioasphodelus, Stella d’Oro oder Middendorfs blühen bereits ab Mai. Die Hauptblüte beginnt im Juli, direkt nach dem Hauptflor vieler Rosen. Späte Sorten, wie Augustfreude und Septembergruß erfreuen auch noch Ende September mit ihren wunderschönen, leuchtend gelben bzw. aprikot-orangen Blüten.

Sind alle Taglilien essbar?

Probieren Sie! In der asiatischen Küche verwendet man gerne die Wildsorte H. fulva. Ich finde, jede Taglilienknospe hat ihren eigenen, feinen Geschmack. Man kann sie roh im Salat essen oder kurz anbraten und zu vielen Gerichten reichen.

Taglilie Fulva Kwannso, wilde Taglilie im feurigen Orange

Taglilie Fulva Kwannso, wilde Taglilie im feurigen Orange. Sehr beliebt in der asiatischen Küche.

Sind Taglilien winterhart?

Ja. Selbst im Pflanzkübel überstehen die genügsamen Stauden hiesige Winter. Lassen Sie altes Laub auf den Pflanzen einfach liegen, er dient als Winterschutz und bietet auch Insekten ein sicheres Winterquartier.

Welche Schädlinge oder Krankheiten, wie behandeln?

  • Schnecken befallen Taglilien eher selten. Wenn doch, dann hilft diese Strategie gegen Schnecken nachhaltig.
  • Thripse, befallene Blätter ziehen Sie einfach aus dem Horst.
  • Blattläuse, können Sie getrost Vögeln überlassen.
  • Gallmücken sollten Sie entfernen und umgehend Restmüll entsorgen. Gallmücken erkennen Sie an seltsam runden, verkrüppelten Knospen, die nicht blühen.
  • Schmetterlingsraupen können Sie absammeln oder noch bessern Gartenvögeln überlassen. Oder einfach ertragen. Wer Schmetterlinge mag, muss auch ihre Raupen akzeptieren.
  • Stängelfäule, graben Sie die betroffene Pflanze aus und entsorgen Sie sie im Hausmüll.

Woher stammen Taglilien?

Hemerocallis stammen ursprünglich aus Ostasien. Sie wachsen dort auf Wiesen und auf nährstoffreichen, frischen bis feuchten Böden.

Entdecken Sie viele weitere Taglilien in meinem Garten

Taglilien: Blütenpracht von Mai bis September | Video

Fiona Amann

Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.