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Was sind Mauerblumen?
Mauerblumen wachsen, wo die meisten anderen Pflanzen scheitern: In Mauerfugen, auf Mauerkronen, in Betonpflanzsteinen, am Straßenrand zwischen Teer und Schotter, oder im Steingarten. Da wo im Sommer den ganzen Tag die Sonne hinknallt und es keinen Schatten gibt. Der Boden ist trocken, nährstoffarm, mehr Kies als echtes Substrat. Pflanzen, die hier überleben, gedeihen und sogar blühen sind Spezialisten und Überlebenskünstler zugleich. Ideale Voraussetzungen für ein Leben in meinem Garten an einem Südhang in Franken.
Warum sind Trockenheit und Nährstoffmangel kein Fehler?
Mauerblumen kennen es nicht anders. Sie kommen mit dem zurecht, was Mutter Natur ihnen beschert. Wenig Regen, kaum Nährstoffe, volle Sonne, im Winter starke Fröste, eisige Winde – aber nur wenig Konkurrenz. Natur ist immer dann beeindruckend stark, wenn es um extreme Standorte geht.
Woran erkennen Sie robuste Mauerblumen?
Schauen Sie sich sonniges Ödland an. Dort wachsen Pionierpflanzen wie Klatschmohn, Lupinen, Margeriten, Nachtkerzen, Königskerzen, Schafgarbe, Wolfsmilch-Gewächse. Ihre langen Pfahlwurzeln sorgen dafür, dass die Pflanzen in tieferen Schichten auch bei lang anhaltenden Durststrecken noch genügend Feuchtigkeit finden.
In meinem Garten hat Mutter Natur eine spannende Ecke zwischen Straße, Garagenzufahrt und Gartentreppe komplett selbst bestellt. Was dort wächst, hat sich diesen Platz selbst ausgesucht und gedeiht wunderbar. Allen voran Akelei, Ehrenpreis, Prachtkerze Gaura Lindheimeri, Teppichsedum, Schönhütchen / Prärie-Sonnenhut, Spornblume, Katzenminze, Goldsedum, Wucherblumen und Walzen-Wolfsmilch.
Werden Mauerblumen gedüngt?
Nein. Mauerpflanzen holen sich, was sie brauchen, aus der Luft. Zu viel Stickstoff macht ihre Triebe weich und anfällig für Pilzkrankheiten. Anfällige Pflanzen vergammeln leicht und lange Blütenstiele können sich nicht halten.
Wie werden Mauerblume gepflegt?
Schneiden Sie Verblühtes zeitnah ab, wenn Sie die Selbstaussaat verhindern möchten. Im zeitigen Frühjahr schneiden Sie die Staude bodennah ab. Einjährige Mauerblumen können Sie nach ihrer Blüte einfach so aus dem Boden ziehen. Je länger Sie damit warten, desto wahrscheinlicher die Selbstaussaat. Es liegt also ganz bei Ihnen.
Meine 26 besten Mauerblumen, eine unvollständige Pflanzenliste
- Akelei, eine beliebte Wildstaude, die sich ihren Standort am besten selbst auswählt. Dort krallt sie sich mit langen Pfahlwurzeln fest, bleibt gerne für immer und sorgt jedes Jahr für reichlich Nachwuchs – wenn man sie lässt.
- Blauer Lein, die Staude, die einst dem Allgäu zum Attribut „Blau“ verhalf. Wunderhübsche himmelblaue, weiße oder gelbe Blüten verwandeln jeden Mauerplatz in einen Thron.
- Bartblume, ein Halbstrauch der spät blüht und deswegen besonders wertvoll für Bienen ist.
- Storchschnabel. Blüten für die Bienen. Nicht jede Storchblume mag es trocken und heiß. Blutstorchschnabel schon. Ebenso Grauer Storchschnabel, Balkan-Storchschnabel und Kaukasus-Storchschnabel.
- Einjähriger Rittersporn. Attraktive Sommerblume und Bienenweide, die gerne für immer bleibt. Anders als Stauden-Rittersporn wird dieser Rittersporn sogar von Schnecken verschont.
- Ehrenpreis. Himmelblaue Blütenkerzen, bienenfreundlich, hübsch und völlig unkompliziert.
- Fetthenne. Späte Blüten in Weiß oder Rosa. Bienen lieben jede Fetthenne. Grünblättrige Fetthennen sind sehr langlebig, im Gegensatz zu rotblättrigen Fetthennen. Das Beste: Fetthennen lassen sich kinderleicht vermehren und füllen so meterweise Mauern und Blumenbeete.
- Gaura Lindheimeri, die Prachtkerze. Sie setzt mit weißen, filigranen Blüten monatelang Akzente. Sie lockt Bienen und Schwebfliegen an und braucht zum Überleben nur Luft & Liebe.
- Ginster, ein immergrüner Halbstrauch. Kleine Sorten wachsen sehr gut in Mauersteinen oder auf Mauerkronen. Ein Rückschnitt nach der Blüte – mehr Pflege braucht Ginster nicht.
- Kalifornischer Goldmohn wächst in freier Natur in der Wüste, was eigentlich schon alles erklärt. Blüht den ganzen Sommer über und erhält sich durch Selbstaussaat.
- Goldsedum, ein Polstersedum mit gelben Blüten. Bienenmagnet und völlig unkompliziert. Lässt sich sehr gut teilen, um andere Mauersteine schnell zu füllen.
- Teppichsedum, unverzichtbarer Bodendecker für alle schwierigen Stellen im Garten.
- Graslilie, sieht ohne Blüten aus wie Gras. Von Mai bis August brilliert sie mit duftig weißen Blüten auf langen Stielen. Graslilien sind erstaunlich zäh, lesen Sie selbst.
- Hauswurz, die Sukkulenten wachsen praktisch auf Nichts.
- Klatschmohn, muss ich nicht vorstellen. Nur so viel: Es gibt im Handel bildschöne, gartenwürdige Sorten, die Sie im Herbst oder im sehr zeitigen Frühjahr einfach säen können. Sehr zur Freude von Bienen und Hummeln
- Katzenminze ist eine Superstaude. Extrem hart im Nehmen, macht Bienen glücklich, blüht den ganzen Sommer über, wenn man das Kraut direkt nach dem 1. Flor bodentief abschneidet. Aufgepasst: Katzenminze verbreitet sich extrem stark. Wehret den Anfängen, denn einmal in einer Pflaster- oder Mauerfuge verankert, bekommt man es nie wieder weg.
- Lavendel, ein Halbstrauch, der weder Dünger noch zusätzliche Wassergaben braucht. Im Gegenteil. Je trockener sein Standort, desto gesünder wächst er. Wichtig ist der frühe (radikale) Rückschnitt direkt nach der Blüte. So bleibt er kompakt, gesund und mit erneut ausgereiften Trieben in den Winter.
- Polsterphlox, wächst nicht überall – Phlox, kann diesbezüglich wählerisch sein. Aber wo es ihm gefällt, bleibt Polsterphlox gerne für immer.
- Einfache, wilde Margariten, erstaunlich robuste Stauden, die sich ihren Standort am liebsten selbst aussuchen und dort dann für immer bleiben.
- Mauerzimbelkraut, ein winziger, rankender Bodendecker. Wächst auf „Nichts“ im Schotter, erobert aber auch Beete mit Magerboden und legt sich dort zu Füßen anderer Blumen. Nie lästig, immer faszinierende Mauerblumen.
- Rosen. Ja, auch manche Rosen fühlen sich „auf der Mauer“ wohl. Aber nur, wenn ihre Wurzeln bis tief in den gewachsenen Boden reichen. Rose Sommerwind hält sich seit gewiss 15 Jahren in meiner Mauer aus Betonpflanzsteinen.
- Spornblume, eine Staude mit weißen, pinken oder roten Blüten. Auch sie nimmt sogar mit dem magersten Schotter als Standort vorlieb. Sie lockt Insekten an, sogar das hübsche Taubenschwänzchen. Spornblumen blühen wochenlang und nach einem kräftigen Rückschnitt treibt sie wieder aus und blüht einfach weiter.
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- Steinkraut / Felsensteinkraut. Bei dieser Mauerblume ist der Name Programm. Steinkraut wächst auf Mauerkronen, in Betonpflanzsteinen nimmt aber auch mit Pflasterfugen vorlieb.
- Taglilien. Sie haben starke, fleischige Wurzeln, in denen sie einen gewissen Vorrat an Wasser speichern. Taglilien werden in richtigen Beeten größer, aber wenn es sein muss, blühen Sie auch in der Mauerkrone.
- Walzen-Euphorbia, ein Wolfsmilchgewächs mit markanten silbergraublauen fleischigen Trieben, die wie Walzen auf dem Boden liegen. Sie erhält sich gerne durch Selbstaussaat, lässt sich allerdings wegen ihrer Pfahlwurzeln kaum versetzen. Wenn, dann nur als Baby-Pflanze. Vorsicht: Walzen-Euphorbia ist in allen Teilen giftig. Ihr Milchsaft ist besonders tückisch und verursacht Exzeme. Nur mit Handschuhen schneiden oder anfassen.
- Wucherblume, Einjährige Sommerblume, die sich selbst im Garten erhält. Sie kommt mit dem Wind daher oder ist Bestandteil einer bunten Wildblumenmischung. Die Wucherblume sieht einfach aus, ist aber attraktiv für Bienen, wie alle Korbblütler. Auf meiner Gartenmauer und entlang der Straße darf sie gerne bleiben.
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.