Um einen Garten preiswert, aber zugleich vielseitig, insektenfreundlich, nachhaltig und schön zu gestalten, muss man kein Krösus sein. Ganz im Gegenteil. Wer immer nur die üblichen Angebote im Baumarkt oder Gartencenter kauft, bekommt am Ende genau das: Einen teuren, aber langweiligen Allerweltsgarten. Ich möchte das nicht. Sie auch nicht? Dann lesen Sie weiter und Sie erfahren, wie Ihr Garten auch mit einem kleinen Budget wunderbar aufblüht. Staunende und bewundernde Blick der Nachbarn gibt’s gratis dazu.
Spätestens wenn Ende Februar die ersten Wildtulpen blühen, juckt es Hobbygärtnern in den Fingern. Der Garten lockt, die Beete sind zwar noch weitgehend leer, aber, zumindest im Kopf, sind die Pflanzpläne schon angelegt. Höchste Zeit, Saatgut zu bestellen.
Inhaltsverzeichnis
Säen Sie Sommerblumen, Stauden und Gräser selbst.
Falls Sie noch nie zuvor Sommerblumen ausgesät haben, beginnen Sie am besten mit einfachen, zuverlässigen Sorten, die praktisch immer gelingen. Beispielsweise Schmuckkörbchen, Staudenlein oder Zinnien. Diese müssen noch nicht einmal aufwändig auf der Fensterbank vorgezogen werden, sondern werden ab Mitte April direkt an Ort und Stelle gesät.
Bereiten Sie dazu das Beet zunächst vor und entfernen Sie alle sichtbaren Unkräuter. Nicht zupfen, sondern mit dem Wurzelstecher tief unter die Wurzeln gehen und das unerwünschte Beikraut aushebeln.
Passen Sie, wenn möglich, eine kleine Regenperiode ab, um das Saatgut knapp unter die Erde zu bringen. Manche bevorzugen Reihenaussaat, weil sie dadurch Blumen von Unkraut besser unterscheiden können. Andere nutzen die Lücken zwischen den Frühblühern, und machen daraus Kinderstuben für Sommerblumen. Sind Tulpen & Co verblüht, sind die inzwischen heran gewachsenen Sommerblumen groß genug, um die Beete dicht zu bedecken.
Säen Sie zur rechten Zeit
Noch bis Mitte Mai können Sie Sommerblumen erfolgreich selbst aussäen. Sobald es draußen durchgehend warm ist, keimt Samen rasch und zuverlässig. Vorausgesetzt das Saatbeet trocknet in dieser Zeit nicht aus. In heißen Jahren kann das problematisch sein. Wer ganze Beete flächig eingesät hat, legt ein Vlies auf die Erde und hält es feucht. Das kann bedeuten, dass Sie mehrmals täglich gießen müssen.
Deswegen noch einmal mein Tipp: Säen Sie am besten vor oder während einer Schlechtwetterperiode.
Auf jeder Samentüte steht eine genaue Anleitung. Lesen Sie sie und folgen Sie ihr unbedingt. Es hat überhaupt keinen Zweck, schon im Januar oder Februar mit der Aussaat zu beginnen – Ausnahmen davon abgesehen. Das Saatgut geht zwar auf, aber die Sämlinge bekommen lange Hälse und fallen um. Ihnen fehlt schlichtweg das Licht am Fensterbrett.
Üben Sie sich also in Geduld und säen Sie zur rechten Zeit. Spätestens Ende April stehen alle Fensterbretter voll mit Jungpflanzen, die erst ab Mitte Mai raus in den Garten dürfen.
Besuchen Sie Pflanzen-Tauschmärkte
Ihnen ist die eigene Aussaat zu unsicher oder Sie sind dieses Jahr schon viel zu spät dran? Besuchen Sie eine Pflanzentauschbörse. In vielen Gemeinden finden sie zweimal jährlich statt. Insbesondere im Frühling geben Hobbygärtner gerne Jungpflanzen von Sommerblumen oder Ableger von Stauden ab. Entweder im Tausch gegen andere Pflanzen oder für ganz kleines Geld.
Oft profitiert eine soziale Einrichtung von den Einnahmen aus dem Pflanzenverkauf. Sie tun also zusätzlich ein gutes Werk, Pflanzen dort zu kaufen und nicht beim Discounter. Außerdem ist die Auswahl dort erfahrungsgemäß sehr viel größer als bei Aldi, Lidl & Co.
Allerdings ist es wegen der Pandemie derzeit nicht sicher, ob Pflanzenmärkte und Tauschbörsen dieses Jahr überhaupt stattfinden. Anstelle dessen gibt es aber sehr rege Tauschgruppen für Pflanzen auf Facebook.
Teilen Sie vorhandene Stauden
Im Frühling ist die beste Zeit, um vorhandene Stauden zu teilen. Alles, was Sie dazu brauchen ist ein guter Spaten und ein bisschen Überwindung. Zum Teilen gibt es zwei Methoden. Entweder Sie stechen mit dem Spaten einfach ein Stück einer breit gewordenen, vitalen Staude ab und pflanzen das Teilstück an anderer Stelle in gute Erde. Oder Sie graben die ganze Staude aus und zerteilen sie mit dem Spaten in mehrere Teilstücke.
Achten Sie darauf, dass jedes Teilstück mindestens einen gesunden, kräftigen Spross enthält. Die Stauden entwickeln sich nach dem Teilen nochmal so gut und blühen natürlich noch im selben Jahr. Viele Stauden brauchen sogar das Teilen, um sie zu regenerieren. Sobald eine Staude blühfaul wird: einfach mal teilen.
Kaufen Sie Jungpflanzen in der örtlichen Gärtnerei
Kein Glück gehabt bei der Pflanzentauschbörse? Besuchen Sie die örtliche Gärtnerei und fragen Sie explizit nach Jungpflanzen. Sie gehen für kleines Geld (manches schon ab 20 Cent/Stück) über den Ladentisch und wer will, findet dort ab Mitte April auch Salat- und Gemüsepflänzchen. Einfacher kriegen Sie Ihre Blumen- und Gemüsebeete bestimmt nicht voll.
Versuchen Sie Ihr Glück mit Stecklingen
Ende Mai bis Mitte Juni (24.6.) ist der ideale Zeitpunkt, um Stecklinge zu schneiden. Fetthenne, Phlox und Chrysanthemen sollten um diese Zeit ohnehin um die Hälfte zurück geschnitten werden, um kompakt zu bleiben. Werfen Sie das Abgeschnitten nicht weg, sondern setzen Sie die sauber abgeschnittenen und am besten schon leicht verholzten Triebspitzen in Töpfe mit Anzuchterde.
Nach dem Angießen stülpen Sie einen Gefrierbeutel über den Stecklingstopf, stellen ihn warm und schattig auf und lüften einmal täglich. Mit etwas Glück wurzeln die Stecklinge innerhalb der nächsten sechs Wochen.
Tipp: Auch Rosen, Lavendel und Hortensien können sehr gut mit Stecklingen vermehrt werden. Praktisch zu diesem Zweck: Durchsichtige Aufbewahrungsboxen.
Vermehren Sie Hortensien mit Absenkern
Hortensien lassen sich auch ganz einfach durch Absenker vermehren. Dazu legt man einen tief sitzenden, noch relativ jungen Ast auf den Boden und verankert ihn dort beispielsweise mit einem Draht. Anschließend gibt man eine gute Handschaufel voll Erde auf die abgesenkte Stelle und wartet geduldig ab. Es dauert rund ein Jahr, bis der Zweig dort Wurzeln geschlagen hat. Jetzt muss man ihn nur noch von der Mutterpflanze abschneiden und an eine neue Stelle pflanzen.
Produzieren Sie eigenen Kompost
Eigener Kompost ist das Gold des Gärtners. Es lohnt sich, einen Kompostplatz einzurichten. Denn reifer Kompost ist der beste Dünger, den Sie für Ihren Garten bekommen können. Wahr ist aber auch: Ein guter Kompost braucht Platz, Zeit und Kraft zum Umsetzen und Ausfahren. Selbst sogenannte Thermokomposter benötigen ein Jahr, um aus Grünabfällen aus Garten oder Küche brauchbaren Kompost zu produzieren. Schneller funktioniert das nur in der Werbung.
Abgesehen davon ist eigener Kompost trotzdem ideal, um teuren Dünger zu sparen und gleichzeitig den Boden nachhaltig zu verbessern. Wer rund fünf Quadratmeter, möglichst halbschattigen Platz im Garten und zudem Muckis hat, sollte unbedingt drei Kompostbehälter aufstellen und nach allen Regeln der Naturgartenkunst befüllen.
Bevorzugen Sie hochwertige Pflanzenqualität
Ja, beim Discounter, im Baumarkt und im Gartencenter gibt es immer wieder Pflanzen zu Spottpreisen. Den Preis für die billigen Schnäppchen zahlen jedoch die Fachgärtnereien und am Ende alle Pflanzenliebhaber. Während der Discounter Massenprodukte verschleudert, setzt die Fachgärtnerei nämlich auf echte Vielfalt, Beratung und Qualität. Während beim Discounter einfach nur „Sommerstauden“ übers Band laufen, weiß der Gärtner ganz genau, wo genau welche Pflanze am besten wächst.
Qualität bei Pflanzen bedeutet: Der Topf ist ausgefüllt mit Wurzeln ohne dass die Wurzeln aus den Löchern stark heraus gewachsen sind. Vorhandene Blätter sind fest und auf gar keinen Fall matschig oder schimmelig. Die Erde sollte leicht feucht sein und weder tropfnass noch pulvertrocken. Achten Sie auf diese Anzeichen und bestehen Sie auf Qualität beim Pflanzenkauf. Nur so haben Sie lange Freude an ihren Schätzchen.
Lesen Sie die Pflanzenetiketten
Getopfte Pflanzen vom Gärtner kommen immer mit einem Etikett daher. Die Sonnensymbole erklären, was die Pflanze braucht: volle Sonne, Halbschatten oder Schatten. Wassertropfen zeigen an, ob die Pflanze besonders durstig ist oder nicht. Höhe und Breite der Pflanze werden zudem angezeigt. Wer also lesen kann und alle Hinweise beherzigt, ist klar im Vorteil.
Den Garten preiswert, aber sicher zu gestalten, geht ohne sicher ohne Chemie.
Chemische Pflanzenschutzmittel sind nicht nur teuer, sondern schaden Natur und Umwelt. Verzichten Sie komplett darauf und gestalten Sie den Garten möglichst naturnah. Abwechslungsreich und auf alle Fälle so, dass sich Vögel, Bienen und Igel darin wohl fühlen. Sie werden sehr rasch merken, wie schnell sich Marienkäfer und Meisen an den Läusen bedienen, um ihre Jungen zu füttern. Igel holen sich lästige Nacktschnecken und gegen viele Pilzerkrankungen helfen natürliche Stärkungsmittel (beispielsweise Brennesselsud) oder verdünnte Milch (1:10).
Falls der Igel vor lauter Schnecken nicht nachkommt, sammeln Sie die Viecher regelmäßig selber ab. Aber bitte ohne Salz und ohne eklige Bierfallen, die locken nämlich sämtliche Schnecken der Nachbarschaft zusätzlich an. Schneckenzäune sind auch nur teuer und helfen nicht. Ein Abendspaziergang mit einem langen Wurzelstecher ist dagegen mörderisch. Was auch immer Sie gegen Schnecken tun: Beerdigen Sie die toten Schleimer tief und sofort. Sonst kommen weitere Schnecken zum Leichenschmaus.
Sammeln Sie im Herbst eigenes Saatgut der schönsten Sommerblumen
Saatgut ist zwar deutlich günstiger als Pflanzen vom Gärtner aber es geht noch preiswerter: Mit selbst geerntetem Saatgut. Und einfach ist das Ernten der Samen noch dazu. Briefumschlag oder Pillendose entsprechend beschriften und mit trockenen Samen nach Wunsch füllen.
Verwahren Sie das Saatgut kühl und trocken bis zum nächsten Frühling auf. Wer Mohn ernten will, kann die Mohnkapsel auch mit Stiel schneiden, in die Vase stellen und warten, bis die Kapsel beim Schütteln leise rasselt. Unterhalb des Kapselhuts sind dann bereits Öffnungen, durch die sich die Mohnsaat schütteln lässt, auch ohne die Kapsel zu zerstören.
Tipp Nr. 13 wird nicht jedem gefallen, ein Versuch ist es mir trotzdem wert:
Garten preiswert gestalten geht sicher ohne Plastik-Deko und Schischi
Ja, es ist sicherlich eine Frage des Geschmacks, ob jemand Deko mag oder nicht. Fest steht jedoch: Viele Dekoteile sind aus Plastik, aus Fernost und haben mit natürlicher Gartengestaltung herzlich wenig zu tun.
In meinem Garten spielen eindeutig Pflanzen die Hauptrolle. Wenn sie blühen, ist dies ein besonderes Highlight und verdient Aufmerksamkeit und Bewunderung. Gleiches gilt natürlich auch für Blattschmuckpflanzen und Bäume. Für mich gibt es keinen Grund, neben einer herrlich blühenden Pflanze eine Plastikfigur aufzustellen! Ist doch jede Blume selbst dekorativ genug.
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.