Weinbergstulpe Sylvestris, auch Wilde Tulpe genannt, ist hierzulande nur noch selten zu sehen. Dabei wird die ausgesprochen hübsche Tulpe bereits seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bei uns kultiviert. Erst in Hofgärten, danach fand sie Freunde unter den Winzern und Platz in den Weinbergen. In Nürnberg wird die Wilde Tulpe 1588 erstmals erwähnt (Krausch 2003).
An warmen, sonnigen Hängen fühlt sich die Weinbergstulpe sichtlich wohl und gäbe es keine Herbizide und Winzer, die alles wegmachen, was unter ihren Rebstöcken wächst, gäbe es die Wilde Tulpe dort auch heute noch. Leider ist es anders gekommen. Man muss die heimische Wildstaude bzw. das Zwiebelgewächs inzwischen suchen, oder eben selbst in den Garten pflanzen.
Rettet die Weinbergstulpe Sylvestris
2010 ergreift der Landschaftspflegeverband Kitzingen die Initiative zur Nachzucht und Vermehrung der Weinbergstulpe. Das erfolgreiche Projekt läuft in Zusammenarbeit regionalen Winzern und zielt darauf ab, professionellen Weinbau weinbergstulpenfreundlich zu gestalten und damit auch einen Beitrag zur biologischen Vielfalt der Kulturlandschaft zu erhalten. Mehr über dieses lobenswertes Projekt erfahren Sie auf Landschaftspflegeverband.de
Was ist das Besondere an Weinbergstulpe Sylvestris?
Weinbergstulpe Sylvestris ist ein ausdauerndes Zwiebelgewächs, deren Zwiebeln bis zu 2 cm breit und bis zu 4,5 cm lang sind. Interessanterweise bilden die Zwiebeln Ausläufer, mit jeweils ein bis zwei Tochterzwiebeln.
Aus einer Zwiebel wachsen 45 cm lange Stängel mit zwei bis vier, etwa 30 cm langen und 1,5 cm schmalen Laubblättern und mit zwei oder drei dottergelben Blüten. Diese nicken seitlich zur Sonne und schauen nicht, wie normale Gartentulpen stur nach oben.
Insgesamt wird die Weinbergstulpe etwa 20 bis 60 cm hoch. In meinem Garten erreichte sie gute 50 cm am Südhang und überzeugte mich durch ihre dynamischen Blüten.
Außerdem: Die Wilde Tulpe duftet fein.
Ist die Wilde Tulpe bienenfreundlich?
Aber ja. Sie blüht früh ab April bis Mai und lockt zahlreiche Bienen und Hummeln an. Sylvestris wächst in freier Natur, sprich in den Weinbergen, gerne in Gesellschaft von Traubenhyazinthen, Acker-Gelbstern, Milchstern. Alle drei Frühblüher sind Bienenpflanzen.
Wie wird die Weinbergstulpe vermehrt?
Wo es ihr gefällt, vermehrt sich die Weinbergstulpe durch Ausläufer und Tochterzwiebeln, oder durch Samen. Dazu müssen die Fruchtstände allerdings zunächst einmal ausreifen. Die Samen benötigen einen Frostreiz und erst im kommenden Frühling wachsen aus den Samen Sprossen.
Im Garten werden die Sprossen und später jungen Tulpen sicher schnell übersehen, denn sie sehen anfangs wie Gras aus, das merkwürdigerweise kopfüber in den Boden wächst. Ein Grund mehr, den Standort entsprechend zu markieren und nichts unbedacht herauszureißen.
Die interessierte Gärtnerin stülpt dagegen Teefilter über den Fruchtstand der Tulpe, wartet bis der Samen reif ist, und sät ihn schließlich unter kontrollierten Bedingungen in Aussaatschalten oder Töpfen aus.
Ob wild im Garten oder in der Aussaatschale: Es dauert ganze 5 Jahre, bis junge Weinbergstulpen schließlich blühen. Viel Zeit, in der viel passieren kann. Aber die gute Nachricht ist: Im Blumenzwiebelhandel gibt es die ausgesprochen attraktive, duftende Wilde Tulpe für kleines Geld und ich finde, diese sie lohnt sich wirklich.
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.