Glauben Sie bitte nicht alles, was Sie über die Wunderblume Mirabilis jalapa gehört oder gelesen haben. Die Sommerblume wächst und blüht nämlich überall ein bisschen anders und gehört für mich zu den spannendsten Pflanzen, die bislang in meinem Blumengarten wuchsen. Zu ihren ganz großen Besonderheiten gehört die Farbe ihrer Blüten. Denn anstatt sich mit einer Blütenfarbe zu begnügen, kann eine einzige Wunderblumenpflanze gleichzeitig in verschiedenen Farben blühen.
Wundersame Wunderblume Mirabilis jalapa | Video
Eine weitere Besonderheit ist ihre Blütezeit. Die Wunderblume öffnet ihre neuen Blüten erst nachmittags zwischen vier und fünf und lockt damit vorwiegend Nachtfalter und Schwärmer an. In ihrer tropischen Heimat auch Kolibris. Frühmorgens sind die Blüten noch eine Weile lang geöffnet doch spätestens um halb elf hält die „Schöne der Nacht“ ihre wohl verdiente Siesta. Das ist im Sommer ja nicht die schlechteste Strategie, um Hitze besser auszuhalten. Die erstaunlich späte Aufblühzeit brachte der Wunderblume auch die Trivialnamen Vier-Uhr-Blume oder Four o’Clocks ein. Doch der Reihe nach.
Woher stammt Wunderblume Mirabilis jalapa?
Die Wunderblume gehört zur Familie der Nyctaginaceae und kommt ursprünglich aus dem tropischen Amerika und aus Mittelamerika, vermutlich aus Mexiko, so wie Dahlien. Wunderblumen sind frostempfindlich, aber mehrjährig. Ihre rübenartigen Knollen überdauern den Winter wenn sie frostfrei und trocken gelagert werden und treiben dann im Frühling wieder aus.
Die Vorkultur in Töpfen erfolgt wie bei Dahlien, ebenso das direkte Auspflanzen der Knollen Anfang Mai. Möglich, dass Pflanzen, die bereits als Knolle überwintert haben, im Garten größer werden und schneller wachsen als Pflanzen, die erst im Frühling gesät worden sind. Meine Erfahrung bestätigt dies jedoch nicht zweifelsfrei. Wie so oft spielen im Blumengarten stets mehrere Faktoren mit: Standort, Boden, Dünger, Sonneneinstrahlung, Temperatur, Wasser – und natürlich auch die Liebe der Gärtnerin.
Wunderblumen säen: wann und wie?
Wunderblumen eignen sich bestens, um Kindern und Gartenanfängern die Aussaat von Sommerblumen schmackhaft zu machen, denn Verluste gibt es kaum. Besonders sicher und schnell gelingt die Aussaat (ab Mitte März), wenn die schwarzen, dicken Samen zunächst für 24-48 Stunden in Wasser quellen dürfen. Füllen Sie danach 9 bis 13 cm große Blumentöpfe zur Hälfte mit guter Blumenerde und anschließend mit Aussaaterde auf. Gießen Sie die Erde einmal richtig durchdringend.
Erst jetzt drücken Sie 2-3 Wunderblumensamen pro Topf etwa einen halben Zentimeter in die Erde und füllen anschließend den kleinen Krater mit Aussaaterde auf. Gießen Sie die Töpfe noch einmal kräftig. Anschließend stellen Sie die Töpfe nebeneinander in eine Kiste, decken diese mit einer Folie oder Glasplatte ab. Die Erde in den Anzuchttöpfen bleibt so länger feucht, der Samen trocknet nicht aus, sondern keimt innerhalb von 7-14 Tagen. Am leichtesten gelingt das übrigens in einer dieser praktischen Aufbewahrungskisten mit Deckel.
Sobald das erste Grün erscheint, entfernen Sie Glas oder Folie und kultivieren die Jungpflanzen weiterhin hell und mäßig warm. Entfernen Sie überflüssige Sämlinge unverzüglich und lassen Sie jeweils nur die kräftigste Wunderblumenpflanze im Topf. Wunderblume Mirabilis entwickelt sich sehr rasch. Pinzieren Sie frühzeitig und mehrere Male damit sich die Jungpflanzen sich möglichst buschig aufbauen. Schneiden oder kneifen Sie dazu die Triebspitzen ab. An den Schnittstellen entwickeln sich dadurch rasch viele neue Triebe. Was nun folgt kennen Sie schon von der Anzucht anderer Sommerblumen:
- Abhärten: Gewöhnen Sie die Jungpflanzen an milden, schönen Tagen an das Wetter draußen. Erst dürfen sie nur stundenweise und geschützt raus in die Frühlingsluft. Werfen Sie an kühlen Tagen ein Gartenvlies über die Pflanzen oder stellen Sie sie in eine praktische, halbdurchsichtige Aufbewahrungsbox vom unmöglichen Möbelhaus.
- Auspflanzen: Pflanzen Sie Ihre Wunderblumen erst nach den Eisheiligen Mitte Mai ins Blumenbeet oder in geräumige Pflanzkübel.
Welchen Standort braucht Wunderblume Mirabilis?
Wunderblumen brauchen einen sonnigen bis halbschattigen Standort, guten, nicht zu mageren aber auch nicht zu fetten Gartenboden sowie bei Hitze und Trockenheit ausreichend Wasser. Gut versorgt, entwickeln sich Wunderblumen zu erstaunlich großen und breit buschigen Pflanzen im Blumenbeet. Eine einzelne Wunderblume wird gut und gerne 75-100 cm hoch und ebenso breit.
Sollten Ihre Pflanzen schwächeln, gönnen Sie ihnen eine Kopfdüngung mit flüssigem Blumendünger.
Brauchen Wunderblumen Stützen?
Im Laufe des Sommers wird sie oben herum immer buschiger und braucht dann mindestens eine, besser mehrere versteckte Stützen. Verwenden Sie Bambusstäbe oder schieben Sie ihr ein paar Mondstützen unter die Zweige, insbesondere bei abschüssigen Beeten. Keine Sorge, es dauert nur zwei Wochen und von den Stützen ist nichts mehr zu sehen. Wunderblumen sind auch Wucherblumen.
Sie können Wunderblumen auch in größeren Pflanzkübeln (mindestens Putzeimergröße!) kultivieren – genügend Wasser und regelmäßige Düngergaben vorausgesetzt.
Muss man Wunderblume Mirabilis ausputzen?
Normalerweise rate ich stets dazu, Sommerblumen zeitig auszuputzen, damit sie keine Samen ansetzen und aufhören zu blühen. Bei Wunderblume Mirabilis ist alles ganz anders. Sie blüht unermüdlich und überreich bis zum Frost und das Beste daran ist: Sie muss dafür noch nicht einmal geputzt oder geschnitten werden. Die Wunderblume setzt im Laufe des Sommers unglaublich viele Samen an. So viele, dass Sie diese sogar mit Kehricht und Besen einsammeln müssen, steht die Pflanze am Gartenweg. So gewinnen Sie reichlich Saatgut fürs nächste Jahr, für die gesamte Nachbarschaft und ihre Gartenfreunde aus dem Internet obendrein.
Ist Wunderblume Mirabilis mehrjährig?
Eigentlich ist die Wunderblume mirabilis nur einjährig. Aber in milden Regionen überleben die Knollen den Winter und treiben im kommenden Jahr munter wieder aus. Auch der Samen ist ziemlich „winterfest“. Das heißt, im Mai des folgenden Jahres kann man rund um den alten Standort der Mutterpflanze zahlreiche Sämlinge entdecken. Das klappt nicht immer und nicht überall, aber schauen kostet ja nichts.
Ist die Wunderblume giftig?
Ja. Sowohl Samen, Rhizom und die Pflanze selbst sind giftig. Aber sie soll ja auch nur mit den Augen genossen und nicht gegessen werden!
Liebe Eltern: Bitte bringen Sie Ihrem Kind schon sehr früh bei, nichts in den Mund zu nehmen, was nicht von Ihnen kommt. Kinder müssen von klein an lernen, dass es giftige Pflanzen gibt. Das klappt nur, wenn Sie ihnen diese Pflanzen auch zeigen. Das gilt für Wunderblumen genauso wie für Thuja, Eibe, Tulpe, Narzisse, Primel, Maiglöckchen und alle anderen giftigen Pflanzen. Jeder Garten ist voll davon, Ihrer vermutlich auch.
Weitere Bilder mit allerlei bunten Sommerblumen
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.