Kräuter brauchen keine Kräuterspirale
Wie bepflanze ich eine Kräuterspirale, wollte neulich jemand aus dem Gartenforum wissen und wurde sofort zugeschüttet mit Allgemeinplätzen wie „Unten kommt Minze hin und ganz oben Rosmarin. Dazwischen alle anderen Kräuter.“ Ach, ihr lieben Hobbygärtnerinnen, wenn ihr wüsstet, wie unsinnig die teure Kräuterspirale und eure Ratschläge sind. Als wenn alle hiesigen und mediterranen Küchenkräuter sich mit einem Standort im Garten zufrieden geben würden.
Denn so viele unterschiedliche Standorte gibt es bei einer Kräuterspirale nicht. Stünde sie in meinem Garten auf der Südseite, wären von der warmen sonnigen, mitunter auch sehr heißen Lage alle Pflanzen gleichermaßen betroffen. Gut für Thymian, Rosmarin und Majoran, eher schlecht für Minze, Petersilie und Schnittlauch. Mein Rat an alle, die Kräuter im eigenen Garten ziehen wollen:
Sparen Sie sich die Kräuterspirale und gönnen Sie lieber jedem Küchenkraut den Standort, den es idealer Weise braucht.
Wie und warum tun Kräuter ihren Pflanznachbarn gut?
Das wirklich Gute an Kräutern ist: Sie schmecken gut, tun gut, können helfen, zu gesunden und wieder fit zu werden. Einige schützen sogar benachbarte Pflanzen vor Krankheiten und Fressfeinden. Nehmen wir beispielsweise Thymian. Er ist unerlässlich für die mediterrane Küche (Rezept Mediterranes Hähnchen), wirkt hervorragend im Hustensaft und gleichzeitig vertreibt er Läuse, wenn er neben Rosen steht. Es ist wirklich erstaunlich, wie zuverlässig dieses kleine Kräutlein wirkt.
Dabei ist Thymian noch nicht einmal anspruchsvoll. Er mag es trocken, sonnig und sollte nach der Blüte radikal bodennah abschnitten werden, dann treibt er rasch wieder aus und blüht so in einem Jahr bestimmt dreimal. Selbst hiesige Winter übersteht er ohne zu Murren kann bei Bedarf geerntet werden. Deswegen wächst er bei mir bevorzugt entlang des Gartenweges, so komme ich immer an ihn ran, wenn ich ihn in der Küche brauche.
Andererseits breitet sich Thymian auch rasend schnell aus, am liebsten zwischen Pflastersteinen und zwischen den Stauden des Sonnenhangs. Merke: Wer Thymian pflanzt, hat für immer ausgesorgt.
Kapuzinerkresse sieht nicht nur hübsch aus und kann in der Küche vielseitig verwenden werden, es bietet sich im Garten auch als Läusefalle an. Deswegen pflanze ich Kapuzinerkresse gerne dort hin, wo Läuse gerne mal lästig werden: An den jungen Zierapfelbaum oder unter den Hibiskus. Kapuzinerkresse ist stark genug, um eine Invasion der Läuse abzufangen. Sobald dann etwas später Nützlinge wie Marienkäfer, Florfliegen oder Meisen den gedeckten Tisch für sich entdecken, ist es mit der Läuseplage auch schon vorbei. Kein Grund also, nervös zu werden und zur chemischen Keule zu greifen.
Jedem Kräutlein sein Pläsierchen.
Andere Kräuter sind deutlich anspruchsvoller. Basilikum bevorzugt einen warmen Standort aber bitteschön absonnig, feuchte Erde und möglichst wenig Wind. Ein echtes Sensibelchen, das bei mir allerdings auf der überdachten Südterrasse im Topf recht gut gedeiht. Das gilt gleichermaßen für mehrfach geteiltes Basilikum aus dem Supermarkt, für selbst gesätes rotes Thai-Basilikum oder Zitronenbasilikum. Aus der Ernte machte ich letztes Jahr Basilikumsalz, wovon ich noch immer reichlich habe.
Zitronenmelisse ist dagegen kaum zu bändigen. Passt man nicht auf, verbreitet es sich ähnlich wie Thymian rasend schnell und erscheint dann plötzlich zwischen den Stauden, unter der Heckenrose und an Stellen, die ich nur unter Mühen und mit Verrenkungen erreiche.
Über die Kultur der übermütigen Pfefferminze habe ich mich neulich schon ausgelassen und auch über Lavendel. Meine Fazit nach über vierzig Jahren Gartenerfahrung: Was dem einen Kraut gefällt, passt dem anderen noch lange nicht. Um so wichtiger, wenn Sie die Standortwünsche und Ansprüche der wichtigsten Küchenkräuter kennen.
Woanders entdeckt: Küchenkräuter und ihre Besonderheiten auf Utopia
Fazit: Wer Kräuter kultivieren will, braucht keine Kräuterspirale, sondern muss wissen, welche speziellen Standortbedingungen jedes einzelne Kraut bevorzugt. Danach geht’s ans Pflanzen. Doch egal ob sonnig, halbschattig oder schattig: Pflanzen Sie Küchenkräuter stets an bequem erreichbare Stellen und am allerbesten entlang des Gartenweges. So können Sie jedes Mal, wenn Sie ein Kräutlein fürs Kochen brauchen, einen Spaziergang durch Ihren Garten machen. Und was Schöneres als das gibt es ohnehin nicht.
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.