Tulpen-Manie ist nicht heilbar.
Ich liebe Tulpen. Fast jeden Herbst stecke ich neue Tulpenzwiebeln in die Erde, obwohl ich sicher bin, es kommen auch einige alte Tulpen wieder. Mir ist das Risiko einfach zu groß, im Frühling plötzlich völlig ohne die Turbanträger dazustehen. Außerdem genügt ja schon ein Blick auf die Seiten meines Lieblings-Blumenzwiebelhändlers in Holland, um Lust auf neue Sorten zu bekommen – und das im August. Meine Tulpen-Manie ist bislang leider nicht heilbar, außer vielleicht (kurzfristig) in Jahren, in denen das Wetter völlig aus seiner zugedachten Rolle fällt.
Dieses Jahr schossen schon im März am Südhang alle Tulpen wie Pilze hervor, nur um im April im Schneematsch zu buckeln. Nun gut, die meisten Tulpen packen das sogar, nur meine extra langen Tulpen nicht. Einige legten sich der Länge nach auf den nassen, eiskalten Boden. Blühen dort zwar auch, sind von oben im allgemeinen Grün zwischen Allium und Stauden aber kaum zu sehen. Keine Spur von ihrer angeborenen Eleganz, Anmut und Größe. Liegende Tulpen braucht kein Mensch.
Wildtulpen sind einfach aber wunderbar.
Ganz anders zeigten sich viele der kleinen Tulpen. Den Anfang machten wie immer knallrote Wildtulpen, die den Gartenweg wie Fackeln beleuchten. Sie stehen in denkbar schlechter Erde, nämlich Schotter vom Wegebau und genau das gefällt ihnen scheinbar doch so sehr. Sie lassen sich nämlich nicht vertreiben. Haben sich fest gebissen in ihrem Kies- und Schotterbett und ich lasse eben gewähren. Im Laufe der nächsten Wochen werden sie gnadenlos vom immer breiter werdende Lavendel überrollt. Sollen sie doch machen, was sie wollen.
Ganz neu im Beet ist dieses Jahr Praestans-Tulpe Shogun aus Tadschikistan mit einer Mehrfachblüte in Sonnen-Orange. Ihr Bild beim Händler sieht anders aus, als diese kleine, aber auffällig hübsche Tulpe in meinem Garten schließlich war: Shogun versteckte sich, so wie ihre langen Schwestern, im allgemeinen Grün. Ob es an der Auswahl lag oder am Wetter, kann ich nicht sagen. Nächstes Jahr setze ich Shogun auf jeden Fall noch einmal.
Meine Klassiker waren und sind heuer auch wieder ganz oben am Hang wieder mit dabei. Wilde und zierliche Purpurträger, propere Spring Beautys in Sonnengelb, elegante Ballerinen, Big Ups und French Kiss. Jetzt kommt der Mai und im Westbeet ist American Dream schon längst so weit, sich im goldenen Abendlicht von seiner schönsten Seite zu zeigen. Nur das elende Wetter spielt bislang nicht mit.
Übrigens: Auch die schöne, lange Mariette mit dem langen Atem gibt sich noch lange nicht geschlagen. Es blühen demnächst zwar keine 100 Stück aber immerhin noch 33 im dritten Jahr. Und wer weiß wie viele Tulpenzwiebeln ich beim Graben selbst zerschnitten habe, denn Platz für neue Tulpen schaffe ich selbst noch immer am besten.
Weitere Blumenbilder mit Tulpen
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.