Die Madonnenlilie, botanisch Lilium candidum, ist unter den Lilien in vielerlei Hinsicht eine Besonderheit. Sie wird völlig anders als andere Lilien und zu einer anderen Zeit gepflanzt, Ihre Blattrosette erscheint bereits im Herbst und ist wintergrün. Die reinweißen riesigen Blüten stehen in der Sprache der Blumen für Reinheit, Vergänglichkeit, Fruchtbarkeit und sind nach christlicher Lehre ein Symbol der Jungfrau Maria. So viele Attribute für nur eine Pflanze, womit hat sie das nur verdient? Lohnt es sich, Lilium candidum einen besonders attraktiven Platz in Ihrem Paradies auf Erden einzurichten? Ja, unbedingt!

Weiße Lilie, extravagant, edel, mystisch schön | Video

 

Wie sehen Madonnenlilien aus?

  • Auf einem etwa 120 bis 150 cm hohen Blumenstiel sitzen rundherum paarweise, etwa 20 cm lange, spitz zulaufende dunkelgrüne Blätter.
  • Die Blüten sind reinweiß, sehr groß und tragen auffallend große Staubgefäße.
  • Je älter die Pflanze und je besser der Standort, desto mehr Blüten erscheinen. Mit den Jahren können es 10 bis 12 Blüten sein. Eine schöner als die andere.

Vorsicht vor Blütenstaub! Er geht aus Kleidung beim Waschen kaum raus. Auch Möbel sollten sie vor Blütenstaub schützen. Wer Madonnenlilien in eine Vase stellen möchte entfernt zuvor die Staubgefäße. Sicher ist sicher.
Aber schöner wirken die prächtigen Lilien ohnehin in ihrer natürlichen Umgebung – im Garten.

Weiße Madonnenlilie vor Hibiskus Blue Birch im Hintergrund

Weiße Madonnenlilie vor Hibiskus Blue Birch im Hintergrund. Bei kühler Witterung und beim Verwelken werden die Blüten rosa angehaucht.

Madonnenlilien pflanzen: was ist wichtig?

  • Anders als alle anderen Lilien kommen die Zwiebeln der Madonnenlilie nur etwa 3-5 cm tief unter die Erde. Die Spitzen dürfen sogar noch zu sehen sein, zumindest zu erahnen, ähnlich wie Wurzeln der Pfingstrosen.
  • Zwiebeln der Madonnenlilie sind etwa 9 cm dick und kommen ohne schützende Haut daher. Setzen Sie die Zwiebeln daher in die Erde, sobald Sie sie haben. Einmal ausgetrocknet treiben die Zwiebeln leider nicht mehr aus und sind verloren.
  • Setzen Sie die Zwiebeln bei fetten Boden auf ein Drainagebett aus Kies oder Sand und füllen Sie das Pflanzloch anschließend locker mit guter Gartenerde auf. Angießen nicht vergessen.
  • Pflanzabstand von Zwiebel zu Zwiebel oder von Zwiebel zur nächsten Staude: 30 – 50 cm. Setzen Sie eine Gruppe Madonnenlilien lieber mit mehr als mit weniger Abstand zu einander, damit die großen Blüten besser wirken.

Wann ist Pflanzzeit?

August bis Ende September, je nachdem, wann Sie die Zwiebeln bekommen. Denn das wird immer schwieriger. Die Bestände sind rar, Lilium candidum-Zwiebeln sind relativ teuer und immer mehr Blumenzwiebelzüchter streichen sie aus dem Sortiment. Ersatzweise bieten sie Chinesischen Königslilien an, die einfacher zu kultivieren und wohl auch zu vermehren sind.

Tipp: Bestellen Sie Madonnenlilien bei einem seriösen Blumenzwiebelhändler oder Staudengärtnerei vor, seien Sie geduldig und hoffen Sie das Beste.

Lilium Candidum blüht im August und öffnet nur langsam ihre Blüte

Lilium Candidum blüht im August und öffnet bei kühler Witterung nur langsam ihre Blüte

Madonnenlilie: Standort und Boden

Anders als viele andere Lilien bevorzugt die Madonnenlilie einen sonnigen, hellen Standort, aber ohne direkte, pralle Mittagssonne. Sie gedeiht auch im lichten Halbschatten, treibt dort allerdings meist weniger Blüten.

Der Boden sollte nährstoffreich sein, gerne kalkhaltig, tiefgründig und auf alle Fälle ohne Staunässe.

Richtig pflegen, gießen und düngen

  • Früher standen Madonnenlilien in jedem Bauergarten und bekamen dort im Herbst eine Schüppe Kompost oder gut abgelagerten Mist. Einerseits als Winterschutz, andererseits als nachhaltige Düngergabe.
  • Kein Kompost zur Hand? Düngen Sie im zeitigen Frühjahr mit mineralisch-organischen Staudendünger oder Langzeitdünger. Eine zweite Düngergabe erfolgt im Juni / Juli zur oder direkt nach der Blütezeit.
  • Gießen Sie die Pflanze bei Trockenheit. Der Boden sollte nicht völlig austrocknen, aber auch nicht völlig im Wasser stehen. Finden Sie ein gesundes Mittelmaß beim Gießen.
  • Madonnenlilien werden etwa 120 bis 150 cm hoch und haben nur einen recht dünnen Stiel. Setzen Sie ihr besser einen unauffälligen, dünnen Pflanzstab zur Seite noch bevor die Knospen anschwellen. Sicher ist sicher.

Wächst sie auch im Pflanzkübel?

Ja. Madonnenlilien gelingen auch im Pflanzkübel. Sie blühen ja nur für kurze Zeit im Juni bis Juli. In einem mobilen Pflanzkübel rücken Sie die prächtigen Blumen ganz einfach dicht an die Terrasse.

Madonnenlilie schneiden nach der Blüte?

Schneiden Sie den verblühten Blütenstand direkt nach dem Verblühen knapp oberhalb des obersten Blattpaares ab. Lassen Sie jedoch den Blütenstiel solange stehen, bis alle Blätter verwelkt sind. Das geschieht von ganz alleine bis zum Herbst. Die Pflanze braucht die Energie, lagert sie in ihr Speicherorgan (die Zwiebel) und sorgt so für noch mehr Blütenpracht im kommenden Jahr.

Lilum Candidum trägt enorm große Staubgefäße

Lilium Candidum trägt enorm große Staubgefäße. Lilien sind Trachtpflanzen, also Futterpflanzen für Wildbienen und Honigbienen.

 

Wie duften Madonnenlilien?

Lilium candidum duftet sehr angenehm. Insbesondere in der Dämmerung verströmt sie einen süßen, würzigen, fruchtigen, frisch-säuerlichen Duft.
Lilienzeit ist Duftzeit im Garten!

Was tun wenn eine Madonnenlilie nicht blüht?

Bleiben Sie entspannt und geduldig. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Lilium candidum ein oder zwei Jahre braucht, um das erste Mal zu blühen. Zuvor wächst nur ein Stiel mit Blättern – ohne Knospen oder Blüten. Warten lohnt sich trotzdem.

Ist Lilium candidum winterfest?

Ja, obwohl sie ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeergebiet stammt, ist die Madonnenlilie hierzulande ausreichend winterhart.
In einer sehr kalten Region oder bei einem ungünstigen Standort können sie die wintergrüne Blattrosette im Spätherbst dennoch mit Reisig vor kalten Winden oder Barfrösten schützen.

Madonnenlilie vermehren?

Sie können einzelne Schuppen von der Zwiebel lösen, in Anzuchterde stecken und so vermehren. Das geht am besten in einem kalten Frühbeetkasten. Aber bis daraus neue blühfähige Lilien werden, dauert es 2-5 Jahre.

Einfacher ist es, Lilien sich selbst zu überlassen. Rund um die Mutterzwiebel entstehen im Laufe der Zeit Tochterzwiebeln, die dann munter austreiben und ihre Mutter mit weiteren, anfangs kleineren Blütenkränzen zu begleiten. Seien Sie geduldig mit Lilien, sie brauchen Zeit, sich im Garten zu etablieren und von selbst zu vermehren.

Welche Pflanzpartner?

Nicht alle Lilien sind Diven, aber ihre Schönheit kommt am besten mit genügend Abstand zu anderen Stauden, Gräsern oder Rosen zur Geltung. Geeignete Begleitpflanzen sind beispielsweise:

Phlox, Flammenblume, dankbare Sommerstaude, die mit genügend Abstand auch gut zur Madonnenlilie passt.

Phlox, Flammenblume, dankbare Sommerstaude, die mit genügend Abstand auch gut zur Madonnenlilie passt..

  • Flammenblumen, Phlox
  • Rosen, romantische Beetrosen, die auf alle Fälle niedriger sein sollten, als die dominante weiße Lilie
  • Rittersporn
  • Frauenmantel
  • Niedriger Storchschnabel wie Tiny Monster umspielt die schmucklosen Siele unten herum
  • Taglilien, wählen Sie niedrige Sorten, die mit ihren grasartigen Blättern die schmucklosen Stiele der Madonnenlilie gut kaschieren.
Rosa Taglilie mit gewelltem Blattrand begleiten Lilium Candidum im romantischen Garten

Rosa Taglilie mit gewelltem Blattrand begleiten Lilium Candidum im romantischen Garten

Sind Lilien insektenfreundlich?

Ja, Lilien sind sogenannte Trachtpflanzen / Futterpflanzen und liefern reichlich Pollen, Nektar und Honigtau für Wildbienen und Honigbienen.

Sind Lilien giftig?

Nein. Allerdings reagieren empfindliche Menschen auf den starken Duft mit Kopfschmerzen. Lassen Sie die Lilien im Garten und alles bleibt gut.

Welche Krankheiten oder Schädlinge kommen vor?

  • Lilienhähnchen. Das sind hübsche, knallrote Käfer, die in manchen Jahren überaus lästig werden können. Dagegen hilft regelmäßiges Absammeln, wobei die Käfer sich leider blitzschnell fallen lassen, wenn sie Gefahr wittern. Halten Sie daher eine Dose oder eine Hand unter den Käfer und machen Sie sofort kurzen Prozess.

    Rotes Lilienhähnchen, Lilienkäfer, hübsch, aber ein Schädling

    Rotes Lilienhähnchen, Lilienkäfer, hübsch, aber ein Schädling

Tipp: Richten Sie Ihren Garten vogelfreundlich ein. Vögel beseitigen Lilienhähnchen, kleine Schnecken, Raupen, Blattläuse und viele andere lästige Schädlinge.

  • Schnecken können Sie mit einer Ganzjahresstrategie wirksam bekämpfen. Wie’s geht, erkläre ich nebenan. Bleiben Sie dran.
  • Rehe. Welche Überraschung. Die niedlichen Wildtiere lieben Rosen und Lilien und fressen, wenn Sie denn ins Grundstück kommen, alle jungen Triebe und Knospen radikal ab. Seien Sie wachsam. Rehe auf Abstand zu halten, ist meiner Erfahrung nach gar nicht so einfach, wenn das Grundstück direkt am Dorfrand oder an einer großen wilden Wiese und in Waldnähe liegt.
    Blutmehl zu spritzen ist eine Option, ist aber nervig und teuer.
    Ein Flatterband mit CDs scheint Rehe kaum aufzuhalten.

Madonnenlilien sind Friedhofs- oder Todesblumen. Stimmt das?

In der Sprache der Blumen steht die Madonnenlilie für Reinheit und Vergänglichkeit. Hinzu kommt die Christliche Symbolik. Diese Attribute lassen Trauernde zu weißen Lilien greifen, so hat die Madonnenlilie wohl auch ihren Ruf als Todesblume abbekommen. Lassen Sie sich dadurch jedoch nicht in die Irre leiten. Weiße Lilien wirken in erster Linie elegant, extravagant und sind zudem als Schnittblume recht kostspielig.

Wer kann, der kann und will anderen Trauernden sicher nicht nur Anteilnahme bekunden. Einen Strauß weiße Lilien muss man sich leisten können und auch wollen – aus welchen Gründen auch immer.

 

Fiona Amann

Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.