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Taglilien. Spektakuläre Superstauden mit Suchtpotenzial

Zauberhafte rote Taglilie im Garten von Nature to Print

Taglilien im Garten bei Sonnenaufgang

Was sind Taglilien?

Taglilien, botanisch Hemerocallis, sind Stauden, die unter Gärtnern und Pflanzensammlern viele Freunde haben. Das liegt vor allem an der riesigen, schier unüberschaubaren Auswahl an Sorten. Von klein bis groß, von Cremeweiß bis Dunkelviolett und von früh- bis spät blühend ist was dabei. Wer bei Taglilien nur an hohe, braun-orange blühende, aber nicht sonderlich attraktive Bahnwärter-Taglilie denkt, muss umdenken. Denn Hemerocallis sind inzwischen begehrte Sammlerobjekte, von denen man nie genug haben kann. Also Finger weg, sonst sind auch Sie verloren.

Taglilien pflegen: was tun, was lassen?

Hemerocallis sind robust und absolut pflegeleicht. Sie überstehen problemlos längere Trockenperioden, dafür sorgen ihre mächtigen, dickfleischigen und wasserspeichernden Wurzeln. Wenn Sie jedoch wirklich schöne große Blüten erleben möchte, sollten Sie Ihre Taglilie bei Hitze und Trockenheit ausreichend gießen.

Ansonsten hält sich der Pflegeaufwand sehr in Grenzen: Entfernen Sie im Spätherbst oder, besser noch, im zeitigen Frühjahr (März) alle abgestorbenen und vertrockneten Blätter und alte Stielreste. Im Frühling geht’s deutlich leichter. Beide Methoden haben Vor- und Nachteile:

Zweifarbige Hemerocallis mit gelben Schlund

Hemerocallis vermehren: wie und wann?

Geteilte Stauden sind identisch mit der Mutterpflanze. Bei Sämlingen weiß man nie, was entsteht und in welchen Farben sie am Ende blühen. Bis Sämlinge blühen dauert es gut 3-5 Jahre.

Düngen: wann und womit?

Düngen Sie Ihre Taglilie im Frühling. sobald sich erste Triebspitzen zeigen mit organischem Dünger (Hornspäne, Kompost, streufähiger organischer Dünger) oder mit Langzeitdünger. Eine zweite Düngergabe erfolgt, zusammen mit dem Düngen aller anderen Stauden, Mitte Juni oder direkt nach der Blüte. Weitere, dafür kleinere Düngergaben sind nur zumeist bei leichtem Sandboden erforderlich.

Zu viel Dünger bringt mehr Blattmasse, aber leider nicht unbedingt mehr oder größere Blüten.

‚Christmas Is‘, eine Hemerocallis in Weihnachtsfarben, die (manchmal) im Herbst ein zweites Mal blüht.

Gelbe Blätter und viel Stroh im Horst deuten auf einen akuten Nährstoffmangel. Oft ist das während oder kurz nach dem 1. Flor zu sehen. Eine Kopfdüngung mit flüssigen Blumendünger hilft sofort.

Wann blühen Taglilien?

Je nach Sorte blühen sie von Ende Mai bis September. Den Anfang machen die kleinen Sorten wie ‚Maikönigin‘ oder ‚Stella d’Oro‘. Die Sorten ‚Augustfreude‚ oder  ‚Septemberfreude‘ gehören dagegen zu den spät blühenden Sorten. Einige Taglilien remontieren und blühen im Spätsommer oder Herbst sogar ein zweites Mal. Der zweite Flor fällt zwar nicht so üppig wie der erste aus, aber ich freue mich jedes Mal, wenn beispielsweise ‚Christmas Is‘ im September noch einmal Weihnachten spielt.

Durch eine geschickte, breit gefächerte Auswahl an Sorten können Sie also mit Taglilien von Mai bis in den Herbst Blumenbeete vielseitig, bunt und pflegeleicht gestalten!

Hemerocallis ‚Key to my Heart‘

In welche Farben blühen sie?

Wenn eine Taglilien-Liebe mit einer einzigen goldgelben Blüte beginnt, dann ist vermutlich „Stella de Oro“ im Spiel. Ein preisgekrönter Klassiker, der nur etwa 40 Zentimeter hoch wird und schon Ende Mai mit goldgelben Blütensternen aufwartet und im September/Oktober sogar ein zweites Mal blüht. Sie ist überaus wüchsig, begrünt in kürzester Zeit sonnige magere Böschungen und sieht auch nach der Blüte noch passabel aus.

Taglilien blühen in vielen Farben zwischen Cremeweiß, über kräftige Feuerfarben bis hin zu einem tiefen Weinrot. Besonders hübsch und manchmal sogar richtig spektakulär sind zwei- oder mehrfarbige Blüten. Manche Blüten haben fein gezeichnete Ränder andere überraschen mit gekräuselten Blatträndern und wieder andere sind gefüllt (päonienblütige Taglilien). Es gibt Taglilien mit extrem langen Trompetenblüten (Augustfreude oder auch Corky) ebenso wie gedrungene Formen mit doppelter Blüte.

Außerdem gibt so genannte Ufos und Spiders, Taglilien mit ungewöhnlichen Formen (extrem lange, schmale, nach hinten gebogene Blütenblätter). Allen Sorten gemeinsam sind auffallend große Staubgefäße, wahre Magnete für Schwebfliegen, die die wichtigsten Bestäuber für Taglilien sind.

Hemerocallis / Zitronengelbe Taglilie frühmorgen, Anfang August

Wieso heißt die Taglilie so?

Der Name ist Programm. Jede Blüte hat nur einen einzigen Tag Zeit, um gesehen, bewundert und idealerweise befruchtet zu werden. Danach stirbt sie und macht dabei einer anderen Blüte Platz. An einem einzigen Stiel sitzen viele Knospen, die nach und nach größer werden und schließlich auch blühen. Um allerdings in den vollen Genuss der blühenden Schönheiten zu kommen, sollten Sie Verblühtes möglichst täglich entfernen. Am besten abends, kurz vor dem Dunkelwerden. Denn da ist es am einfachsten, die noch geöffnete Blüte des Tages abzuknipsen. Abgesehen davon: So ein Spaziergang durch den abendlichen Garten ist wunderbar entspannend. Die größte Hitze des Tages ist vorbei und Hummeln und Bienen schlafen schon.

Eine Ausnahme bei diesem Tipp: Es gibt auch Taglilien, die erst am späten Nachmittag / abends aufblühen und morgens verblühen. Sie duften wunderbar und sollten natürlich erst nach ihrem tatsächlichen Verblühen abgeknipst werden. Nachtfalter werden es danken.

Rotes Rathaus, eine feuerrote Hemerocallis, die für viel Aufsehen sorgt

Sind die Blüten essbar?

Wer mag, verwendet Taglilien-Blüten auch in der Küche. Am besten ohne Staubgefäße. Die Blütenblätter schmecken je nach Sorte mal fruchtig-süß wie eine Papaya, mal säuerlich oder leicht scharf. Der Gourmet probiert sich da gerne querbeet. Mit Frischkäse gefüllte Taglilien sind eine Delikatesse und werden gerne zu Salzkräckern gereicht.

Taglilie Frans Hals, benannt nach einem holländischen Maler. Sie hat eine schöne zweifarbige Blüte in Orange-Gelb und ist ein echter Taglilien-Klassiker im Garten. Lassen Sie den Horst einer Frans Hals einfach lange stehen, er blüht von Jahr zu Jahr prächtiger.

Taglilien fotografieren: was ist wichtig?

Wer Taglilien fotografieren will, sollte frühmorgens die Gunst des sanften Lichtes nutzen und/oder einen weißen Schirm als Diffusor verwenden, um starke Schatten und störende Lichtreflexe zu vermeiden. Ein Stativ erleichtert das Fotografieren zusätzlich. Die frühe Morgenstunde bringt noch einen weiteren Vorteil: Frisch geöffnete Blüten sind frühmorgens noch weitgehend frei von Blütenstaub. Ein Detail, auf das zu achten sich durchaus lohnt.

Lesetipp: Kostenloser Fotokurs „Wie Sie Blumen besser fotografieren.“

Diese großblumige Hemerocallis in sanften Pfirsichfarben harmoniert schön mit Echinacea purpurea, dem roten Sonnenhut.

Wie bekam die Bahnwärter-Taglilie zu ihrem Namen?

Bahnwärter-Taglilie, robuste Gartenstaude mit orangen Blüten auf hohen Stielen

Früher, zu einer Zeit, als Bahnschranken noch nicht zentral und automatisch gesteuert wurden, stand quasi neben jeder Bahnschranke ein Bahnwärterhäuschen. Dort schob ein Bahnwärter Dienst und kurbelte streng nach Fahrplan und telegrafischer/telefonischer Anweisung, seine Bahnschranke runter und nachdem der Zug durch war, auch wieder rauf. Zu jener Zeit war der Bahnverkehr noch nicht so eng wie heute, und so hatte der Bahnwärter nebenbei noch reichlich Zeit für seinen Garten, der praktischerweise direkt neben seinem Bahnwärterhäuschen lag.

Ein bisschen Gemüse, ein paar Blumen, mehr nicht. Aber alles, was dort wuchs, musste volle Sonne vertragen und „Zugluft“. Der perfekte Standort für eine überaus robuste Taglilie, die zudem hoch genug war, um über den Zaun zu gucken, aus dem Zug heraus gesehen zu werden – und auch von der Schranke aus. Dort warteten und langweilten sich nämlich Autofahrer und Beifahrer. Sie waren froh um jeden Farbklecks und jede Abwechslung. Jedenfalls erging es mir in den 1970er-Jahren auf meinem Schulweg so.

‚Gentle Ed‘ steht in der zweiten Reihe und überragt mühelos andere Sommerblumen

 

Welcher Standort und Boden?

Taglilien lieben einen vollsonnigen Standort, blühen aber auch im Halbschatten wunderschön. Allerdings: Je dunkler die Blüte, desto eher sollten Sie die Taglilie in den Halbschatten pflanzen. Dunkelrote Blüten absorbieren das Sonnenlicht stärker als helle Blüten und das führt dazu, dass dunkelrote, weinrote oder violette Blüten bei starker Sonneneinstrahlung schneller vertrocknen bzw. verbrennen.

Die Taglilie kommt mit jeder normale Gartenerde zurecht, bevorzugt jedoch nährstoffreichen und humusreichen Boden und wird dort auch deutlich größer und kräftiger als im mageren Sandboden. Auch in Lehmboden wachsen sie sehr gut. Nur Staunässe vertragen sie nicht.

Wann ist Pflanzzeit?

Pflanzen Sie die Stauden im Frühling,  direkt nach dem 1. Flor oder im Herbst. Containerpflanzen können Sie jederzeit setzen.

Nach der Blüte (ab Ende August) herrscht ein reger Austausch von wurzelnackten Fächern in den einschlägig bekannten Foren bei Facebook. Nutzen Sie ruhig die Gelegenheit, dort Züchter, Sammler und Liebhaber und ihre Hemerocallis kennenzulernen. Mehr Auswahl als dort finden Sie kaum. Es sei denn, in speziellen Vereinen.

Welche Pflanzpartner passen dazu?

Astern, (Einjähriger) Rittersporn, Kalifornischer Goldmohn, Roter Lein, Kornblumen, Klatschmohn und Spornblumen machen sich sehr gut zwischen den grasartig wachsenden Horsten. Auch Kapuzinerkresse schließt Lücken zwischen den Horsten und passt farblich wunderbar.

Einjähriger Rittersporn wächst überall zwischen den Stauden am Sonnenhang

Wächst sie auch im Pflanzkübel?

Ja! Setzen Sie bevorzugt kleinere Sorten in einen Pflanzkübel. Dort benötigen die Stauden die gleiche Pflege wie im Beet, nur gießen müssen Sie öfter.

Sind sie winterhart?

Ja, bis minus 38 ° C

Sind Taglilien bienenfreundlich?

Ja. Bienen, Schmetterlinge, Schwebfliegen schwärmen für sie und kommen täglich schon sehr früh, um Nektar zu naschen.

Welche Krankheiten und Schädlinge kommen vor?

Die robuste Staude bleibt weitgehend von Schädlingen und Krankheiten verschont. Selbst Schnecken lassen sie weitgehend in Ruhe.

‚Frans Hals‘ und ‚Tan‘ blühen, neben Lilien und Rudbeckien, auch im Halbschatten unter der Baumkrone von Robinie ‚Casque Rouge‚ ganz wunderbar

Hilfe, meine Taglilie blüht nicht. Warum ist das so?

Es kommt vor, dass eine Taglilie nicht blüht. Prüfen Sie:

Spider-Taglilie ‚Dances with Giraffes‘ wird beeindruckende 170 cm hoch

Sind Taglilien giftig?

Nein. Die Blüten und Knospen sind sogar essbar und schmecken wirklich lecker: fruchtig und würzig.

Andere meinen jedoch, Katzen und Hunde würden Hemerocallis nicht vertragen.  Dazu aus meiner persönlichen Erfahrung nur so viel: In meinem Garten tummeln sich leider sehr viele Nachbars-Katzen und ich habe noch keine entdeckt, die sich an an diesen Pflanzen vergreift. Ich gehe davon aus, Tiere wissen sehr genau, was ihnen bekommt und was nicht. Katzenhalter, die anderer Meinung sind sollten ihre Haustiere besser dort behalten, wohin sie gehören: im Haus oder in ein ausbruchsicheres Katzengehege.

Weitere Blumenbilder mit Taglilien in vielen Variationen

 

Fiona Amann

Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. In ihrem Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus vier Jahrzehnten, stellt Lieblingspflanzen und ihre Pflege vor, verrät die Lieblingsrezepte ihrer Familie und Rezepte aus ihrer Landküche und dazu lohnenswerte Gartengeräte, Koch - oder Gartenbücher vor.
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