Spaziert ein Igel entlang des Weges und fühlt sich prompt von uns entdeckt. So bleibt er eine ganze Weile lang ruhig zwischen den Frühblühern stehen und wartet ab, was ihm passiert – nämlich nichts. Außer dass er als Fotomodell herhalten muss. Danach marschiert er weiter, quert den Gartenweg und nascht vom runter gefallenen Vogelfutter. Der Igel schmatzt, schnüffelt in der lockeren Erde zwischen den Tulpen und zieht dann weiter seines Weges.

Der Igel ist mein Mitarbeiter des Monats

Ich hätte dem Igel ja gerne etwas Gutes getan und mich bei ihm mit einem Leckerli für sein Erscheinen bedankt. Doch sie sind keine Vegetarier, sondern fressen Schnecken, Würmer, Raupen, Engerlinge, Ohrwürmer, Spinnen und anderes Kleingetier. Das muss und darf er sich gerne alles in meinem Garten holen. Erste Schnecken sind auch schon unterwegs und anstatt selbst nach ihnen Jagd zu machen, überlasse ich das herzlich gerne meinem kleinen Gartenbewohner. Nach seinem Winterschlaf ist er abgemagert und ausgehungert, zumindest sah er ziemlich schmächtig aus. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, warum er zur Not auch mit Vogelfutter aus Haferflocken, Sonnenblumenkernen und Rosinen vorliebnimmt.

Kleiner Igel im Garten

So helfen Sie Igeln im eigenen Garten

Igel fressen und vertragen auch Katzenfutter ABER wer Katzenfutter offen raus stellt, muss mit allerlei Katzen aus der Nachbarschaft rechnen. Ich will das auf gar keinen Fall, denn Nachbarskatzen streunen hier schon zur Genüge umher, kacken in die Beete und fangen Vögel.

Viel besser und nachhaltiger ist es, den Garten igelfreundlich zu gestalten. Mit einer Totholzecke und einer dichten Hecke. Außerdem sollten Sie auf den Einsatz von Chemie verzichten. Das gilt für Schneckenkorn, Pestizide, Herbizide und Kunstdünger gleichermaßen.

10 Tipps für einen igelfreundlichen Garten

  1. Im Garten muss nicht alles und überall pikobello sein. Hohes Gras und dichter Brennesselbestand liefern reichlich Platz für Schmetterlingsraupen, ein Gaumenschmaus für Igel und ein prima Versteck noch dazu.
  2. Stellen Sie flache Schalen mit Wasser für Igel UND Vögel auf. Trinkwasser ist für alle Tiere wichtig. Egal ob Sie dafür einen alten Suppenteller, Pfanne oder einen Blumentopfuntersetzer verwenden: Halten Sie ihn sauber und füllen Sie die Igel- und Vogeltränke täglich mit frischem Wasser auf.
  3. Verzichten Sie auf Chemie im Garten und verwenden Sie kein Schneckenkorn, Pestizide, Herbizide und Kunstdünger. Verwenden Sie statt dessen Kompost, Naturdünger und eine Hacke oder Wurzelstecher fürs Unkraut.
  4. Verzichten Sie auf Mähroboter, Laubhäcksler, Laubbläser und Motorsense. Fegen Sie statt dessen mit Rechen oder Harke im Herbst herunter gefallenes Laub unter die Hecke.
  5. Schaffen Sie Schlupflöcher im Zaun. Wenn schon Zaun, dann bitte einer, der von unten ein bisschen Platz für Igel zum Durchschlüpfen lässt. Lattenzäune müssen auch nicht durchgängig und bis ganz nach unten geschlossen sein. Wenn zwischendrin eine Latte gekürzt ist und so ein Schlupfloch von 20 cm entsteht, können Igel gefahrlos auch in Ihren Garten wandern.
  6. Gestalten Sie Treppen igelfreundlich – auch Kelleraußentreppen. Igel haben nur kurze Beinchen und erklimmen keine hohen Treppenstufen. Legen Sie an eine Seite der Stufe zwei, drei kleine oder halbierte Pflastersteine und Mecki kommt die Stufe gefahrlos rauf und runter. Erfreulicher Nebeneffekt: Auch die Schubkarre fährt jetzt problemlos so präparierte Stufen herauf.

    Diese Stufen erklimmen Igel und Schubkarren gleichermaßen gut

    Diese Treppenstufe erklimmen Igel und Schubkarren gleichermaßen gut

  7. Passen Sie beim Umsetzen des Komposthaufens auf. Igel nutzen den Komposthaufen gerne als Überwinterungsplatz, Nest für die Aufzucht der Jungen und als Speisekammer. Zwischen November und März sollten Sie den Komposthaufen daher am besten komplett in Ruhe lassen. Seien Sie beim späteren Umsetzen mit der Mistgabel besonders vorsichtig. Falls Sie auf ein Igelnest stoßen, decken Sie es einfach wieder zu.
  8. Schaffen Sie eine Ausstiegsrampe am Teich. Igel können zwar schwimmen, sind aber nicht sonderlich ausdauernd. Sie können auch keine steilen Teichufer erklimmen oder gar den Rand eines Pools. Abhilfe schafft eine Igeltreppe: Ein Holzbrett mit quer liegenden Leisten, das zwischen Teich und Ufer eine sichere Verbindung schafft. Eingegrabene Regentonnen sollten ohnehin mit Gitter oder fest sitzendem Deckel abgesichert sein – schon wegen der Kinder.
  9. Binden Sie Müllsäcke zu. Es sind neugierige Tiere, die immer auf der Suche nach Nahrung sind. Ihre Nase führt sie dabei auch ganz sicher zu den Müllsäcken am Straßenrand. Damit diese nicht zur Falle werden, sollten sie am besten erst morgens am Abholtag rausgestellt werden und fest verschlossen sein. Wer kann, stellt die Müllsäcke etwas erhöht, so dass der Igel wirklich keine Chance hat.
  10. Errichten Sie ein warmes, sicheres Igelhaus. Nicht jeder Garten bietet Igeln von Natur aus einen geeigneten Platz zum Überwintern. Abhilfe schaffen Igelhäuser aus dem Fachhandel, die Sie am besten auf einer dicken Lage Laub, Stroh oder Styropor aufstellen und anschließend am mit Laub abdecken.

Nachtrag: Nicht jeder Igel will im Herbst gerettet werden. Bevor Sie ihm vermeintlich Gutes tun, machen Sie sich bitte bei den WWF-Experten schlau. Danke.

Kleiner Igel im Garten

Dieser kleine Igel ist schon am frühen Abend auf der Pirsch.

Der igelfreundliche Garten

Fiona Amann

Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.