Ist das Landleben wirklich schön?

Viele, so heißt es, sehnen sich nach einem schönen Leben auf dem Land. Richtiges Landleben mit Ruhe, viel Platz für Kinder und gute Luft sprechen unbedingt dafür. Was viele jedoch erst merken, wenn sie tatsächlich draußen auf dem Land wohnen ist: Ohne Auto geht fast nichts. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es zwar, doch sie richten sich nach den Schulzeiten und sind eigentlich nur dazu gedacht, Schüler und Pendler an ihre Plätze zu bringen. Arztbesuche oder das Einkaufen sind ohne Auto fast unmöglich.

Andererseits genießen wir den Service der modernen Landpost, die nicht nur Briefe und Pakete bringt, sondern auch mitnimmt. Dieser Service, zusammen mit den großen und kleinen Shopping-Angeboten im Internet, macht das Einkaufen dann doch wieder ziemlich bequem und preiswert noch dazu. Spare ich mir doch die Fahrt in die Stadt, Park- und U-Bahn-Gebühren und jede Menge Zeit. Statt dessen ist eben Couch-Shopping angesagt.

Auf dem Land ist Organisation alles.

Neulich kündigte eine Kollegin ihr neuestes Kochbuch an: Kochplan – Gut & günstig kochen mit System. Zu einem ausgeklügelten Wochenspeiseplan (meine Tochter Julia kann das) habe ich es zwar noch nicht gebracht, wohl aber klappt das Einkaufen für eine ganze Woche seit mehr als 30 Jahren ziemlich gut. Ausnahmen und Sonderwünsche mal abgesehen. Dank Werbebroschüre, Newsletter und Einkaufszettel verpasse ich noch nicht einmal die besten Highlights und Schnäppchen des berühmten Kaffeerösters. Doch während das Tchibo-Regal im lokalen Supermarkt nur dürftig ausgestattet ist, wähle ich online aus dem gesamten Sortiment und entdeckte dabei auch noch, welche aktuelle Aktionen gerade laufen.

Frische Lebensmittel direkt vom Erzeuger

In großen Städten soll es ja schon Supermarktangebote mit tollem Lieferservice geben. Dieser Punkt geht deswegen ganz klar an die Stadt. Andererseits: Die Mühle, viele hiesige Bauern, Brauereien und Brennereien verkaufen ihre Produkte direkt ab Hof: Obst, Gemüse, Kirschen!, Eier, Milch, Nudeln, Marmelade, Obstbrände, Mehl, Getreide, Müsli und sogar Fleisch. Oft sogar in bester Bio-Qualität. Einmal rund ums Dorf geradelt und der Einkaufskorb ist gut gefüllt.

Das Landleben trägt süße Früchte. Mein Kirschbaum auf dem Lindelberg

Die Kirschen sind reif auf dem Lindelberg

Warum fallen Städter wie Heuschrecken ins Land?

Das hat sich natürlich schon längst bei den Städtern herumgesprochen. Am Wochenende fahren sie dann alle mit ihren Autos zu uns aufs Land, kaufen an den mobilen Verkaufsständen der Bauern entlang der Ausfallstraßen ein, genießen die fränkische Biervielfalt, die hervorragende Küche unserer Landgasthäuser und deren niedriges Preisniveau und träumen beim anschließenden Verdauungsspaziergang rund um den Kirchturm vom beschaulichen, ach so schönen Landleben.

Landleben ist Kultur zum Mitmachen.

Kino, Bierkneipe, Oper und Theater sind keineswegs nur den Städtern vorbehalten. Gerade hier auf dem Land wächst die Anzahl der Kulturangebote seit Jahren an. Theatervorstellungen sind regelmäßig ausgebucht, im Regionalkino laufen die neuesten Kinofilme oft schon vorab, Konzerte aller Art finden das ganze Jahr über in Kirchen, Festsälen und Kneipen statt und das Dehnberger Hoftheater liegt auch ums Eck.

Es gibt nichts, worauf kulturell Interessierte verzichten müssen. Im Gegenteil: Von März bis Oktober locken Kirchweihen in den fränkischen Gemeinden Feierwütige von nah und fern an. Marktfeste und Kirchenfeste, beispielsweise feierliche Freiluft-Gottesdienste im Kirschgarten und Feste der zahlreichen Vereine kommen hinzu. Und wem das immer noch nicht reicht, ist in 25 Minuten mitten in der großen Stadt. Einmal quer durch dauert – auch mit den Öffentlichen – gewiss länger.

Landleben, wo es am schönsten ist. Zum Beispiel am Fuße des Lindelbergs

Direkt hinter der Bergkuppe des Lindelbergs liegen Erlangen und Nürnberg in Sichtweite.

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Mein schönes Landleben, mal ganz praktisch gesehen. | Wo lebt es sich besser: In der Stadt oder auf dem Land? Während Städter ihre Kultur-Vielfalt loben und nur am Wochenende aufs Land fahren, würden bekennende Landpomeranzen auf die vielen Vorzüge des Landlebens nie verzichten. Aus guten Gründen.

Fiona Amann

Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. In ihrem Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus vier Jahrzehnten, stellt Lieblingspflanzen und ihre Pflege vor, verrät die Lieblingsrezepte ihrer Familie und Rezepte aus ihrer Landküche und dazu lohnenswerte Gartengeräte, Koch - oder Gartenbücher vor.