Kann man einen Garten kindersicher machen? Ja, vorausgesetzt, man weiß, worauf es wirklich ankommt. Es geht nicht darum, Kinder in Watte zu packen. Aber damit sie sicher im Garten spielen, toben und auch ihre Neugierde befriedigen können, sollten Eltern und Großeltern ihren Garten möglichst kindersicher machen. Wie genau geht das? Auf was sollten Gartenbesitzer achten? Welche Gefahrenquellen sind besonders tückisch für die lieben Kleinen – und für Sie?
Inhaltsverzeichnis
Halten Sie Notrufnummern sicht- und griffbereit
- Falls Sie eine Vergiftung des Kindes vermuten, rufen Sie sofort die 112
- Notieren Sie sich für alle Fälle die Rufnummer der Vergiftungszentrale Ihrer Region.
- Geben Sie dem Kind keine Milch zu trinken.
- Führen Sie kein Erbrechen herbei.
- Geben Sie dem Kind nur Wasser zu trinken, um das Gift zu verdünnen.
Erste Hilfe für Babys und Kinder: Speichern Sie sich diese Checkliste ab und drucken Sie sie aus. Kleben Sie die Liste mit der Notrufnummer Ihrer Region gut sichtbar für alle an Ihre Pinwand.
Erziehen Sie Ihre Kinder
Man kann es nicht genug betonen: Kinder müssen von klein auf lernen, nichts in den Mund zu stecken, was nicht von den Eltern bzw. Erziehungsberechtigten kommt. Bringen Sie Ihrem Kind außerdem bei, Pflanzen nur mit den Augen anzuschauen. Nur Gänseblümchen oder harmlose Wiesenblumen wie Klee, Flockenblumen, Glockenblumen, Veilchen oder Margeriten darf es unter Ihrer Aufsicht pflücken.
Erkennen Sie versteckte Gefahren
Hätten Sie gewusst, dass selbst Tulpen, Narzissen oder Primeln alles andere als harmlos sind? Sie lösen Kontaktallergien aus und stehen daher in dieser Liste der 42 gefährlichen Pflanzen, die Allergiker (und Kinder) meiden sollten. Wenn Sie Ihren Garten kindersicher machen wollen, öffnen Sie die Augen und erkennen Sie auch diese versteckte Gefahren.
Wer auf Nummer sicher gehen will, hat am besten überhaupt keine Giftpflanzen im Garten – aber, um der Wahrheit zu genügen, nicht immer und überall lässt sich das umsetzen. In einem Garten mit alten Baumbestand, oder in einem gemieteten Garten wachsen oft überraschend giftige Pflanzen, die Sie unbedingt kennen sollten. Machen Sie sich schlau. Ein gutes Buch über giftige Gartenpflanzen sollten Sie auf jeden Fall haben – lesen und nutzen.
16 Giftpflanzen im Garten, die jeder kennen sollte
- Eisenhut, Aconitum, die giftigste Pflanze Europas, schon zwei Gramm der Wurzel können tödlich sein. Das Gift des Eisenhuts durchdringt auch die Haut, daher sollten Sie bei Pflegemaßnahmen am Eisenhut IMMER Handschuhe tragen.
- Eibe, Taxus, der Baum lädt Kinder leider zum Klettern ein, aber alle Pflanzenteile sind giftig. Die roten Beeren verführen zum Naschen. Neuerdings werden Eiben gerne als Ersatz für Buchsbäume gepflanzt. Lassen Sie’s einfach. Nicht nur wegen der Giftigkeit, sondern auch weil Sie aus dem Schneiden der „Bäumchen“ nicht mehr herauskommen. Eiben lösen auch Kontaktallergien und schwere Ekzeme aus, die Sie nie wieder loswerden. Die roten Beeren, insbesondere deren Samen, sind giftig, verführen jedoch zum Naschen.
- Engelstrompete, Brugmansia, die beliebte, leider stark giftige Kübelpflanze mit ihren riesigen, duftenden Blüten, lockt nicht nur Insekten an, sondern auch Menschen. Junkies rauchen sogar in voller Absicht das Kraut und werden davon high, blöd oder sterben – je nach Dosis.
- Efeu, Hedera helix, ist nicht so harmlos, wie man meint. Die Pflanze wehrt sich durch giftige Inhaltsstoffe (Falcarinol) gegen Fressfeinde und Schädlinge. Einmal gepflanzt, im Garten oder an der Hauswand, können Sie das zähe, extrem langlebige Gehölz kaum mehr entfernen. Der Kontakt mit Efeu kann Kontaktallergien auslösen. Vielleicht nicht beim 1. Mal, aber je öfter man mit Efeu in Berührung kommt, desto höher die Wahrscheinlichkeit.
Die schwarzen Beeren des Efeus sind bei Vögeln beliebt, doch giftig für Menschen! Schon der Verzehr weniger Efeu-Beeren löst Durchfall, Erbrechen, Kopfschmerzen, Herzrasen und Krampfanfälle aus. Glücklicherweise schmecken die Beeren bitter, so dass die meisten Kinder wohl auf den Genuss verzichten. Aber man weiß es ja nie …
- Fingerhut, Digitalis purpurea, einerseits wirksames Herzmittel, andererseits tödliches Gift. 2,5 Gramm Blätter sind bereits tödlich für Erwachsene.
- Goldregen, Laburnum, blüht im Frühling wunderschön in langen goldgelben Blütentrauben, ist jedoch hochgiftig in allen Pflanzenteilen. Insbesondere der Samen. Goldregen ist eine „Mörderpflanze“.
- Herbstzeitlose, Colchicum autumnale, hübsche Herbstblüher, die wie Krokusse aussehen. Sie sind attraktiv für Bienen, aber hochgiftig in allen Pflanzenteilen. Besonders tückisch ist, Vergiftungssymptome treten erst nach einigen Stunden auf und dann ist es für eine lebensrettende Behandlung oft zu spät.
- Maiglöckchen, Convallaria majalis, sind in allen Teilen giftig. Dabei sehen Maiglöckchen hübsch und harmlos aus und duften herrlich süß. Maiglöckchen sind alles andere als harmlos. Am tückischsten sind vermutlich ihre Samenstände, die im Spätsommer als rote Beeren erscheinen.
- Oleander, die beliebte Kübelpflanze steht auf so vielen Terrassen und damit gefährlich nah an Gartentisch und Sandkiste. Dabei ist Oleander nicht harmlos, sondern in allen Pflanzenteilen giftig. Die Blätter enthalten die höchste Giftkonzentration. Oleandrin, eines der Gifte des Oleanders, wirkt ähnlich wie Digitalis und ist ein Herzglykosid. Tragen Sie unbedingt Handschuhe beim Umgang mit Oleander und halten sie Kinder von ihm fern. Falls Sie eine Vergiftung durch Oleander vermuten, rufen Sie sofort den Notarzt bzw. 112. Das Gift wirkt sehr schnell und kann, je nach Dosis, tödlich durch Herzversagen sein.
- Pfaffenhütchen, Euonymus, das Gehölz ist ein Paradies für Rotkehlchen, aber hochgiftig. Die roten Beeren, die wie Bischofsmütze aussehen, verlocken Kinder sie pflücken und zu naschen. Zumal die Früchte süßlich schmecken. Vergiftungserscheinungen treten erst spät auf und äußern sich durch Kreislaufstörungen, Übelkeit, Schwindel, Erbrechen bis hin zu Fieber und Koliken. Bereits 20 Früchte wirken bei Kindern letal.
- Rizinus, Wunderbaum, Ricinus communis, ist extrem giftig. Die exotisch anmutende, große Zierpflanze wird gerne als Solitär in Blumenbeete oder Kübel gepflanzt. Finger weg! Bereits 0,25 Milligramm Rizin sind tödlich. Das Gift wurde und wird immer wieder von Geheimdiensten oder Terroristen eingesetzt.
- Robinie, der schöne und beliebte Baum ist stark giftig, insbesondere Rinde und Früchte enthalten die Giftstoffe Robin, Phasien, Syringin und Protocatechingerbstoff. Andererseits ist die Robinie äußerst bienenfreundlich, blüht spät und gleich zweimal im Jahr. Wenn Sie Kinder haben, klären Sie sie rechtzeitig über die Gefahren auf. Der Baum eignet sich allerdings so oder so nicht zum Klettern, da er spitze Dornen hat.
- Kirschlorbeer, Prunus Laurocerasus, ist stark giftig. Alle Pflanzenteile, insbesondere Samen und Kerne enthalten Prunasin, die im Magen zu Blausäure wird. Wenn Sie einen Kirschlorbeer schneiden und/oder Holz häckseln, verbreitet sich der Duft von Bittermandeln. Seien Sie gewarnt und entsorgen Sie das Schnittgut über die Restmülltonne und werfen Sie ihn nicht auf den Kompost. Kirschlorbeer produziert giftige schwarz glänzende Beeren, die beim Verzehr zu Atemstillstand führen.
- Seidelbast, Daphne, enthält Mezerin. Der Giftstoff wirkt bereits durch Hautkontakt und führt zu juckenden, nässenden Quaddeln, Rötungen und Reizungen. Die hübschen Beeren locken Kinder, doch bereits der Verzehr von 10 Früchten kann tödlich sein. Beim Umgang mit Seidelbast sind Handschuhe Pflicht, aber in einem kindersicheren Garten hat das Gehölz ohnehin nichts zu suchen.
- Zypressen und Scheinzypressen, sind beliebt, aber in allen Teilen giftig. Schon der bloße Hautkontakt führt zu juckenden und nässenden Ekzemen. Der Verzehr der Blätter, Triebe und der Saft der Zypressen führt zu schweren Vergiftungen. Besonders Schwangere und Kinder sollten Abstand zu Zypressen halten, denn die ätherischen Öle wirken auch über Nasen- und Mund-Schleimhäute. Das Gift der Zypressen schadet auch dem Ungeborenen, dadurch kann auch zu einer Fehlgeburt kommen.
Entsorgen Sie Schnittgut giftiger Pflanzen richtig
Werfen Sie Schnittgut giftiger Pflanzen nicht achtlos auf den Kompost. Entsorgen Sie ihn bitte in der Restmülltonne. Viele Pflanzen, gerade Heckenpflanzen sind auch für Tiere giftig. Das Schnittgut von Thuja, Zypressen, Kirschlorbeer oder Liguster ist kein Viehfutter, sondern eine tödliche Gefahr für Kühe, Pferde, Ziegen und andere Tiere.
Wenn Kinder Schnittgut finden, verwenden sie es gerne zum Spielen: Pfeil und Bogen bauen, Spielhütten decken, Burgen oder Schiffchen bauen … die Fantasie der Kinder kennt keine Grenzen. Bringen Sie daher das Schnittgut sofort nach dem Schneiden kindersicher in der Mülltonne unter oder fahren Sie es zur öffentlichen Kompostieranlage. Fragen Sie zuvor, ob man dort das Schnittgut giftiger Pflanzen annimmt.
Verwahren Sie Gartenwerkzeuge und Pflanzenschutzmittel kindersicher
Kinder knacken jedes Schloss? Ja. Aber meistens sind daran die Eltern schuld. Verschließen weder Werkzeuge, noch Pflanzenschutzmittel hinter Schloss und Riegel. Besonders wenn Kinder vermeintlich aus dem Gröbsten und „vernünftig“ geworden sind. Vergessen Sie’s!
Alles, was spitz, scharfkantig oder giftig ist, muss hinter Schloss und Riegel:
- Spaten, Hacken, Grubber und Gartenscheren
- Rasenmäher, Freischneider, Heckenscheren
- Herbizide, Pestizide auch „biologische“ Pflanzenstärkungsmittel
Sperren Sie Gartenschuppen, Gartenhütte oder den Geräteschrank immer ab und hängen Sie den Schlüssel anschließend nicht einfach so ans Schlüsselbrett, sondern unerreichbar für Kinderhände.
Sichern Sie Pool, Gartenteich und Wasserfass
Kinder lieben Wasser, ertrinken aber leise. Egal wie klein die Wasserstelle im Garten ist, lassen Sie das Kind dort NIE alleine und sichern Sie jede Wasserstelle.
- Spannen Sie ein Netz über den Teich. Liegt das Netz knapp unter der Wasseroberfläche, wachsen die Pflanzen locker hindurch und das Netz wird fast unsichtbar.
- Legen Sie ein quer liegendes Gitter über das Wasserfass. Mit Bambusstäben und Bambusklammern bauen Sie fix ein Gitter, das exakt auf Ihr Wasserfass oder auf den Miniteich passt.
- Decken Sie die Regentonne mit einem fest sitzenden Deckel ab. Beschweren Sie einen zu leichten Kunststoffdeckel ggf. mit einem Pflasterstein. Entfernen Sie rund um ein Regenfass alles, was ein Kind als Steighilfe verwenden könnte.
Prüfen Sie Spielgeräte regelmäßig
Achten Sie schon beim Kauf von Schaukel, Rutsche, Klettergerüst und Sandkasten auf das GS-Siegel. Diese werden vorab vom TÜV oder von der DEKRA geprüft.
Prüfen Sie regelmäßig, ob alle Verbindungen noch halten. Ziehen Sie ggf. die Schrauben nach. Schauen Sie nach schadhaften Stellen und mögliche Splitter. Manchmal lockern sich auch die Fundamente und dann drohen Spielgeräte Mitten im Spiel zu kippen. Prüfen Sie ausgiebig und gießen Sie im Zweifel ein neues, tieferes und breiteres Fundament.
Prüfen Sie den Kletterbaum. Entfernen Sie morsche Äste und falls auf dem Kletterbaum eine Baumhütte ist, schauen Sie besonders gründlich hin. Abstehende Nägel, Schrauben, lockere Bretter, morsche Seile … Machen Sie mindestens einmal im Jahr einen großen Check-up.
Decken Sie den Sandkasten ab
Katzen benutzen Sandkasten gerne als Katzenklo. Selbst wenn sie selbst keine Katze haben, Nachbars Katzen entdecken den Sandkasten auf jeden Fall und missbrauchen ihn. Igitt. Besorgen Sie sich eine wetterfeste Plane und decken Sie den Sandkasten nach dem Spielen IMMER ab.
Bei uns auf dem Land kommen auch mal Hühner und finden den Sandkasten toll zum Scharren und Sandbaden. Also aufgepasst.
Zäunen Sie den Garten kindersicher ein
Ein guter Zaun macht nicht nur gute Nachbarn, sondern schützt auch Ihre Kinder. Wichtig ist, dass der Zaun selbst schon kindersicher ist. Ein Jägerzaun mit spitzen, nach oben zeigenden Latten gehört nicht dazu. Eine Zaun mit querliegenden Bretter auch nicht, weil Kinder einfach darüber steigen können. Besser sind 120-140 cm hohe Stabmattenzäune oder noch höhere Zaunelemente, wie nachfolgend gezeigte Sichtschutz-Zaunelemente.
- Prüfen Sie Holzzäune regelmäßig. Abstehende Nägel und Schrauben sind immer eine Verletzungsgefahr, auch für Erwachsene.
- Der Abstand von Zaunlatte zu Zaunlatte sollte maximal 11 cm sein, damit kein Kinderkopf hindurch passt oder darin stecken bleibt.
- Wo kein Zaun möglich ist, halten stabile Netze Kinder vor dem Ausbüxen ab. Sie lassen sich schnell und relativ einfach montieren und kosten nicht die Welt.
Richten Sie die Mähzeiten des Mähroboters kindersicher ein.
Mähroboter faszinieren Kinder, sind aber auch sehr gefährlich. Lassen Sie den Mähroboter am besten nur dann mähen, wenn das Kind nicht da ist oder ganz sicher in Ihrer Obhut ist.
Abends mähen zu lassen, ist jedoch auch keine gute Idee, denn dann werden Igel aktiv. Die Verletzungsgefahr ist für Igel ebenfalls sehr groß.
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.