Hyazinthen stehen für den Frühling wie kaum eine andere Blume. Schon mitten im Winter gaukelt Hyacinthus Orientalis Frühling vor und nur zu gern erliegen wir dieser Illusion. Doch wenn süßer Duft und pralle Blütendolden in Pastell schon im Januar locken, steckt dahinter steckt keine Zauberei, sondern Treiberei.
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Barocke Blütenpracht mit Duft | Video
Wie funktionieren Treibhyazinthen?
Hyazinthen sind nicht nur großartige Zwiebelblumen für den Frühlingsgarten, sondern sie lassen sich auch termingenau vortreiben. Kaum sind Weihnachtssterne und Tannenzweige weggeräumt, blühen sie in Gärtnereien und bei Floristen in hübschen Farben. Oh, wie schön. Noch spannender ist es allerdings, die Treibhyazinthen zu Hause auf der Fensterbank vorzutreiben, und das geht so:
Füllen Sie in ein Hyazinthenglas Wasser und setzen Sie die Zwiebel mit dem dicken Ende nach unten oben in die Kuhle. Das Wasser sollte den Zwiebelboden nicht berühren, sondern etwa 1 cm darunter bleiben. Setzen Sie ein Hütchen aus Papier auf die Zwiebel und stellen das Glas kühl bis die langsam wachsende Triebspitze das Hütchen lüpft. Dann entfernen Sie das Hütchen und stellen die Treibhyazinthe bei Zimmertemperatur aufs Fensterbrett … und zack weht der Duft des Frühlings durchs Haus. Oh, wenn Frühling machen draußen im Garten doch auch so einfach wäre.
Für die Treiberei gibt es speziell vorbehandelte Blumenzwiebeln im Handel. Fragen Sie nach Treibhyazinthen. Einfache Hyazinthengläser finden Sie auf Flohmärkten oder bei Floristen. Sie taugen auch als Blumenvase, sehr gut sogar. Das Hütchen ist aus Papier und schnell fertig: Einen Kreis mit etwa 13 cm Durchmesser auf Papier zeichnen, ausschneiden, zur Mitte hin einschneiden, zu einem Kegel formen, Enden zusammenschieben bis die Größe passen, zukleben. Fertig.
Welcher Standort im Garten?
Die 15-30 cm hohen Zwiebelblumen lieben einen sonnigen bis halbschattigen Standort. Der Boden sollte durchlässig, ohne Staunässe und darf im Sommer sehr gerne trocken sein. Ein Steingarten oder ein schotteriger Sonnenhang sind ideal.
Hyazinthen im Garten: wann und wie pflanzen?
Die beste Zeit liegt zwischen Ende Oktober und November. Der Boden ist dann bereits kalt, so dass die Zwiebeln nur noch Wurzeln schieben, und nicht zu Unzeit austreiben. Das ist wichtig.
Setzen Sie die Zwiebeln doppelt so tief, wie sie hoch sind mit 15 cm Abstand von Zwiebel zu Zwiebel oder zur nächsten Pflanze bzw. Staude.
Wie und wann düngen und pflegen?
Wie die meisten Zwiebelblumen brauchen auch Hyazinthen genügend „Futter“ zur rechten Zeit. Düngen Sie sobald sich das erste Grün im Frühling zeigt. Verwenden Sie dazu entweder speziellen Blumenzwiebeldünger oder flüssigen Blumendünger. Verwenden Sie kein Blaukorn, weil dieser zu viel Stickstoff enthält. Zu viel Stickstoff macht die Triebe weich.
Gießen Sie die Zwiebelblumen bei Trockenheit. Das gilt für alle Zwiebelblumen im Frühjahr.
Warum fallen Hyazinthen manchmal um und wie lässt sich das verhindern?
Hochleistungshyazinthen erkennt man schon an der Größe der Zwiebeln. Je größer die Zwiebel, desto prachtvoller und schwerer sind auch die Blüten. Gerade bei lang anhaltenden Regenperioden können die Blumenstiele die Blütenköpfe dann nicht mehr halten. Abhilfe schaffen:
1. Setzen Sie NICHT die dicksten Zwiebeln, sondern kleinere. Größe 16/17 haben standfestere Blütenstiele.
2. Verwenden Sie kein Blaukorn.
3. Setzen Sie dünne Holzstäbe unsichtbar dicht an die Blütenstiele.
Hyazinthen nach der Blüte: wie pflegen?
Schneiden Sie den Blütenstiel nach der Blüte ab, aber lassen Sie die Blätter stehen bis sie von alleine welk sind.
Pflanzen Sie verblühte Hyazinthen aus Schalen und Blumenkästen an ein geeignetes Plätzchen im Garten. Im nächsten Jahr blühen sie erneut.
Tipp: Warum blühen Hyazinthen nur im 1. Jahr prächtig und tragen danach nur noch locker gefüllte Blüten? Je älter die Pflanze, desto mehr kommt ihre Wildform durch – mit robusten, standfesten Stielen.
Verhindern können Sie diesen „Rückbau“ nur wenn sie die Zwiebeln das ganze Jahr über optimal pflegen: Blüten beizeiten kappen, die Zwiebel nach dem Welken ausgraben, diese den Sommer über trocken lagern und dann im Herbst neu setzen.
Mir wäre das deutlich zu viel Aufwand. Ich freue mich stattdessen auch über dauerhafte Hyazinthen mit locker gefüllten Blüten in hübschen Pastellfarben.
Wie werden sie vermehrt?
Durch Brutzwiebeln, die an der Mutterzwiebel entstehen. Allerdings dauert es gut drei Jahre bis aus Brutzwiebeln blühende Pflanzen heranwachsen. Ein Versuch ist es dennoch wert. Entfernen Sie Brutzwiebeln von ihren Müttern, sie kosten ihr zu viel Kraft.
Noch länger dauert die Vermehrung durch Samen. Man kann und sollte diese Methode getrost den Profis überlassen.
Sind sie insektenfreundlich?
Ja. Alle Bienen besuchen die Frühlingsblumen sehr gerne. An sonnigen Tagen summt und brummt es in einem bunten Frühlingsgarten überall.
Welche Pflanzpartner bieten sich an?
Frühblüher wie:
- Buschwindröschen / Anemonen
- Bergenien
- Echtes Lungenkraut
- Kaukasisches Vergissmeinnicht / Brunnera
- Küchenschelle / Kuhschelle / Pulsatilla (Tipps zum Umpflanzen der Küchenschelle im Schwesterblog)
- Narzissen
- Kegelblumen / Puschkinien
- Schachbrettblumen
- Schleifenblume Iberis
- Stiefmütterchen
- Tulpen
- Vergissmeinnicht
Und viele andere Frühlingsstauden.
Sind Hyazinthen giftig?
Ja.
Allergiker und Empfindliche reagieren bereits auf den Staub der Hyazinthenzwiebeln mit Juckreiz auf Haut und in den Augen bis hin zu Asthma. Seien Sie vorsorglich gewarnt und tragen Sie beim Setzen der Zwiebeln bitte Handschuhe und ggf. auch eine Maske.
Die Pflanzen selbst sind auch schwach giftig – aber niemand käme auf die Idee, sie zu essen, oder? Vernünftige, gut erzogene Hunde und Katzen sollten von alleine Abstand halten.
Der intensiv süße Duft verursacht bei empfindlichen Menschen oft Kopfschmerzen. Wenn Sie, wie ich, zu dieser Personengruppe gehören, lassen Sie die Zwiebelblumen einfach im Garten blühen und stellen Sie sie nicht in die Vase.
Welche Schädlinge oder Krankheiten können auftreten?
Obwohl die Zwiebeln giftig sind, werden sie von Wühlmäusen sehr gerne gefressen. Um diese Nager zu vergrämen hilft nur eine langfristige Strategie: Viel Lärm und Radau im Garten, sehr oft jäten, gefährdete Zwiebeln neben Kaiserkronen, in Drahtkörbe oder gleich in Pflanzkübel setzen.
Blattläuse können auftreten, aber in einem vogelfreundlichen Garten werden sie nicht zur Plage.
Gleiches gilt für Schnecken. Diese sind im März / April zur Blütezeit der Hyazinthen noch winzig und werden daher oft erst bemerkt, wenn sie Fraßspuren hinterlassen. Gehen Sie am besten schon sehr früh im Jahr gegen Schnecken vor.
Grauschimmel (Botryis) erkennen Sie an braunen Flecken auf Stängeln und Blättern. Da sich der Pilz hartnäckig im Boden hält, entsorgen Sie betroffene Pflanzen umgehend im Hausmüll und nicht auf dem Kompost.
Woher stammt Hyacinthus Orientalis?
Wie der botanische Name es schon verrät stammen die schönen Frühlingsblumen nicht aus Holland, sondern aus dem Orient und aus dem Mittelmeerraum. Die Wildart wächst in der Türkei, Syrien und dem Libanon in bis zu 2000 Meter Höhe. Bevorzugte Standorte sind dort felsige Hänge und Schotterwiesen.
Hyazinthen gehören zu den Spargelgewächsen, früher wurden sie den Liliengewächsen zugeordnet.
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.