Wie Sie Schneeglöckchen vermehren ohne arm zu werden
Kaum ist der Schnee geschmolzen, blühen ungezählte Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) im Blumengarten. Was für eine Freude, ihnen dabei zuzusehen. Dabei war es anfangs auch für mich gar nicht so einfach, Schneeglöckchen in meinen Garten zu bekommen. Egal wie oft ich Zwiebeln setzte, sie kamen im Frühling nicht. Warum das so war, wusste ich lange nicht. Aber dann brachte mir eine gute Bekannte einen dicken Tuff blühender Galanthus – der Beginn einer großartigen Gartengeschichte: Schneeglöckchen vermehren, gratis, einfach und sicher. Das können Sie auch!
Warum treiben Schneeglöckchen aus dem Handel oft nicht aus?
In Baumärkten, Gartencentern, Discountern liegen Frühblüher im Herbst massenhaft in den Regalen. Woher sie kommen, ist ungewiss. Vielleicht aus Holland, aus Polen, aus Russland, vielleicht aber auch aus der Türkei. Fest steht: Bis die Blumenzwiebeln in den Regalen liegen, vergeht oft sehr viel Zeit. Die meisten Tulpen und Narzissen vertragen das, Schneeglöckchen aber nicht, denn ihnen fehlt die schützende Zwiebelhaut. Das hat zur Folge, dass sie sehr schnell austrocknen. Tüte drum herum oder nicht. Einmal zu trocken, sind die Zwiebeln verloren und treiben nicht mehr aus. Geht es nach Galanthus ist jeder Tag außerhalb des Bodens bereits ein Tag zu viel.
Schneeglöckchen im Frühlingswind | Video
Warum kaufen Sammler und Experten Galanthus nur blühend?
Bekennende Schneeglöckchensammler kaufen seltene, sortenreine Schneeglöckchen am liebsten blühend und direkt bei anerkannten Züchtern. Bei ihnen finden Liebhaber dann auch Schneeglöckchen mit gefüllten Blüten oder stark duftende oder Blüten mit besonders hübscher Zeichnung. Der Bildband Galanthus ist diesbezüglich eine Offenbarung und weckt bei Galanthus-Freunden und Sammlern Wünsche.
Ich muss Sie allerdings warnen: Die Preise, die für besonders seltene Schneeglöckchen aufgerufen werden, sind enorm. Wie das eben so ist, wenn Kunden echte Liebhaber sind, spielen Preise keine Rolle mehr – Vernunft auch nicht. Immerhin haben die Käufer so Gewissheit, eine Pflanze zu erstehen, die exakt so aussieht, wie gewünscht und eben etwas ganz Besonderes ist.
Warum sind Schneeglöckchen so teuer?
Tulpen gibt’s für etwas 10 Cent pro Zwiebel, ein einzelnes blühendes Schneeglöckchen kann an einem der bekannten Schneeglöckchentage 350.- € und mehr kosten. Woran liegt das? Ist Schneeglöckchen vermehren nicht genauso einfach wie das Vermehren von Tulpen und Narzissen? Leider nein?
- Es dauert bis zu sieben Jahre bis eine sichere neue Schneeglöckchensorte geschaffen wurde. Sicher meint: Die Töchter und Enkel der neuen Sorte müssen so aussehen wie ihre Mütter und nicht plötzlich wieder zurück in die Urform fallen. Dabei fällt naturgemäß viel „Ausschuss“ an. Der Ausschuss ist dann zwar noch immer nett anzusehen, aber eben keine neue Sorte, die man weiter vermehren und am Ende auch verkaufen kann.
- Um neue Schneeglöckchensorten zu züchten brauchen Gärtner viel Zeit, Erfahrung, Fachkunde und noch mehr Geduld. Das gilt allerdings auch für die Zucht vieler anderer Pflanzen. Der Unterschied: Stauden lassen sich einfach, schnell und massenhaft durch Stecklinge vermehren, Schneeglöckchen nicht. Eine Zwiebel, zwei Blätter, ein Blütenstiel (in der Regel).
- Schneeglöckchen-Gärtner bringen keine Massenware auf den Markt, sondern die schmale Ausbeute vieler Jahre Zuchtarbeit.
- Die Verkaufssaison ist sehr kurz. Sie dauert nur ein bis zwei Monate. Alles konzentriert sich auf bekannte Schneeglöckchentage in England Ende Januar / Anfang Februar. Verlängerung gibt’s dann bei hiesigen Schneeglöckchentagen von Februar bis in den März hinein. Danach ist Schluss mit der Glückseligkeit. Wer danach noch sichere Schneeglöckchen kaufen will, fährt zu einem anerkannten Züchter und hofft nicht auf Restposten, sondern bestellt fürs nächst Jahr vor oder bittet um ein Schneeglöckchen mit Samenständen – aus guten Gründen.
Wenn es Ihnen jedoch um die hübschen Frühlingsblumen geht und nicht um bestimmte Sorten, dann ist Schneeglöckchen vermehren ganz einfach. Doch der Reihe nach:
Stehen Schneeglöckchen unter Naturschutz?
Hierzulande finden Sie leider kaum noch Schneeglöckchen in freier Natur. Deswegen stehen sie auch schon länger unter Naturschutz und dürfen weder gepflückt, noch ausgegraben werden. Dennoch gelangen immer wieder illegal, in freier Natur ausgegrabene Schneeglöckchenzwiebeln in den Handeln – vorwiegend aus der Türkei. Wirklich schade. Ich kann ja verstehen, wenn „arme“ Bauern sich so ein Zubrot verdienen möchten, aber durch die illegalen Methoden schaden sie der Natur. Zudem bekommen Gartenfreunde am Ende nur selten die Pflanzen, die sie im Versandhandel bestellt haben. Sie werden getäuscht.
Wenn es Ihnen jedoch nur darum geht, Schneeglöckchen in den eigenen Garten zu bekommen, gibt es einen wirklich zuverlässigen Weg. Noch dazu kostenlos.
Schneeglöckchen vermehren für Gartenfreunde
Wer einmal die einheimischen Frühlingsboten im Garten hat, darf sich bald über viele weiße Glöckchenblüten im Frühling freuen. Schneeglöckchen vermehren sich nämlich rasant. An sonnigen bis halbschattigen Standorten, zwischen Gehölzen, unter Bäumen oder entlang von Hecken verwildern sie gerne. Ameisen kommen ihnen zu Hilfe. Sie warten nur darauf, dass der Fruchtknoten der Schneeglöckchen platzt. Jedes Schneeglöckchensamen hält für seinen tierischen „Geburtshelfer“ nämlich ein schmackhaftes Protein-Paket bereit. Ameisen lieben es und tragen die Saat bereitwillig woanders hin. So verteilt sich der Schneeglöckchenbestand auch ohne gärtnerisches Dazutun.
Wie kommen Schneeglöckchen in den Garten?
Sie haben zwei Optionen:
- Kaufen Sie einen Topf mit blühenden Schneeglöckchen in der Gärtnerei.
- Oder aber Sie bitten eine Gartenfreundin, Ihnen einen Tuff Schneeglöckchen zu schenken.
Pflanzen Sie jedes einzelne Schneeglöckchen mit einer Zwiebel, zwei Blättern und einem Blütenstiel an eine neue Stelle im Garten. Dort nur kurz angießen und abwarten. Lassen Sie das Laub und den Fruchtknoten dran. Sobald der Fruchtknoten reif ist, fallen Samen aufs Erdreich und Ameisen tragen ihn weg. Wohin genau sehen Sie im nächsten Jahr.
Welcher Standort und Boden?
Schneeglöckchen wachsen überall. Egal ob sonniges, halbschattiges oder schattiges Beet: Die Frühblüher blühen überall im Garten und verwildern gerne vor und zwischen Gehölzen, zwischen anderen Stauden im Halbschatten.
- Die genügsamen Geophythen (Zwiebelgewächse) gedeihen sogar in Betonpflanzsteinen und im Steingarten.
- Der Boden sollte kalkhaltig, humos und locker sein.
- Staunässe wird nicht vertragen.
Besteht Schneckengefahr?
Ja und Nein. Wenn Schneeglöckchen blühen, befinden sich Schnecken meistens noch im Winterschlaf. Aber nicht mehr lang. Es kommt ganz darauf an, wie mild der Winter ist und wann der Boden wieder aufgetaut ist. Bereits ab Ende Februar / Anfang März erwachen die Viecher und wenn Ihnen Ihre Gartenpflanzen lieb und teuer sind, sollten Sie sich bereits im Vorfrühling eine Strategie gegen Schnecken zurechtlegen und beizeiten handeln. Wie genau, beschreibe ich gleich nebenan.
Schneeglöckchen pflegen: was ist wichtig?
- Schneeglöckchen wollen möglichst lange in Ruhe gelassen werden. Nicht hacken, nichts machen, was stören könnte.
- Entfernen Sie Unkraut an Stellen wo Frühblüher wachsen, immer nur selektiv.
- Lassen Sie nach der Blüte Blätter und Samenstände einfach dran und in Ruhe welken.
- Entfernen Sie, wenn überhaupt, das Kraut erst im Sommer wenn es braun geworden ist.
- Reife Samenstände holen sich Ameisen, was extrem wichtig ist, um zuverlässig, und einfach im Garten Schneeglöckchen zu vermehren.
- Killen Sie keine Ameisen. Sie übernehmen im Garten viele wichtige Aufgaben wie Schneeglöckchen vermehren, aber auch Schachbrettblumen und Pfingstrosen profitieren von ihrer Fürsorge.
- Düngen Sie keine Schneeglöckchen. Zu gut genährte Schneeglöckchen treiben nur Blätter und blühen kaum oder gar nicht.
Gute Pflanzpartner und warum sind sie wichtig?
- Winterlinge, Eranthis hyemalis blühen gleichzeitig und zaubern gemeinsam mit Schneeglöckchen Vorfrühling.
- Zwerg-Iris, Iris retuculata, die kleinste Zwiebel-Iris hat nur eine extrem kurze Blütezeit. Aber sie ist ein echter Lichtblick für alle, die Winter leid sind und endlich wieder Farbe im Garten sehen möchten.
- Krokusse, insbesondere kleine botanische Krokusse wie der Elfenkrokus.
- Lerchensporn, Corydalis, eine heimische Wildstaude und Geophyt (Zwiebelgewächs). Es gibt gartenwürdige Sorten, die gerne verwildern, wo sie sich wohlfühlen. Das Beste: Einmal gepflanzt müssen Sie sich nicht weiter um die genügsamen Frühblüher kümmern. Sie erscheinen plötzlich, blühen, welken, ziehen sich danach komplett zurück und machen wieder Platz für andere Stauden im Halbschatten oder lichten Schatten. Lerchensporn funktioniert auch bestens auf Baumscheiben, zum Unterpflanzen von Stämmchen in Containern (Hochbeeten aus Fässern) oder zwischen Mini-Hostas.
- Sternhyazinthen, Schneestolz, Blausternchen, Chionodoxa, dieser Frühblüher trägt viele Namen und ist überaus hart im Nehmen. Wächst in freier Natur auf 1600 bis 2000 Metern Höhe und erscheint direkt nach der Schneeschmelze.
Setzen Sie Schneeglöckchen zwischen Hostas oder anderen spät austreibenden Stauden wie Storchschnabel (Geranium) oder neben Taglilien. Ihre Blätter kaschieren später welkende Schneeglöckchen und sorgen nebenbei rasch wieder für ein „aufgeräumtes“ Beet.
Sind Schneeglöckchen giftig?
Ja. Alle Teile der Schneeglöckchen sind giftig. Nicht essen, nicht rauchen, nicht als Tee aufgießen. Nur anschauen. Tragen Sie beim Hantieren bitte Handschuhe, denn der Pflanzensaft kann bei Empfindlichen fiese Ekzeme bis hin zur Kontaktallergie auslösen. Einmal erworben werden Sie eine Kontaktallergie nie wieder los.
In der Vase halten sich die hübschen Frühblüher für gut eine Woche.
Sie können natürlich auch Schneeglöckchenzwiebeln im Fachhandel kaufen. Aber ob diese Zwiebeln auch austreiben, ist ungewiss. Je frischer die Zwiebeln sind, desto besser. Also nach dem Kauf sofort setzen und das Beste hoffen.
Gute Blumenzwiebelhändler versenden ihre Blumenzwiebel exakt zur Pflanzzeit.
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.