Pflanzen zu stützen oder zu stäben (anbinden) oder nicht, ist (k)eine Glaubensfrage. Manche würden am liebsten jeden Spargel hochbinden, andere sehen das Thema entspannter und verlassen sich lieber auf natürlich stabile, optimal gedüngte Pflanzen und einen gnädigen Wettergott. Irgendwo zwischen Hoffnung und Bangen gibt es Lösungen und Pflanzenstützen für Vertreter beider Glaubensrichtungen.
Warum ist Pflanzen stützen (k)eine Glaubensfrage?
Drei Kriterien entscheiden über den Einsatz von Pflanzenstützen.
1. Der richtige Standort
In windgeschützte Ecken des Gartens sind die meisten Pflanzenstützen überflüssig. Doch überall dort, wo erfahrungsgemäß jeder Luftzug schnell zum Sturm mutiert, sind Stützen und Pflanzstäbe durchaus ratsam – zumindest für höheren Stauden wie Rittersporn oder Eisenhut. Im Spätsommer, wenn hohe Schmuckdahlien und Sommerblumen wie Cosmos/Schmuckkörbchen in voller Blüte stehen, helfen versteckte Pflanzstäbe oder Haselnussruten auch ihnen die Balance zu wahren und retten so manche Blume vor dem vorzeitigen Aus. Abgesehen davon ist es wesentlich leichter durch die Reihen zu gehen, um regelmäßig Verblühtes abzuschneiden, wenn hohe Pflanzen stehen und nicht kreuz und quer in den Beeten liegen.
2. Die endgültige Wuchshöhe der Pflanze
Alles unter einem Meter kommt von Natur aus ohne Stütze aus. Allerdings neigen sich regennasse Blüten von Staudenpfingstrosen ungestützt schnell zu Boden und bedrängen dadurch ihre Nachbarschaft. Schade um das schöne Bild. Abhilfe schaffen stabile und zugleich fast unsichtbare Mondstützen, die Sie ringsum unter die knospigen Triebe in die Erde stecken. Die Blütentriebe werden dabei nicht angebunden, sondern liegen elegant auf den Mondstützen und bedecken diese komplett.
Auch junge Rosen mit schwachen Trieben und hochgezüchteten, großen, schweren Blüten kommen in den ersten beiden Standjahren kaum vom Boden weg. Felidae, Young Lucidas oder Abraham Darby sind dankbar für eine unterstützende „Erziehung“ mit Bambusstäben. Sehr hilfreich auch um Rosen anfangs ringsherum in die Breite zu leiten. Die jungen Rosenstöcke bauen sich von der Basis her breiter und stabiler auf und wachsen besser zu einem rundlichen Busch heran.
Die allermeisten Beet- und Strauchrosen schaffen dies jedoch auch von ganz alleine.
Und dann gibt es noch Pflanzen, die am Weg entlang stehen und davor abgehalten werden müssen, sich quer über diesen zu legen. Ein typischer Fall von falscher Pflanze am falschen Ort und oft genug das Ergebnis von Unerfahrenheit des Gärtners oder auch von Selbstaussaat. Fällt die Entscheidung zum Versetzen der Pflanze an einen besseren Platz zu schwer, helfen kleine, unauffällige, idealerweise selbst gemachte Pflanzenstützen aus Draht fürs Erste, den Wege und Treppen freizuhalten.
3. Bepflanzung und Pflanzengemeinschaften
In einem gut geplanten und bepflanzten Stauden- und Sommerblumenbeet stützen sich viele Pflanzen mit der Zeit gegenseitig. Sie müssen nur noch bei extrem hohen Pflanzen eingreifen. Ein gutes Beispiel bietet Hortensie Annabelle, die anfangs noch mit sehr weichen Trieben daherkommt. Man ist schnell geneigt, jeden einzelnen Trieb anzubinden, sähe das nicht so bescheiden aus. Mit einem stützenden Korsett aus Gitter- oder Ringstützen steht Annabelle auch in ihren Kindertagen richtig gut da. Inzwischen gibt es von Peacock ein großes Gitter für Hortensie Annabell.
Noch schöner, allerdings auch arbeitsintensiver ist ein gepflanzter Stützwall aus Buchsbaum, niedrig gehaltenen Eiben rund um die imposante Ballhortensie. Mehr über Hortensie Annabell und ihre Alternativen im Schwesterblog Blumenbilder.org.
Pflanzen stützen ja, aber so bitte nicht:
Planen Sie schon beim Pflanzen genügend Platz für Stauden oder Sommerblumen ein und denken Sie daran, dass sie sich noch entwickeln. Zwischen Schnüren und Stöcken eingezurrte Pflanzen sehen erbärmlich aus und entsprechen nicht ihrem natürlichem Habitus. Scheuerstellen an Schnur und Stab sind außerdem offene Eintrittspforten für allerlei Pilzerkrankungen.
Gladiolen brauchen keine Dachlatten, um gerade zu wachsen. Umringt von anderen stützenden Stauden und tief genug gepflanzt, stehen Gladiolen von ganz alleine aufrecht im Beet. Wäre dies nicht so, gäbe es auch keine Gladiolen zum Selberschneiden frisch vom Acker. Dort bindet auch niemand die eleganten großblumigen Sommerblumen an. Wenn Sie sich unsicher sind, das Beet ziemlich abschüssig ist oder die Lage zu windig: Stecken Sie besser mittelhohe bis kleine Landhaus-Gladiolen oder gleich die heimische Siegwurz. Sie sind mindestens so hübsch wie Schmetterlingsorchideen, sind standfest und manche von ihnen sogar winterhart.
Gänzlich ungestützt schaffen es auch Japanische Herbstanemonen, Gelenkblumen, Fetthenne, Montbretien, viele Astern, Steppensalbei, Fackellilien, Orientalischer Mohn, Steppenkerze, Prachtkerze, Fingerhut, Lupinen, Lilien, Yucca und viele andere Gräser und Stauden bis in den stürmischen Herbst.
Anstatt also alles Hohe starr anzubinden, räumen Sie ihnen einfach mehr Platz ein und setzen Sie es in den Hintergrund der Beete. Das sieht besser aus und hilft auch gegen vorzeitiges Umfallen.
Düngen Sie mit einem Kalium betonten Dünger, der möglichst wenig Stickstoff enthält. Kalium festigt das Pflanzengewebe und macht es stark und widerstandsfähig. Stickstoff forciert dagegen das Pflanzenwachstum, macht aber zugleich das Zellgewebe weich.
Pflanzen stützen für jedes Budget
Im Handel gibt es allerlei Pflanzenstützsysteme. In meinem Garten haben sich besonders die unauffälligen dünnen Pflanzstäbe aus Fiberglas oder verzinkten Stahl in Schwarz oder mit dunkelgrüner Pulverbeschichtung bewährt. Es gibt sie in verschiedenen Höhen und Drahtringe oder Drahtgittern mit verschiedenen Durchmessern lassen sich einfach andocken und wieder entfernen. Preiswerter und ebenfalls flexibel sind einfache (quer liegende) Rankhilfen aus Bambus oder einzelne Bambusstäbe, die zusammen mit natürlichem Schnüren aus Bast oder Hanf höhere Blumen ebenfalls gut stützen ohne dabei die Optik zu stören. Stabile Mondstützen sind ebenfalls sehr schön, insbesondere um schwere Pfingstrosenblüten von unten her zu stützen.
Pflanzen stützen zum Nulltarif: wie und womit?
Handwerklich geschickte Gartenfreunde mit Zugriff auf Weide, Haselnuss, Rattan und/oder Bambus haben es besonders einfach. Sie schlagen einfach zwei oder drei stabile Stäbe in den Boden und umflechten diese an Ort und Stelle. So entstehen Flechtzäune überall dort, wo sie gebraucht werden und exakt in Höhe und Breite wie erforderlich. Diese natürlichen Pflanzenstützen halten zwar nicht für die Ewigkeit, sind aber preiswert, schnell geflochten und werden durch ihr natürliches Baumaterial nicht als störend empfunden.
Und dann gibt es noch die Leichtbau-Variante von Pflanzenstützen aus Spanndraht – Marke Eigenbau. Sie sind blitzschnell fertig und halten überbordende Pflanzenfülle völlig unauffällig in Schach.
Weitere Blumenbilder mit Sommerblumen
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.