Blüten im November bedeuten, die Gärtnerin hat alles richtig gemacht. Aber auch der Klimawandel verantwortet die späte Blüte vieler Stauden und Sommerblumen, denn die Jahreszeiten haben sich in den letzten Jahren extrem verschoben. Milde Winter, extrem heiße Sommer, dazu ein Frühling, der nicht weiß, was er will. Und der Herbst? Auf ihn dürfen wir uns (noch) vorbehaltlos freuen, denn er bleibt lange warm und oft sonnig. Weihnachten milder als Ostern. Wohin das wohl alles noch führt? Ganz klar: Zu ungewohnt späten Blüten im November.
Der Klimawandel beschert Blüten im November
Was blüht denn noch im November?
Viele Stauden und Rosen sind inzwischen in der Verlängerung. In meinem Garten blühen Herbstmargeriten und Chrysanthemen bereits seit Wochen. Erst waren die kleinen Mauerhocker dran, nun blüht eine halbhohe, etwa 60 cm hohe und weiße Sorte. Wie ein dicker runder Blumenstrauß stehen die Stauden und locken nachmittags, wenn die Sonne scheint, noch immer zahlreiche Bienen und Schmetterlinge an. Wohlgemerkt: Es ist November!
So schön blühen Chrysanthemen im November | Video
Hinzu kommen Chrysanthemen in Rosa, Lila und Rostrot. Einige davon habe ich im Frühling, als sie schon sehr früh sehr hoch gewachsen waren, radikal runter geschnitten (Chelsea-Schnitt) und aus dem Schnittgut Stecklinge gemacht. Was soll ich sagen: 95 Prozent dieser Stecklinge sind was geworden und blühen sogar. Zwar wurden die Jungpflanzen im Laufe des Sommers nur etwa halb so hoch wie die Mutterpflanzen aber die fehlende Höhe machen sie nächstes Jahr bestimmt wieder wett.
Welche Sommerblumen starten im Herbst noch einmal durch?
Sommerhitze stresst viele Sommerblumen, so auch die sonst so robuste Kapuzinerkresse. Doch sobald die Hitze vorbei ist und der Herbst endlich Regen beschert, erholen sich viele einjährige Sommerblumen. Vorne dran Kapuzinerkresse. Sie bildet dichte Bestände und bringt richtig viel Farbe in den November.
Kalifornischer Goldmohn, gelbe Wucherblumen, Klatschmohn füllen das große Hangbeet dicht an dicht. Dort wachsen Taglilien, Astern, Löwenmäulchen, Echinacea, dazwischen sitzen Frühblüher, wie Tulpen, Krokusse, Polsterstauden, Bodendecker Duftsteinrich und Diptam, der Brennende Busch. Das Beste an Blüten im November ist, sie blühen von ganz alleine. Einige der genannten Sommerblumen blühten bereits im Juni, säten sich selbst aus und jetzt blüht bereits die zweite Generation. Sämlinge, die dieses Jahr nicht mehr blühen, lasse ich stehen. Sie blühen nächstes Jahr umso früher.
Viele Rosen blühen bis zum Frost
Bunt treiben es auch einige Rosen. New Dawn zeigt eine hübsche Blüte nach der anderen. Märchenrose Pomponella, Sommerwind, Graham Thomas, Rose Mary Rose und viele andere (englische) Rosen bringen noch immer dicke Knospen und Blüten hervor. Es ist einfach unglaublich wie gut sich diese Rosen so spät im Jahr noch halten. Ihre Begleiter, einige Clematis stehen auch wieder in voller Blüte. Anfang November!
Welche Rosenbegleiter und Stauden blühen im November?
Und während sich das Grün der Traubenhyazinthen überall frech in den Vordergrund drängt, möchten weder Rudbeckien noch das hübsche Schönhütchen Winterruhe halten. Sie blühen noch immer und zeigen derzeit sogar frisches Laub.
Gleiches gilt für einige Storchschnäbel. Im Zuge von Umpflanzaktionen hatte ich sie erst neulich abgeschnitten und verpflanzt. Sie danken es jetzt mit einem dritten Blütenflor. Ebenso verhalten sich Staudenlein, Schleifenblume (Iberis), kleine Korkardenblumen und einige Lavendel. Jawohl: Auch mein Lavendel blüht im November!
Dahlien halten durch bis zum 1. Frost
Bei all der Blütenpracht dürfen Dahlien natürlich nicht fehlen. Sie gelten ohnehin als die Königinnen des Herbstes, allerdings müssen Sie heuer diese Ehre teilen mit all den anderen fleißigen Spätblühern im Garten. Duftsteinrich und Fetthenne holen jetzt auf, was sie im heißen Sommer verpasst haben. Dahlie Roxana hält sich im Kübel fast so schön wie im Freiland. Mangels Frost stehen alle Dahlien noch prächtig da und schieben eine Blüte nach der anderen, deshalb hole ich mich alle paar Tage auch einen neuen Blumenstrauß mit den schönsten Dahlien ins Haus.
Der Klimawandel hat auch gute Seiten und das zeigt sich im November. Er ist blütenreich und ungewöhnlich mild. Wenn es nach mir geht, darf es gerne auch so weiter gehen. Dann bleiben Kübelpflanzen wie Oleander, Granatapfel und echter Gewürzlorbeer noch eine Weile draußen und müssen nicht ins viel zu enge Winterquartier.
Auch wenn eigentlich langsam Ruhe einkehren sollte: Solange der Garten in der Verlängerung ist, gibt’s auch für mich immer was zu tun. Beispielsweise Blumenzwiebeln pflanzen und zwei neue wurzelnackte Rosen müssen auch noch in die Erde und was steht bei Ihnen so noch im Garten an?
Wieso blühen Blumen noch im November?
Gibt es einen Trick, warum vieler meiner Sommerblumen noch im November blühen, während woanders längst tote Hose im Garten ist? Ja, es liegt an der richtigen Pflege und am rechtzeitigen Ausputzen. Sobald Rosen, Stauden oder Sommerblumen Samen ansetzen, hören sie auf zu blühen. Deswegen gilt: Schneiden Sie Verblühtes immer ab, solange Sie selbst keine Samen gewinnen möchten.
Fiona Amann ist Werbetexterin, Bloggerin, Produktfotografin, Blumenfotografin und gärtnert leidenschaftlich gerne. Im Gartenblog "Wo Blumenbilder wachsen" teilt sie Gartenwissen aus über 4 Jahrzehnten stellt Lieblingspflanzen & ihre Pflege vor. Außerdem: Lieblingsrezepte aus ihrer Landküche.